Lindau ist kurz vor Corona-Warnstufe Rot
Nach zehn neuen Fällen liegt Lindau nur noch knapp unter der Sieben-Tage-Quote von 50
LINDAU - Corona breitet sich im Landkreis Lindau wieder drastisch aus. Nach 19 Fällen am Sonntag und Montag steht die Corona-Ampel bereits kurz vor Rot. Und die Schutzmaßnahmen brauchen Anlaufzeit.
Der sogenannte Sieben-Tage-Inzidenzwert lag im Landkreis Lindau am Montag bei 47,6, das ist nur knapp unter der Grenze von 50. Sollte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit am Dienstag vier oder mehr neue Fälle melden, dann muss das Landratsamt die Corona-Ampel auf Rot stellen und die Maßnahmen weiter verschärfen.
Dabei bleibt es beunruhigend, dass es im Landkreis Lindau nicht einzelne Infektionsherde gibt, an denen sich viele Menschen anstecken. Vielmehr spricht Sibylle Ehreiser, Pressesprecherin des Landratsamtes, vom „diffusen Infektionsgeschehen“mit mehreren Herden.
Der Andrang beim Testzentrum lässt darauf schließen, dass die Zahl der von Corona Betroffenen wieder zunimmt. Knapp 4600 Menschen haben sich dort bisher testen lassen. Allein am Freitag waren es 350, von denen einige wegen einer vom Gesundheitsamt angeordneten Reihentestung dort waren. Im Ergebnis haben
TRAUERANZEIGEN bis Montagmittag vier der Getesteten die Nachricht erhalten, dass sie sich mit Coronavirus angesteckt haben. Die Zahl der Menschen im Kreis in Quarantäne steigt damit auf 392.
Am Sonntag hatten die Behörden Maßnahmen in Kraft gesetzt, um die weitere Verbreitung von Corona einzudämmen. Dazu gehört vor allem eine Maskenpflicht auf der Lindauer Insel, um den Lindaupark und beim Umsteigepunkt ZUP des Stadtbusses. Die Polizei kündigt an, dass sie das Einhalten der Maskenpflicht verstärkt kontrollieren wird. Viele Passanten, die am Montag ohne Maske auf der Insel waren, gaben aber an, dass sie von der Maskenpflicht nichts wussten. Die Polizei werde in solchen Fällen vorerst auf ein Bußgeld verzichten, erklärt Dominic Geißler, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Kempten, auf Anfrage der LZ: „Personen die glaubhaft versichern können, nichts von der Maskentragepflicht gewusst zu haben, werden zunächst von den Beamten angesprochen und auf die Maskentragepflicht aufmerksam gemacht.“
Die Polizei hofft zudem, dass die Stadt Lindau zügig mit Schildern auf die Maskenpflicht hinweist. Das Landratsamt habe die Stadt um entsprechende Hilfe zur Bekämpfung der Pandemie gebeten, bestätigt Lindaus
Pressesprecher Jürgen Widmer. Die GTL habe solche Schilder sofort bestellt und will sie nach Möglichkeit am Dienstagnachmittag, spätestens am Mittwoch aufstellen.
Unabhängig davon weist Landratsamt-Sprecherin Ehreiser darauf hin, dass Unwissenheit nicht vor Strafe schützt: „Es handelt sich bei den Corona-Bestimmungen um gesetzliche Regelungen, und hier muss sich jede Bürgerin, jeder Bürger eigenverantwortlich informieren – analog zu anderen gesetzlichen Regelungen ja auch. Diese gelten als bekannt gemacht, sobald diese veröffentlicht wurden.“Das Landratsamt nutze deshalb alle Kanäle, um die Regeln bekannt zu machen.
Bisher gibt es eine Maskenpflicht nur in der Stadt Lindau. Ansteckungen gibt es aber auch in anderen Kommunen. Ob deshalb auch dort auf manchen Plätzen das Tragen einer Maske zur Vorschrift wird, bespreche das Landratsamt mit den Bürgermeistern. Am Montag gab es diesbezüglich noch keine Entscheidungen. Ehreiser sagt aber, dass weitere Plätze hinzukommen könnten. Betroffen sind alle Bereiche im Freien, an denen sich Menschen nah kommen, weil sich dort viele Menschen treffen oder weil es eng ist.
Erst am Sonntagabend hat die bayerische Staatsregierung zudem die Maskenpflicht auch auf Arbeitsplätze ausgedehnt. Laut einer neuen Verordnung gilt Maskenpflicht vor allem auf Fluren, in Fahrstühlen und Eingängen. Betroffen sind aber auch Büros und Produktionshallen: „Gleiches gilt für den Arbeitsplatz, soweit der Mindestabstand von 1,5 Meter nicht zuverlässig eingehalten werden kann.“Einzelne Firmen, wie die Lindauer Dornier, haben solche Regeln schon länger, jetzt müssen alle anderen nachziehen.
Das Landratsamt hatte die neuen Regeln vorerst bis Freitag um Mitternacht in Kraft gesetzt. Angesichts der neuen Corona-Zahlen könnte die Ampel aber schneller auf Rot springen, als Bürgern und Verantwortlichen lieb ist. Und dann gäbe es weitere Verschärfungen: Dann würde auch für Grundschüler Maskenpflicht auch im Unterricht gelten, zudem in allen Klassen verpflichtend 1,50 Meter Mindestabstand. Für jedermann verringert sich die Zahl der zulässigen Kontaktpersonen – egal ob privat oder öffentlich – auf fünf. Das gilt ausdrücklich auch für Hochzeiten und andere Feiern. Die Sperrstunde mitsamt Alkoholverkaufsverbot und Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen würde bei roter Ampel schon ab 22 Uhr gelten.