Schwäbische Zeitung (Wangen)

Teure Überraschu­ngen für Kißlegger Räte

Warum die neuen Wasserleit­ungen in der Bahnhofstr­aße und in Immenried mehr kosten

- Von Bastian Schmidt

KISSLEGG - Einen deutlich größeren Umfang als geplant nimmt das Thema „Wasservers­orgung“im Jahr 2020 in den Finanzen der Gemeinde Kißlegg ein. Eigentlich wollten die Räte in ihrer Sitzung am vergangene­n Mittwochab­end nur über die Vergabe der Arbeiten zur Erneuerung der Wasserleit­ung Zeppelinst­raße-Bahnhofstr­aße beraten. Doch dann gab es eine kostspieli­ge Überraschu­ng.

Ursprüngli­ch sollen in der Zeppelinst­raße alte Wasserleit­ungen durch neue Leitungen mit einem größeren Durchmesse­r ausgetausc­ht werden. Den Beschluss zu dieser Maßnahme hatte der Rat bereits im März diesen Jahres gefasst, die Arbeiten wurden Anfang Juli ausgeschri­eben. Insgesamt wurde ein Kostenrahm­en von 168 000 Euro plus 30 000 Euro für die Entsorgung von Altlasten angesetzt. Allerdings zeigen die Ergebnisse eines Bodengutac­htens, dass das Areal rund um den Bahnhof deutlich mehr Altlasten aufweist, als im Vorfeld vermutet wurde.

Auf rund 1500 Tonnen schätzt Tiefbauamt­sleiter Christian Detzel die zu entsorgend­en, belasteten Erdmassen. Alleine die Kosten hierfür werden auf etwa 113 000 Euro geschätzt, was das Gesamtvolu­men der Maßnahme auf knapp über 300 000 Euro erhöht. Dies sei ärgerlich, aber leider auch „ein recht normaler Befund

im Umfeld eines Bahnhofs“, erklärte Bürgermeis­ter Dieter Krattenmac­her in diesem Zusammenha­ng. Gerade für die Errichtung von Bahntrasse­n sei früher jedes beliebige Material verwandet worden, sehr häufig Schutt und Abbruchmat­erial von anderen Baustellen. „Mit dem Umweltschu­tz hat man es damals noch nicht so genau genommen. Hauptsache die Dampflok fuhr“, so Krattenmac­her.

Doch damit nicht genug. Zusätzlich zu dieser Kostenstei­gerung musste der Bürgermeis­ter die Räte über ein weiteres Problem informiere­n. Nachdem vergangene Woche die Druckerhöh­ungsanlage am Wasserhoch­behälter bei Immenried in Betrieb genommen wurde, habe ein alter Wasserstra­ng, der bislang in den Unterlagen nicht vermerkt war, dem erhöhten Druck nicht standgehal­ten. Dieser müsse nun ebenfalls außerplanm­äßig erneuert werden, damit die Wasser- und Löschwasse­rversorgun­g in Immenried gewährleis­tet werden kann. Hierfür hat der zuständige Wasservers­orgungsver­band Obere Schussenta­lgruppe eine Kostenschä­tzung von 76 000 Euro vorgelegt. Der Beschluss für diese Maßnahme obliege zwar dem Ortschafts­rat, die Finanzieru­ng bleibt jedoch bei der Gemeinde, so Krattenmac­her. Beide Maßnahmen zusammen haben somit ein Investitio­nsvolumen von rund 370 000 Euro. Im Haushaltsp­lan der Gemeinde sind bislang für die Wasservers­orgung, als Eigenbetri­eb der Gemeinde, lediglich Investitio­nsmittel in Höhe von 250 000 Euro im Wirtschaft­splan 2020 eingeplant.

Um die Differenz von 120 000 Euro zu decken, hat der Gemeindera­t daher einstimmig beschlosse­n, dem Wasservers­orger ein zusätzlich­es, außerplanm­äßiges Trägerdarl­ehen in dieser Höhe zur Verfügung zu stellen. Die Verschiebu­ng des Geldes innerhalb der Verwaltung habe laut Roland Kant, Amtsleiter der Finanzverw­altung, den Vorteil, dass es deutlich zügiger vonstatten gehen würde, als eine Kreditaufn­ahme bei der Bank. „Nur so können wir einen Beginn der Arbeiten noch in diesem Jahr gewährleis­ten“, so Kant. Die Alternativ­e einer Fremdfinan­zierung hätte die Aufstellun­g eines Nachtragsh­aushalts für den Wasservers­orger samt Gemeindera­tsberatung­en, der Vorlage bei der Kommunalau­fsicht und der Genehmigun­g des Darlehens nach sich gezogen. „Insofern ist dies der elegantere Weg“, so Kant.

Bei der Frage, ob das geliehene Geld der Gemeinde im Laufe des Jahres allerdings an anderer Stelle fehlen könnte, wollte sich Kant nicht festlegen. Dies hänge auch davon ab, wie sich andere Bauprojekt­e im Laufe des Jahres entwickeln werden. „Ich gehe davon aus, dass es in diesem Jahr nicht fehlen wird. Spannend wird es dann im nächsten Jahr“, so Kant.

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FOTO: SEBASTIAN KAHNERT/DPA Sowohl in Kißlegg, als auch in Immenried wird die Erneuerung der Wasserleit­ungen teurer als gedacht.

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