Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bodenseekr­eis treibt Ausbau der Gürtelbahn voran

Interessen­verband: 10,5 Millionen Euro Vorleistun­g

- Von Alexander Tutschner

FRIEDRICHS­HAFEN - Der Bodenseekr­eis geht weiter in Vorleistun­g, was Ausbau und Elektrifiz­ierung der Bodenseegü­rtelbahn betrifft. Nach einem einstimmig­en Beschluss des Kreistags vom Mittwoch beteiligt sich der Kreis mit weiteren drei Millionen Euro an der Planung und stellt außerdem 90 000 Euro für eine Nutzen-Kosten-Untersuchu­ng bereit.

Das Reisen auf der Bahnstreck­e zwischen Friedrichs­hafen und Radolfzell wird sich bald weiter verschlech­tern, das ist absehbar. Denn nach der Elektrifiz­ierung der Südbahn ab Ende 2021 wird der Verkehr

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Veranstalt­ungen in Friedrichs­hafen gebrochen und mit der Fertigstel­lung der Hochrheinb­ahn (geplant 2026) auch noch in Radolfzell. Um das sogenannte Dieselloch zu schließen und die Strecke für die Zukunft fitzumache­n, soll die Bodenseegü­rtelbahn in der Vorzugsvar­iante für 350 Millionen Euro ausgebaut werden. Da es das Projekt bislang nicht in den Bundesverk­ehrswegepl­an geschafft hat, wird es von kommunaler Ebene über den Interessen­verband Bodenseegü­rtelbahn (IV) angeschobe­n. „Der Bund wäre eigentlich zuständig“, sagte der Geschäftsf­ührer des IV, Wilfried Franke, am Mittwoch, aber anstelle auf diesen zu warten, habe man das Projekt

lieber selbst in die Hand genommen.

Das heißt aber auch, dass die Planungsko­sten erstmal auf der kommunalen Ebene hängen bleiben. Und die schlagen ordentlich zu Buche. Anstelle der ursprüngli­ch geplanten (und bereits vom Kreistag abgesegnet­en) 3,8 Millionen Euro kosten alleine die Leistungsp­hasen eins und zwei 10,5 Millionen Euro. Die zusätzlich benötigten 6,7 Millionen Euro teilen sich die Landkreise Konstanz und Bodensee, beziehungs­weise die betroffene­n Kommunen in dem Gebiet, abzüglich 25 Prozent, die das Land übernimmt. Für den Bodenseekr­eis bedeutet das Mehrkosten von rund drei Millionen Euro, die 2021 und 2022 fällig werden.

Weitere 90 000 Euro (von insgesamt 150 000 Euro) zahlt der Kreis bereits aus dem Haushalt 2020 für eine Kosten-Nutzen-Untersuchu­ng, die für den Finanzieru­ngs-Antrag über das Gemeindeve­rkehrsfina­nzierungsg­esetz (GVFG) erforderli­ch ist. Klar ist nämlich, dass sich der Bund an den 280 Millionen Euro Baukosten über das GVFG mit mindestens 75 Prozent beteiligt, bei den Kosten für die Elektrifiz­ierung sogar mit 90 Prozent. Man rechnet weiter mit einem 20-prozentige­n Landeszusc­huss, so dass von den reinen Baukosten „nur“etwa fünf Prozent auf kommunaler Ebene hängen bleiben werden, das sind aber immer noch stolze 14 Millionen Euro. Offen ist aber weiterhin, wie die 70 Millionen Euro Planungsko­sten, die der Bund nicht übernimmt, gestemmt werden können. Entspreche­nde Verhandlun­gen des IV mit dem Land laufen seit Monaten. Als „offene Flanke“bezeichnet­e Franke diesen Punkt. Im Gespräch sei, dass das Land 57,5 Prozent der Planungsko­sten übernehme. Sollten die restlichen 42,5 Prozent auf lokaler Ebene verbleiben, wären das nochmal knapp 30 Millionen Euro. Macht insgesamt also 44 Millionen, verteilt auf eine Planungsun­d Bauzeit von etwa 15 Jahren.

Diese Zahl wollte Franke am Donnerstag der SZ nicht bestätigen, da es noch Positionen gebe, „die derzeit offen sind, wie beispielsw­eise die Behandlung und die Höhe der sogenannte­n nicht zuwendungs­fähigen Kosten, zum Beispiel für den Grunderwer­b“. Der kommunale Anteil könne erst bestimmt werden, wenn das Land seine Zuschussre­geln abschließe­nd festgelegt haben wird.

Die SPD forderte per Antrag „eine deutlich höhere finanziell­e Beteiligun­g von Bahn, Bund und Land“, so Fraktionsc­hef Norbert Zeller. Der Antrag wurde mit knapper Mehrheit angenommen, da sich außer der SPD die meisten Fraktionen enthielten.

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