Wangener Supermärkte wollen weiter wachsen
Aldi, Lidl und Co.: Was sich in den kommenden Jahren bei den großen Lebensmittel-Nahversorgern tun könnte
WANGEN - Mit einem aktualisierten Einzelhandels- und Zentrenkonzept will die Stadt Wangen die Grundlage für die künftige, städtebauliche Entwicklung in diesem Bereich schaffen. Was sich verwaltungstechnisch eher trocken anhört, könnte in den kommenden Jahren weitreichende Folgen für die hiesige Lebensmittel-Nahversorgung haben. So ist in den aktuellen Unterlagen zur nächsten Gemeinderatssitzung am 12. Oktober erstmals offiziell von einem geplanten Umzug samt Erweiterung des LidlDiscounters von der Spinnereistraße aufs Kutter-Areal nördlich des Bahnhofs die Rede – dort also, wo ursprünglich ein großer und ebenfalls zur Schwarz-Gruppe gehörender Kaufland hin sollte.
Rückblick: Im Sommer 2017 gewann die Stadt Wangen vor dem Verwaltungsgerichtshof Mannheim den Prozess gegen Kaufland, das einen Großmarkt auf dem seit Jahren leer stehenden östlichen Gelände zwischen Zeppelinstraße, B 32 und Bahngleisen ansiedeln wollte. Die VGH-Richter folgten damals dem Kernpunkt der städtischen Argumentation, dass ein solcher, mit rund 3000 Quadratmetern Verkaufsfläche geplanter Markt mit seinem Warenspektrum schädliche Auswirkungen auf den Einzelhandel in der Altstadt habe. Wenige Monate später beschloss der Wangener Gemeinderat die Satzung des Bebauungsplans Zeppelinstraße, der unter anderem großflächigen Einzelhandel auf der Brache ausschließt. Dieser Bebauungsplan ist aber noch nicht rechtskräftig, weil ihn die Stadt nie offiziell veröffentlicht hat.
Etwas Bewegung in die künftige Nutzung des Kutter-Areals kam dann erst wieder vor gut einem Jahr. Dies vor dem Hintergrund, dass Lidl und Aldi ihre insgesamt drei Supermärkte in Wangen sanieren, erweitern oder neu bauen wollen, wie OB Michael Lang auf SZ-Anfrage sagte. Auch der Expert-Elektronikfachmarkt, der nach seinem Auszug aus dem Argencenter vorerst in der Lindauer Straße (früher Kaufhaus X) untergekommen ist, sucht immer noch nach einem neuen, geeigneten Standort. Lang berichtete damals von Gesprächen mit allen Beteiligten und schloss zumindest nicht mehr aus, dass sich ein Lebensmittler nördlich des Bahndamms ansiedeln könnte – falls es zu keinen Konflikten mit zentrumsrelevanten Sortimenten komme.
Diese Pläne könnten mit dem vom Münchner Beratungsunternehmen Cima fortgeschriebenen Einzelhandels- und Zentrenkonzept, das der Gemeinderat am Montag beschließen soll, wieder neue Nahrung erhalten. In der entsprechenden Sitzungsvorlage ist von „aktuell im Raum stehenden Planungen im Nahversorgungsbereich“die Rede. Neben der laufenden Erweiterung des E-Centers im Argencenter und dem geplanten Nahversorger auf dem neu zu entwickelnden NTW-Areal führt die Cima außerdem die geplanten Veränderungen der Aldi- und Lidl-Supermärkte an.
Konkret: Sowohl der Aldi an der Spinnereistraße, als auch der an der Siemensstraße planen demnach eine Vergrößerung der Verkaufsfläche um etwa 50 Prozent auf dann gut 1200 Quadratmeter. Diese Erweiterungen seien bereits als „verträglich“eingestuft worden. Anders bei dem von Lidl geplanten Umzug
Richtung Zeppelinstraße, samt einer Vergrößerung um 600 auf dann rund 1700 Meter Verkaufsfläche: Zur Beurteilung dieses Vorhabens – wie auch im Fall NTW – soll es eine separate Untersuchung geben, wie es von der Cima weiter heißt.
Dabei dürfte auch die generelle Nahversorgungssituation mit dem Schwerpunkt Lebensmittel eine Rolle spielen. Eine Analyse der Münchner Beratungsfirma stuft hier das Angebot in Wangen trotz einer „breiten Angebotspalette“als „unterdurchschnittlich“im regionalen Vergleich ein und spricht zudem von räumlichen Versorgungslücken im Stadtgebiet. Und folgert, dass hier die „Erweiterungsbestrebungen der oben genannten Anbieter zumindest anteilig Abhilfe schaffen“könnten.
Ein weiterer, wesentlicher Punkt ist laut Cima die Frage, ob für die geplanten Erweiterungen und Neuansiedlungen überhaupt die Kaufkraft vorhanden ist, um die Supermärkte auf Dauer wirtschaftlich betreiben zu können. Hier kommt eine Modellrechnung zu dem Ergebnis, dass es ein noch offenes Umsatzpotenzial von rund 15 Millionen Euro gebe, bei einer Gesamtlebensmittelkaufkraft von 85 Millionen Euro. In dieser Rechnung sind die geprüften Aldi-Vergrößerungen bereits enthalten. Nicht berücksichtigt sind dabei die Nahversorger-Pläne auf dem NTW-Gelände, das Lidl-Vorhaben sowie der schon länger geplante Feneberg-Supermarkt, ebenfalls an der Zeppelinstraße (früher Edeka Hammer). Dort tut sich seit geraumer Zeit nichts, und von der Firmenzentrale in Kempten heißt es dazu auf SZ-Anfrage, dass man zwar weiterhin an dem Standort interessiert sei. Aber: „Im Moment können wir jedoch leider noch keine Aussage darüber treffen, wie die nächsten Schritte sein werden, da wir an dieser
Neben dem Einzelhandels- und Zentrenkonzept für die Stadt Wangen stehen noch weitere Punkte auf der Tagesordnung öffentlichen Ratssitzung am
12. Oktober, ab 18 Uhr, in der Stadthalle.
Nach der Fragestunde der Einwohner geht es um einen neuen Bebauungsplan für den Bereich Schillerstraße/Immelmannstraße, den die Verwaltung aufstellen der Stelle die weitere Entwicklung des Einzelhandelskonzeptes in Wangen abwarten möchten.“Bleibt also die Frage: Hält Feneberg an seinen ursprünglichen Plänen fest, wenn neben dem bestehenden Rewe auch noch ein größerer LidlDiscounter an die Zeppelinstraße kommen wird?
Bis zur Antwort könnte noch einige Zeit ins Land gehen. Zunächst muss der Wangener Gemeinderat am 12. Oktober erst einmal das fortgeschriebene Einzelhandels- und Zentrenkonzept, das unter anderem Sortimentslisten und Versorgungsbereiche festlegt, beschließen. möchte. Dazu soll es zusätzlich eine Veränderungssperre geben, um die städtischen Absichten während der Aufstellung rechtlich abzusichern. Weiter wird am Montag über die Anträge der GOL zur „autofreien Altstadt“und der CDU zum Parken und Verkehr beraten. Auf der Tagesordnung steht schließlich noch die Änderung bei den Kostensätzen für die Feuerwehr. (bee)