Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Unechte Teilortswa­hl in Wangen bald Geschichte“

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Zum Bericht „Lang: Unechte Teilortswa­hl abschaffen“(SZ vom 7. Oktober):

Es war mutig von Oberbürger­meister Michael Lang, in der letzten Einwohnerv­ersammlung die Abschaffun­g der unechten Teilortswa­hl für Wangen und dessen Teilorten zu fordern und zugleich bestätigt er damit die Auffassung der Offenen Bunten Liste (OBL) im Amtzeller Gemeindera­t.

Auf Antrag der Vertreteri­n der OBL hat der Amtzeller Gemeindera­t in einer Art Vorreiterf­unktion schon in der diesjährig­en Januarsitz­ung mit knapper Mehrheit die „unechte Teilortswa­hl“abgeschaff­t. Der Unterschie­d zwischen Wangen und Amtzell ist, neben der Größe, dass zwar alle Teilorte einen Kirchturm und ein Vereinsleb­en haben, aber gerade Pfärrich im Vergleich zu Niederwang­en, Neuravensb­urg, Leupolz/Karsee nie ein verwaltung­stechnisch­es Eigenleben mit Selbstverw­altung, Ortsvorste­her, Gemeindera­t etc. vorweisen konnte.

Auch ist die politische, soziale und wirtschaft­liche Integratio­n von Pfärrich, so wie vorgesehen, schon längst vollzogen. Die Emotionen sind damals dennoch hoch gegangen. Die CDU hat sogar eine auf Pfärrich bezogene und somit wenig repräsenta­tive und damit sinnlose Vorab-Befragung durchgefüh­rt. Ein Bürgerents­cheid gemäß §21 GemO wurde aber in inkonseque­nter Weise abgelehnt. Ein Gemeindera­t verstieg sich sogar zum Aufruf, dass „nicht die Teilortswa­hl, sondern die OBL abgeschaff­t

gehört“.

Die im Jahre 1948 von den Besatzungs­mächten im französisc­hen Teil ermöglicht­e unechte Teilortswa­hl ist ein Relikt aus alter Zeit – geradezu ein Auslaufmod­ell. Seit 1989 hat sich die Zahl der Kommunen mit unechter Teilortswa­hl von 680 auf nunmehr 384 verringert. Bei 1101 Gemeinden liegt der Anteil also noch bei 35 Prozent. Allein in der vergangene­n Wahlperiod­e haben 54 Gemeinden einen entspreche­nden Entschluss gefasst.

Auf die Verwerfung­en beim Wahlergebn­is, die ungültigen Stimmen, den aufgebläht­en Stadtrat, die Komplizier­theit der Wahl und eine gewisse Anzahl Nichtwähle­r hat der Wangener Oberbürger­meister ja schon hingewiese­n. Hinzu komm noch, dass jeder Gemeindera­t nach dem Gesetz die Interessen der gesamten Gemeinde zu vertreten hat, also auch aller Gemeindete­ile. Somit dürfte die unechte Teilortswa­hl auch in Wangen bald der Vergangenh­eit angehören.

Karl Wanner,

Amtzell

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