Ausbau des Radwegs als Beispiel für „Wahnsinn der Bürokratie“
Warum die Gemeinde Kißlegg den Geh- und Radweg entlang der L 330 in Eigeninitiative verlängert
KISSLEGG (scb) - Die Gemeinde Kißlegg hat beschlossen, den Geh- und Radweg entlang der L 330 zu verlängern. Bislang endet dieser Weg auf Höhe des Sportheims der SG Kißlegg. Geplant ist jetzt, den bestehenden Entwässerungsgraben entlang der L 330 auf einer Länge von 65 Metern zu verdohlen und den Weg mit einer Breite von zwei Metern zwischen Bahndamm und Landstraße bis zur Abzweigung der Le Pouliguenstraße zu verlängern. Fußgänger und Radfahrer können sich dann auch auf diesem Stück sicher entlang der Landstraße bewegen.
Die Mitglieder des Gemeinderats stimmten in ihrer letzten Sitzung vor der Sommerpause einstimmig für die Ausschreibung dieser Maßnahme. Die notwendige Verdohlung des Grabens wird dann von einer Fachfirma durchgeführt, den Bau des restlichen Kiesweges übernimmt der Bauhof.
Die Gemeinde habe sich dieser Aufgabe angenommen, obwohl normalerweise das Land Baden-Württemberg für den Bau eines Radwegs entlang einer Landstraße zuständig sei, erklärte Bürgermeister Dieter Krattenmacher den anwesenden Räten. Allerdings hätte man vermutlich ewig auf die Verwirklichung warten können, wäre man diesen Weg gegangen. Deshalb habe man das aufwendige Verwaltungsverfahren auf sich genommen. „Hinter diesen paar Metern Kiesweg stecken rund fünf Jahre Arbeit“, so Krattenmacher weiter, der sichtlich unzufrieden mit den
Leistungen des Landes bezüglich des Ausbaus der Radwege in der Region war. „So viel zum Thema „das Land baut Radwege“. Ich würde gerne einmal sehen, dass sie bei uns auch nur einen Meter Radweg bauen. Dann würde ich meinen Mund schon halten.“
Im Zuge des Wegeausbaus forderte die CDU-Fraktion im Rat gleich eine Verbesserung der Sicherheit bei der Querung der Straße auf Höhe des Sportheims. Schilder, die die Autofahrer auf die Gefahr von querenden Fußgängern hinweisen sowie eine bessere Beleuchtung könnten hier laut CDU-Vorschlag schnell und einfach für mehr Sicherheit sorgen. Dem entgegnete Dieter Krattenmacher, dass die Verbesserung der Sicherheit an dieser Stelle schon seit Jahren ein Anliegen des Rates sei und verwies auf die vorübergehende Geschwindigkeitsbegrenzung auf 70 Kilometer pro Stunde, die man hier bereits einmal eingeführt hatte. „Damals hat uns das Landratsamt als zuständige Behörde die Schilder wieder abgebaut“, so Krattenmacher.
Auch „einfach eine hellere Birne reinschrauben“, wie Gemeinderätin Daniela Frick vorschlug, sei laut Krattenmacher nicht möglich. Solche Vorhaben im Außenbereich seien naturschutzfachlich relevant, weshalb der Naturschutz hier Vorgaben machen werde, damit keine Insekten angezogen werden. Zudem müsse eine solche Änderung mit der Straßenverkehrsbehörde abgestimmt werden, damit sichergestellt ist, dass das Licht die Autofahrer nicht ablenkt. „Wir brauchen zwei Behörden, um hier etwas an der Beleuchtung zu ändern.“
Man werde aber natürlich die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherung anstreben, „allerdings werden wir mit dem Bau schneller sein, als dass diesbezüglich Entscheidungen fallen werden“, so der Bürgermeister. Es werde im Oktober oder November eine Verkehrsschau geben, bei der die Verwaltung ausdrücklich auf diese Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit hinweisen werde. Aber wie so oft seien wieder viele unterschiedliche Zuständigkeiten betroffen. An so einem kleinen Weg könne man den Wahnsinn der Bürokratie festmachen und sehen, wie wenig die Gemeinde tatsächlich machen könne.
Immerhin sei mittlerweile das Einverständnis aller betroffenen Grundstückseigentümer sowie des Landes Baden-Württemberg eingegangen, sodass die Gemeinde nach fünf Jahren Planung mit ihrer Eigeninitiative zur Verlängerung des Radweges starten könne.