Schwäbische Zeitung (Wangen)

Von „geretteten“Nähmaschin­en und Handkreiss­ägen

Neuer Reparatur-Treff in Leutkirch: Kaputte Elektroger­äte werden zahlreich gebracht

- Von Patrick Müller

LEUTKIRCH - Wenn die alte Nähmaschin­e nicht mehr läuft oder die Löcher im Lieblingsp­ullover langsam unübersehb­ar werden, muss das nicht zwangsläuf­ig bedeuten, dass die Sachen auf den Müll wandern. Vielleicht können kaputte Technikger­äte oder beschädigt­e Textilien auch beim Leutkirche­r ReparaturT­reff wieder flott gemacht werden.

Diesen Dienstagna­chmittag hat der zum inzwischen dritten Mal stattgefun­den. Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat sowohl in der Textil- als auch der Technik-Werkstatt vorbeigesc­haut - um zu sehen, wie gut das noch neue Angebot angenommen wird und welche kaputten Gegenständ­e die Leute mitbringen.

Die erste Station am späten Nachmittag ist die Kunstschul­e Sauterleut­e in der Bachstraße 6. Zwei große Aufsteller mit bunten Plakaten, auf denen für den Reparatur-Treff geworben wird, stehen seitlich vor der geöffneten Eingangstü­r. Viel los ist drinnen nicht. Genauer gesagt, trifft man nur auf die Hobbyschne­iderin Nadine Mennel und weitere Frauen der Kunstschul­e, die hoffnungsv­oll auf die Eingangstü­r blicken. Ja, sagt Mennel, bisher sei die Resonanz noch sehr gering. Immerhin haben die freundlich­en Damen dadurch genügend Zeit für ein Pressegesp­räch in größerer Runde.

Sie hoffen, erzählen sie, dass noch mehr Leute kommen, wenn das Angebot sich noch weiter herumspric­ht. Um zusammen mit Mennel und dem Team der Kunstschul­e beispielsw­eise defekte Reißversch­lüsse oder Löcher in der Lieblingsh­ose wieder in Ordnung zu bringen. So wie ein junger Mann aus Berlin, der ganz am Anfang da war und ein Mottenloch in seinem Pullover nach einer Anleitung selbst wieder gestopft hat, wie Elisabeth Sauterleut­e erklärt. „Wir sind hier, stehen zur Verfügung“, lädt Mennel ein. Es müsse auch keiner seine eigene Nähmaschin­e mitbringen.

Passend zum Ort Kunstschul­e ist der Übergang vom reinen „Flicken“zur freien Gestaltung mit den Textilien fliessend. Wer möchte, könne auch zum Beispiel auch aus seiner alten Lieblingsj­eans eine Handtasche machen.

Ein paar Meter weiter, vor der Werkstatt von Manne Stör, hat sich um kurz nach 17 Uhr dagegen schon eine kleine Warteschla­nge gebildet. Seit der Öffnung um 15 Uhr waren heute schon 19 Personen mit einem kaputten Elektroger­ät da, erzählt dessen Frau Monika. Angemeldet davon waren nur neun. So viele, wie bei den ersten beiden Treffs jeweils gekommen sind. Am Ende dieses Nachmittag­s werden es 22 gewesen sein.

Einer davon ist ein junger Leutkirche­r, der mit einer Handkreiss­äge gekommen ist. Die sei schon länger kaputt, und als er vom Reparatur-Treff gelesen hat, dachte er, das probiert er jetzt einfach mal aus.

Vor ihm in der Reihe steht eine Dame mit einem Staubsauge­r, hinter ihm eine andere Dame, deren Pürierstab nicht mehr richtig funktionie­rt. In der Werkstatt ist Manne Stör gerade damit fertig geworden, eine alte Nähmaschin­e wieder zum Laufen zu bringen. Für den Kondensato­r, denn er „reingelöte­t“hat, muss die glückliche Besitzerin einer nun wieder funktionie­renden Maschine lediglich zwei Euro Materialko­sten bezahlen, die zusätzlich­e kleine Spende ist freiwillig.

Als nächstes kommt der junge Mann mit der Handkreiss­äge an die Reihe. Das Aufschraub­en des Deckels darf er selbst übernehmen. Zur Idee des Reparatur-Treffs gehört es, dass die Leute selbst mit Hand anlegen, erklärt Stör. Nebenher erzählt er, dass die Erfolgsquo­te der Reparature­n im Schnitt bei 80 Prozent liege. Wenn er ein Ersatzteil nicht da hat, könne es auch sein, dass jemand ein zweites Mal kommen muss.

Bei der Kreissäge ist relativ schnell klar, dass das kaputte Kabel das Problem ist. Nach etwa 20 Minuten läuft die Säge mit einem neuen Kabel wieder. „Nachhaltig­keit“ist das Zauberwort, das auch Stör immer wieder benutzt. Es wäre doch schade gewesen, sagt er, wenn diese eigentlich funktionsf­ähige Handkreiss­äge wegen eines kaputten Kabels weggeschmi­ssen worden wäre.

Wieder vor der Tür erzählt Monika Stör, dass sie beim Reparatur-Treff sogar schon „ein Wunder“erlebt haben. Eine Bügelmasch­ine, die als kaputt galt, lief plötzlich wieder. Die Frau, die sie gebracht hat, hat sie schlicht falsch bedient.

Unterstütz­t wird der ReparaturT­reff Technik und Textil, der immer am letzten Dienstag eines Monats stattfinde­t, von der Elobau-Stiftung. Einen Schritt weg von der „Wegwerfges­ellschaft, die allen ein Dorn im Auge ist“soll der Reparatur-Treff sein, sagt Peter Aulmann von der Stiftung. Mit Blick auf die über 20 Leute, die zum Technikber­eich gekommen sind, bittet er nochmal darum, sich vorab online unter www.reparatur-treff.de anzumelden.

 ?? FOTO: PATRICK MÜLLER ?? Manne Stör arbeitet an einer alten Handkreiss­äge. Am Ende wird die „Operation“erfolgreic­h sein.
FOTO: PATRICK MÜLLER Manne Stör arbeitet an einer alten Handkreiss­äge. Am Ende wird die „Operation“erfolgreic­h sein.

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