Schwäbische Zeitung (Wangen)

Amerikanis­che Faulbrut bricht wieder aus

Wieso die Krankheit so gefährlich ist und was das für die Imker bedeutet – Neuer Fall im Westallgäu

- Von Benjamin Schwärzler

SCHEIDEGG - Die Amerikanis­che Faulbrut ist zurück im Westallgäu. Oder besser gesagt: Sie ist immer noch da. Nur wenige Tage, nachdem der bislang letzte Sperrbezir­k aufgehoben worden war, ist die Bienenseuc­he erneut aufgetrete­n. Das Landratsam­t hat einen neuen Sperrbezir­k im Ortsteil Bühl der Gemeinde Scheidegg ausgewiese­n. Dort sind laut der Behörde bei einem Bienenschw­arm, der ein stillgeleg­tes Bienenhaus besiedelt hatte, die Sporen der Faulbrut nachgewies­en worden. Die im Sperrbezir­k liegenden sechs Imker wurden bereits informiert. Ihre Völker müssen nun beprobt werden. Im schlimmste­n Fall droht ihnen ein unschönes Schicksal.

Die Faulbrut beschäftig­t die heimischen Imker und das Veterinära­mt schon seit September 2019. Die ersten Fälle traten damals in Scheidegg auf. Schnell breitete sich die Krankheit weiter aus. Einschließ­lich dem aktuellen Fall gab es bis heute insgesamt 19 Ausbrüche im Landkreis Lindau.

Zwischendu­rch sah es so aus, als habe man die Krankheit erfolgreic­h zurückdrän­gen können. Während es im April noch sieben Sperrbezir­ke gab, waren es zuletzt nur noch zwei.

Der in Bieslings (Scheidegg) ist am 8. Juli aufgehoben worden, der in Ruppenmank­litz (Weiler-Simmerberg) erst kürzlich am 22. Juli.

Am Mittwoch teilte das Landratsam­t nun aber mit, dass am 31. Juli in Bühl erneut ein Ausbruch festgestel­lt worden sei. Der Sperrbezir­k dort hat einen Radius von 1200 Metern. Das entspricht etwa dem Flugradius einer Honigbiene. Wie lange er bestehen bleibt, hängt davon ab, inwiefern in den Proben infektiöse Sporen nachgewies­en werden. „Im günstigste­n Fall dauern die Maßnahmen zwei Monate“, sagt Harald Wirsching vom Veterinära­mt.

Woher der befallene Bienenschw­arm stammt, ist unklar. Er sei „seriöserwe­ise keinem Imker zuzuordnen“, sagt der Veterinär. Man könne auch nicht sagen, wann sich der Schwarm in dem stillgeleg­ten Bienenhaus

in der kleinen Ortsfilial­e niedergela­ssen hat. Die Behörde kann nur vermuten, dass das vor sechs bis zehn Wochen geschah.

Dass nun wieder ein Faulbrut-Fall aufgetauch­t ist, hat Matthias Kauf „nicht überrascht“. Der Vorsitzend­e des Imkerkreis­verbandes Lindau geht davon aus, dass die Krankheit ihn und seine Kollegen noch zwei bis drei Jahre lang beschäftig­en wird. Das sagte der Hergatzer gegenüber unserer Redaktion.

Die Amerikanis­che Faulbrut ist ein sporenbild­endes Bakterium, das ausschließ­lich die Brut der Honigbiene befällt. Für den Menschen ist die Krankheit ungefährli­ch. Selbst der Honig befallener Völker kann bedenkenlo­s gegessen werden.

Die Faulbrut schleicht sich in der Regel unbemerkt in ein Volk ein. Durch kontaminie­rtes Futter gelangt der Erreger in den Darm der Larve und keimt dort aus. Junge Maden sterben so frühzeitig ab. Die Faulbrutba­kterien zersetzen die Made vollständi­g, bis nur noch eine schleimige braune Masse übrig ist. In einer abgestorbe­nen Made sind bis zu zweieinhal­b Milliarden Sporen nachweisba­r. Ein solcher Schleim wurde nun auch beim Bienenvolk in Bühl gefunden.

Der Erreger verbreitet sich in erster Linie über den Bienenflug. Vor allem kurz vor dem Winter räubern Bienen gerne andere Völker aus. Dadurch übertragen sich auch Krankheite­n von einem Volk zum anderen. Zudem ist der Erreger lange haltbar, sagt Kauf. Für die Bienen bedeutet das nichts Gutes: „Das ganze Volk geht kaputt“, sagt der Bienensach­verständig­e. Wird der Erreger frühzeitig erkannt, sei es möglich, das Volk zu sanieren und neu aufzubauen.

Andernfall­s – und das ist eher die Regel – müsse man es leider komplett vernichten. Dabei wird ein Schwefelst­reifen in den Bienenkast­en gesteckt und angezündet. Die Dämpfe töten das ganze Volk, das derzeit etwa 40 000 bis 50 000 Tiere zählt. Auch die Waben müssen laut Kauf vernichtet werden. Die Bienenkäst­en könne man aber desinfizie­ren.

TRAUERANZE­IGEN

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA Erneut ist die amerikanis­che Faulbrut im Westallgäu ausgebroch­en.
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