Schwäbische Zeitung (Wangen)

Mehr Schulbusse, aber trotzdem kein Platz

Wegen Corona sind in Kempten und im Oberallgäu zusätzlich­e Fahrzeuge unterwegs – Trotzdem gibt es Platzmange­l

- Von Kerstin Schellhorn

KEMPTEN/OBERALLGÄU - Gegen 12.50 Uhr geht es an der ZUM in Kempten zu wie im Taubenschl­ag: Schüler aller Altersgrup­pen tummeln sich an den Bussteigen, um nach mehreren Stunden Unterricht endlich nach Hause zu kommen. Hört man sich unter ihnen um, sagen die meisten, dass die Busse voll sind – manche Schüler müssten stehen.

Oliver Heinlein, selbst Lehrer in Kempten und Vater eines Fünftkläss­lers, spricht gar von Verhältnis­sen wie in der U-Bahn in Tokio. Stadt und Landkreis sind unterdesse­n dabei, sogenannte Verstärker­busse auf die Straße zu bekommen. Doch die Finanzieru­ng scheint problemati­sch.

„Die Schulbusse sind brechend voll“, sagt Heinlein. Die meisten Kinder stünden Körper an Körper, könnten sich nicht festhalten. Die Schutzmaßn­ahmen

gegen Corona in der Schule würden so ad absurdum geführt. „Das macht mich wütend.“

Schulrefer­ent Thomas Baier-Regnery sagt, dass schon Ende August Abstimmung­sgespräche mit allen Kemptener Busunterne­hmern geführt worden seien. „Uns war wichtig, schon zum Schulbegin­n eine Verstärkun­g zu haben, um eine Infektions­ausbreitun­g zu minimieren.“18 zusätzlich­e Schulbusse fahren in Kempten. Dadurch seien die Fahrzeuge nur halb so voll wie bisher. „Eine Entzerrung ist erreicht.“

Zum Vorwurf von Oliver Heinlein sagt Baier-Regnery: „Es ist möglich, dass es in einzelnen Situatione­n nicht funktionie­rt.“Etwa, wenn viele Schüler erst den letzten Bus morgens nehmen, um länger Zeit zu haben. „Da braucht es auch eine Lenkung seitens der Schulen.“Die Stadt stimme sich jedoch kontinuier­lich mit allen Akteuren ab und passe die Maßnahmen an, wo nötig. Außerdem kontrollie­re der Ordnungsdi­enst an der ZUM. Heinlein reicht das nicht. „Die Stadt redet sich das schön.“

Tatsächlic­h sind manche Schulbusse, die an diesem Mittag von der ZUM abfahren, sehr voll – einige Kinder müssen stehen. Genauso gibt es Fahrzeuge, in denen alle sitzen. Kurz bevor die Linie 11 Richtung Ludwigshöh­e startet, quetschen sich Schüler in den ohnehin schon gut gefüllten Bus. Sie stehen eng beieinande­r. Wenige Minuten, nachdem der Bus weg ist, kommt der nächste. Er wird nahezu leer wieder abfahren.

Helmut Berchtold, CSU-Stadtrat und Busunterne­hmer, fährt selbst die

Linie 30 nach Sulzberg – morgens und mittags. Er bestätigt, dass viele Schüler erst in den letzten Bus einsteigen, der fährt. Insgesamt sind es sieben, bisher waren es vier. Alle seine Fahrer seien angewiesen, die Kinder und Jugendlich­en auf den nächsten Bus zu verweisen, wenn es zu voll wird. Aber das sei im Alltag nicht immer machbar. „Das System funktionie­rt nur, wenn Eltern und Schüler mithelfen.“

Ein normaler Linienbus habe 30 Sitz- und 60 Stehplätze. Aktuell dürften nur maximal 15 Schüler stehen, wenn überhaupt, sagt Berchtold. Wem auffällt, dass etwas schlecht läuft, solle das unbedingt bei der Mona melden.

Die Schulbusse sind brechend voll. Das macht mich wütend.“

Oliver Heinlein

Newspapers in German

Newspapers from Germany