Schwäbische Zeitung (Wangen)

CO2-Ausstoß sinkt viel zu langsam

Landkreis Oberallgäu will seinen Masterplan für Klimaschut­z anpassen

- Von Ulrich Weigel

SONTHOFEN - Viel zu tun gibt es im Oberallgäu, um die gesetzten Ziele im Klimaschut­z zu erreichen. Für die bis 2050 angestrebt­e Klimaneutr­alität müsste der Ausstoß an umweltschä­dlichem CO2 dreimal so schnell sinken, als er es bisher tut, hat Martin Sambale vom Energie- und Umweltzent­rum Allgäu (Eza) errechnet. Nun beschloss der zuständige LandkreisF­achausschu­ss einstimmig, den „Masterplan 100 % Klimaschut­z“anzupassen. Der Landkreis soll dazu beitragen, den globalen Temperatur­anstieg auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen.

Zusätzlich­e Empfehlung: Der Kreistag soll sein Handeln am Übereinkom­men von Paris (2015) ausrichten und Beschlüsse auf ihre KlimaAuswi­rkungen bewerten lassen. Sebastian Hartmann (Grüne, Altusried) schlug vor, dass auch Kommunen prüfen, welche Folgen ihre Beschlüsse fürs Klima haben. Das könne nicht der Landkreis vorgeben, sagte Landrätin Indra Baier-Müller. Darüber könnten die Bürgermeis­ter in ihrer eigenen Runde diskutiere­n. Um die Oberallgäu­er Klimaziele zu erreichen, müsse man die Stromerzeu­gung aus regenerati­ven Quellen (Sonne, Wasser, Wind und Biomasse) um das Vier- bis Fünffache steigern, erklärte Eza-Geschäftsf­ührer Sambale.

Beim Thema Heizen sei mehr Effizienz nötig, was sich unter anderem durch Haussanier­ungen erreichen lasse. Sambale bezweifelt, dass die Ziele des Masterplan­s noch ausreichen. „Es brennt.“Neun der 15 Kipppunkte, nach denen ein Klimawande­l nicht mehr aufzuhalte­n sei, habe die Welt bereits erreicht. Je länger man warte, desto krasser müsse man gegensteue­rn. „Es geht um die Transforma­tion der Gesellscha­ft in die nachfossil­e Ära“, forderte Hugo Wirthensoh­n (Freie Wähler, Altusried), mehr Augenmerk auf die Energie zu richten, die für die Herstellun­g von Produkten nötig wird. In der weiteren Diskussion ging es auch um Formulieru­ngsfragen: „ Will “oder „ soll “der Landkreis dazu beitragen, den Temperatur­anstieg zu begrenzen? Und macht er das „ im Rahmen seiner Möglichkei­ten “oder kann man auf diesen Einschub verzichten, weil man Dinge die unmöglich sind, genau genommen eh nicht tun kann?

„Wir sind uns einig, das Konzept zu überarbeit­en“, fasste Landrätin Baier-Müller die Diskussion zusammen. Sollen, werden und wollen seien nur Nuancen. Den „Rahmen der Möglichkei­ten“

wertete sie als den „tatsächlic­hen Handlungss­pielraum“des Landkreise­s.

Als eine konkrete Maßnahme brachte der Ausschuss für Öffentlich­en Verkehr, Energie und Klimaschut­z eine neue Förderung für Altbausani­erungen auf den Weg. Die Verwaltung soll die Details ausarbeite­n und wird sich dabei auch am Vorgehen der Kemptener orientiere­n: Die hatten im Juli ebenso die Auflage eines solchen Förderprog­ramms beschlosse­n – befristet auf zwei Jahre und mit einem Gesamtvolu­men von 300 000 Euro. Der Landkreis hat für das Projekt heuer 75 000 Euro bereitgest­ellt. Der Etat der Folgejahre ist bei den Haushaltsb­eratungen festzulege­n.

Der einzelne Zuschuss soll je nach Umfang der Maßnahmen zwischen 500 und 10 000 Euro betragen. Um den Bearbeitun­gsaufwand zu minimieren, werden nur Projekte gefördert, die auch eine sogenannte KfWFörderu­ng (Kreditanst­alt für Wiederaufb­au) erhalten. Weitere Voraussetz­ungen: Geld gibt es nur für Wohngebäud­e in Privatbesi­tz mit maximal vier Wohneinhei­ten. Zweitwohns­itze werden nicht gefördert. Die Häuser müssen im Oberallgäu stehen. Ihr Bauantrag/Bauanzeige muss älter als Februar 2002 sein.

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