Das Tempo als Schlüssel zum Sieg
FV Ravensburg II bejubelt überraschenden Pokalerfolg – Berg hadert mit Chancenwucher
RAVENSBURG - Nach dem Schlusspfiff versammelte Oliver Ofentausek seine Mannschaft ganz in der Ecke der Ravensburger Cteam-Arena im Schatten. Der Trainer des FußballVerbandsligisten redete minutenlang auf seine Spieler ein, gestikulierte viel. Viel Grund zur Zufriedenheit konnte Ofentausek aber auch nicht haben. Schließlich hatte Berg in der ersten Runde des Verbandspokals überraschend beim Landesligisten FV Ravensburg II mit 2:4 (0:1) verloren.
Ganz anders war die Stimmungslage wenige Meter von Ofentausek und dem TSV Berg entfernt. Die jungen Ravensburger tanzten im Kreis und riefen: „Derbysieger, Derbysieger, hey, hey!“Trainer Fabian Hummel betrachtete die Jubeltraube und war sichtlich stolz. „Die Spieler sind gierig und sie setzen schnell um, was wir uns vorstellen“, meinte Hummel. „Sie haben die Schwachstelle von Berg offengelegt.“Was Hummel damit meinte, wurde in der Partie vor knapp 200 Zuschauern am Samstag schnell deutlich. Der FV II machte Druck auf Bergs Torwart Alin Constantinescu und die Verteidiger vor ihm. „Wir wollten ihnen ihre Stärke im Umschaltspiel nehmen“, sagte Hummel. Und gleichzeitig wollte Ravensburg seine Schnelligkeit nutzen.
Und das klappte. Awed Issac Abeselom und David Hoffmann gewannen viele Laufduelle gegen Bergs Verteidiger Andreas Frick, Dominik Damjanovic und Niko Maucher. Mit einem langen Pass in den Lauf von Hoffmann leitete Moritz Hartmann das 1:0 ein, beim 2:0 nach der Pause ließ Abeselom alle Berger stehen. Beim 3:1 durch Hoffmann stimmte die Ordnung in Bergs Hintermannschaft ebenfalls nicht – dazu kam Torwart Constantinescu zu zögerlich raus und wurde überlupft. Auch das 4:2 in der Nachspielzeit verdankte der FV dem Tempo von Abeselom.
Für Bergs Trainer Ofentausek war der Matchwinner eindeutig: „Abeselom hat das überragend gemacht“, lobte Ofentausek. „Er hat richtig Betrieb gemacht, er zieht die gesamte Offensive mit. Er ist ein geiler Kicker, der eigentlich in der Landesliga nichts zu suchen hat.“Die Berger hätten Abeselom gerne verpflichtet – gut möglich ist aber, dass der pfeilschnelle Stürmer bald (wieder) noch eine Liga höher auftauchen wird – nämlich im Oberligakader von FVTrainer Steffen Wohlfarth. Wohlfarth war am Samstag interessierter Zuschauer der Pokalpartie und dürfte sich den Auftritt von Abeselom notiert haben. Neben dem Doppeltorschützen verdienten sich auch Hoffmann (ebenfalls zwei Tore) und Hartmann Bestnoten.
Bei Berg dagegen kam nur Dan Constantinescu auf Normalform. Für den ambitionierten TSV war es ein denkbar schlechter Start in die lange Saison 2020/21. Auf harte Kritik verzichtete Ofentausek zwar. „Konditionell sind wir schon gut, auch spielerisch war es phasenweise gut“, suchte Bergs Trainer das Positive. Doch Ofentausek kam nicht drumrum, eingestehen zu müssen, dass es kein guter Auftritt seiner Mannschaft war. „Wir waren im Kopf zu träge, wir sind ausgekontert worden wie Schuljungen.“Dazu ließ Berg Chancen teils fahrlässig liegen.
Die gute Laune beim FV II soll anhalten. „Die halbe Mannschaft hat vor zwei Jahren noch in der U19 gespielt“, sagte Hummel. In der Startaufstellung standen drei Spieler, die 2019/20 noch U19-Spieler waren – Luis Halder, Max Biewer und Yannic Huber. „Das macht mich glücklich und zeigt, dass sie mehr sind als eine zweite Mannschaft, mehr als eine Oberliga-Reserve.“