Mehr Schulbusse, aber trotzdem kein Platz
Wegen Corona sind in Kempten und im Oberallgäu zusätzliche Fahrzeuge unterwegs – Trotzdem gibt es Platzmangel
KEMPTEN/OBERALLGÄU - Gegen 12.50 Uhr geht es an der ZUM in Kempten zu wie im Taubenschlag: Schüler aller Altersgruppen tummeln sich an den Bussteigen, um nach mehreren Stunden Unterricht endlich nach Hause zu kommen. Hört man sich unter ihnen um, sagen die meisten, dass die Busse voll sind – manche Schüler müssten stehen.
Oliver Heinlein, selbst Lehrer in Kempten und Vater eines Fünftklässlers, spricht gar von Verhältnissen wie in der U-Bahn in Tokio. Stadt und Landkreis sind unterdessen dabei, sogenannte Verstärkerbusse auf die Straße zu bekommen. Doch die Finanzierung scheint problematisch.
„Die Schulbusse sind brechend voll“, sagt Heinlein. Die meisten Kinder stünden Körper an Körper, könnten sich nicht festhalten. Die Schutzmaßnahmen
gegen Corona in der Schule würden so ad absurdum geführt. „Das macht mich wütend.“
Schulreferent Thomas Baier-Regnery sagt, dass schon Ende August Abstimmungsgespräche mit allen Kemptener Busunternehmern geführt worden seien. „Uns war wichtig, schon zum Schulbeginn eine Verstärkung zu haben, um eine Infektionsausbreitung zu minimieren.“18 zusätzliche Schulbusse fahren in Kempten. Dadurch seien die Fahrzeuge nur halb so voll wie bisher. „Eine Entzerrung ist erreicht.“
Zum Vorwurf von Oliver Heinlein sagt Baier-Regnery: „Es ist möglich, dass es in einzelnen Situationen nicht funktioniert.“Etwa, wenn viele Schüler erst den letzten Bus morgens nehmen, um länger Zeit zu haben. „Da braucht es auch eine Lenkung seitens der Schulen.“Die Stadt stimme sich jedoch kontinuierlich mit allen Akteuren ab und passe die Maßnahmen an, wo nötig. Außerdem kontrolliere der Ordnungsdienst an der ZUM. Heinlein reicht das nicht. „Die Stadt redet sich das schön.“
Tatsächlich sind manche Schulbusse, die an diesem Mittag von der ZUM abfahren, sehr voll – einige Kinder müssen stehen. Genauso gibt es Fahrzeuge, in denen alle sitzen. Kurz bevor die Linie 11 Richtung Ludwigshöhe startet, quetschen sich Schüler in den ohnehin schon gut gefüllten Bus. Sie stehen eng beieinander. Wenige Minuten, nachdem der Bus weg ist, kommt der nächste. Er wird nahezu leer wieder abfahren.
Helmut Berchtold, CSU-Stadtrat und Busunternehmer, fährt selbst die
Linie 30 nach Sulzberg – morgens und mittags. Er bestätigt, dass viele Schüler erst in den letzten Bus einsteigen, der fährt. Insgesamt sind es sieben, bisher waren es vier. Alle seine Fahrer seien angewiesen, die Kinder und Jugendlichen auf den nächsten Bus zu verweisen, wenn es zu voll wird. Aber das sei im Alltag nicht immer machbar. „Das System funktioniert nur, wenn Eltern und Schüler mithelfen.“
Ein normaler Linienbus habe 30 Sitz- und 60 Stehplätze. Aktuell dürften nur maximal 15 Schüler stehen, wenn überhaupt, sagt Berchtold. Wem auffällt, dass etwas schlecht läuft, solle das unbedingt bei der Mona melden.
Die Schulbusse sind brechend voll. Das macht mich wütend.“
Oliver Heinlein