Wegen Corona steigt die Nachfrage nach Haustieren
Das sagen Tierheime und Züchter zu dieser Entwicklung
RAVENSBURG/WANGEN/AMTZELL - Während der Corona-Krise arbeiten viele von zu Hause aus. Deshalb möchten einige diese Zeit nutzen, um ein Haustier bei sich aufzunehmen und es an die neue Heimat zu gewöhnen. Die Zahl der Tieradoptionen ist während der Corona-Krise deutlich gestiegen. So sieht es im Landkreis Ravensburg aus:
„Die Nachfrage nach Hundewelpen hat sich bei uns in diesem Jahr verdoppelt“, sagt Melanie Marek. Sie betreibt die kleine Labrador Zucht „Labrador vom Schussental“in Ravensburg. Die Züchterin hat einen Wurf mit etwa sieben Welpen im Jahr. „Normalerweise haben wir etwa 20 Anfragen für die Welpen. In diesem Jahr waren es mehr als 40“, sagt Melanie Marek.
Sie überprüft die künftigen Hundehalter immer. In der aktuellen Situation achte sie noch genauer darauf, ob die Interessenten geeignet sind. „So ein Hund ist eine Anschaffung für die nächsten zehn bis 15 Jahre. Wenn ich einen Welpen bei mir aufnehme, ist das erst mal ein Fulltimejob – auch über die HomeofficeZeit hinaus. Darüber müssen sich die Interessenten im Klaren sein“, sagt Melanie Marek. In einigen Gesprächen
werde schnell klar, dass die Familie noch nicht bereit für einen Hund sei, sagt die Züchterin. „Ich gebe die Welpen nur ab, wenn ich das Gefühl habe, dass Zeit für den Hund da ist und alles drum herum passt“, sagt sie.
Im Tierheim Berg-Kernen hingegen ist die Nachfrage nach Haustieren
während des Lockdowns nicht gestiegen. „Da gibt es bei uns keine Veränderung“, sagt Tierheimleiter Dragos Margaritaru. Das Tierheim hatte den Publikumsverkehr parallel zu den Schulschließungen eingestellt. Nur Stamm-Gäste, die die Tiere zuvor schon oft besucht hatten und keine Betreuung oder menschlichen Kontakt benötigen, durften ins Tierheim kommen. Vermittlungsgespräche fanden aber trotzdem statt. „Für Vermittlungen von Tieren machen wir Termine für Einzelgespräche aus“, sagt Margaritaru.
Deutlich ruhiger als sonst ging es in den vergangenen Monaten auch im Tierheim Karbach zu. Denn momentan leben weniger Tiere als sonst dort. Das hat zwei Gründe, erklärt Astrid Weber, zweite Vorsitzende des Tierheims. Zum einen seien während der Corona-Krise viele Tiere vermittelt worden. Zum anderen wurden auch weniger Tiere dort abgegeben. „Wir haben viel weniger Tiere aufgenommen, als sonst zu dieser Jahreszeit“, sagt Astrid Weber. Warum das so ist, ist auch für sie ein Rätsel. „Vielleicht haben die Leute durch Corona mehr Zeit, sich um ihre Tiere zu kümmern und brauchen deshalb weniger unsere Hilfe“, mutmaßt sie. Im Frühjahr werden viele Katzenbabys geboren. Deshalb leben im Tierheim Karbach in normalen Jahren um dieser Jahreszeit rund 30 bis 35 Katzen. Aktuell sind es nur 20. Vier Hunde hat das Tierheim während der Corona-Zeit vermittelt. „Fünf Hunde leben derzeit noch bei uns. Die sind aber alle schwer vermittelbar. Die Hunde, die wir vermittelt haben, waren alle handelbar. Sie haben nur auf die passenden Leute gewartet“, sagt Astrid Weber.
Die Zeit im Homeoffice könne durchaus genutzt werden, um die meist älteren Tiere einzugewöhnen, sagt Astrid Weber. „Normalerweise müssen sich die Leute für die Eingewöhnung extra Urlaub nehmen. Jetzt klappt es auch so“, sagt sie.