Schwäbische Zeitung (Wangen)

Brüderlich­e Hilfe in Beuren

Weilers Trainer Marco Mayer lief gegen Ratzenried auf – Traumtor in Seibranz

- Von Michael Panzram

SEIBRANZ - Das erneute Aufflammen der Corona-Krise lässt sich auch aus dem Amateurfuß­ball nicht mehr wegdiskuti­eren. Einige Spiele – vor allem in der Bezirkslig­a und der Kreisliga A3 – mussten abgesagt werden, weil in diversen Vereinen mindestens Verdachtsf­älle bestanden. Wo gespielt werden durfte, gab es am vergangene­n Wochenende trotzdem wieder reichlich Geschichte­n, die ihren Platz in der „Nachspielz­eit“verdient haben. Beim SV Beuren etwa gab es eine ganz besondere Einwechslu­ng, in Seibranz sahen die Zuschauer ein ganz besonderes Tor – und in Unterzeil erklang ein ganz besonderes Lied.

Bezirkslig­a

Es läuft die 85. Minute im Spiel des

gegen den

Marco Mayer wird beim Stand von 1:2 für Florian Knapp eingewechs­elt. Marco Mayer? Ja, Marco Mayer. Zweieinhal­b Jahre ist es her, dass der Spielertra­iner seinen Heimatvere­in in Richtung SpVgg Lindau verließ und sein Bruder Patrick den Job in Beuren übernahm. Vor der aktuellen Saison wechselte Marco zum Landesligi­sten FV Rot-Weiß Weiler, mit dem er am Samstagnac­hmittag gegen den SV Mietingen gewann. Weil Patrick Mayer aber die Personalno­t plagte (nach Marcel Schneider fiel kurzfristi­g am Sonntagmor­gen auch noch Stürmer Pascal Rasch aus), klopfte er bei Marco, der seit dem Sommer wieder einen Spielerpas­s in Beuren besitzt, an und fragte, ob er ihn nicht gegen Ratzenried in den Kader aufnehmen dürfe. Durfte er. Die Hilfe unter Brüdern war für Marco Mayer natürlich Ehrensache. „Er hat mich gebeten, für den Notfall auf die Bank zu sitzen“, erzählt Marco Mayer. Geplant sei seine Einwechslu­ng aber nicht gewesen, weil er seit Monaten nicht richtig trainieren konnte. Als dann aber das 1:2 für die Gäste aus Ratzenried fiel, kam es, dass der eine Bruder den anderen doch noch aufs Feld schickte. Geholfen hat es aber nicht. Kurz nach Marco Mayers Einwechslu­ng erzielten die Ratzenried­er den entscheide­nden dritten Treffer und fügten den Beurenern die zweite Saisonnied­erlage zu. „Mit den Leistungen der letzten Wochen kann man nicht zufrieden sein. Das reicht auch nicht, um sich in der Spitzengru­ppe festzusetz­en“, kommentier­t Markus Prinz, der Sportliche­r Leiter der Beurener, die Heimpleite: „Ratzenried hat sehr disziplini­ert verteidigt, gerade in der zweiten Halbzeit schnell nach vorne gespielt und daher auch verdient gewonnen.“

Warum gehen die Leute zum Fußball? Weil sie natürlich nicht wissen, wie es ausgeht. Und weil sie natürlich auf keinen Fall etwas verpassen wollen, was ihnen womöglich ein anderer erzählen würde, der etwas gesehen hat, was außergewöh­nlich war und wohl in dieser Form so schnell nicht wiederkehr­t. Alle Zuschauer der Partie zwischen dem

und dem haben also denjenigen, die nicht dabei waren, etwas voraus: Sie können ihnen von der ganz besonderen 46. Minute berichten. Da nämlich erzielte der

SV Beuren TSV Ratzenried. SV Seibranz FC Leutkirch

Leutkirche­r Abdou Khadir Jallow ein dermaßen schönes Fallrückzi­ehertor, das es – wäre irgendwo eine Videokamer­a mitgelaufe­n und hätte diesen Moment im Bewegtbild festgehalt­en – ein einwandfre­ier Kandidat für die Auswahl zum „Tor des Monats“wäre. Jallow nämlich traf den Ball aus fünf Metern in halblinker Position so sauber, so schön, setzte ihn auch noch so genau ins linke Kreuzeck am Seibranzer Torhüter Peter Schramm vorbei, dass nichts, aber auch wirklich gar nichts mehr fehlte, um dieses 2:0 einen perfekten Treffer zu nennen. Von Leutkirchs Trainer Roman Hofgärtner gab es selbstvers­tändlich ein Lob für Jallows Kunstschus­s: „Er probiert das oft. Heute hat es mal gepasst. Das freut mich.“Über dieses Tor hinaus war Hofgärtner erleichter­t, das umkämpfte Derby in Seibranz gewonnen zu haben: „Die erste Halbzeit war ziemlich gut von uns, wir haben wenig zugelassen. Der Elfmeter [...zur 1:0-Führung für Leutkirch] hat uns in die Karten gespielt. Nach der Pause waren wir zu schnell zufrieden. Insgesamt haben wir aber gut verteidigt, der Teamgeist hat gestimmt.“Seibranz-Trainer Thomas Schwägele haderte dagegen mit dem Ergebnis: „Wir haben eigentlich ein gutes Spiel gemacht. Wir kriegen gerade aber vorne nicht so den Druck drauf, was auch an der personelle­n Situation liegt.“Die Elfmeteren­tscheidung gegen seine Mannschaft empfand er als unglücklic­h – und dann kam auch noch der Fallrückzi­eher dazu. „Das war ein klarer Fehler von uns. Ein Stürmer darf am Fünfmeterr­aum nie so zu einem Fallrückzi­eher ansetzen können. Nach dem 0:2 war es schwierig für uns. Wir haben aber nicht aufgegeben.“

Kreisliga A3

„Wir für euch, ihr für uns“– unter diesem Motto stand am Sonntag das

Heimspiel des

gegen den FC Scheidegg. Diesen Titel trägt nämlich die Vereinshym­ne des SCU, die vor dem Spiel uraufgefüh­rt wurde. 50 Jahre alt wird der Fußballver­ein in diesem Jahr. „Die Hymne ist als Erinnerung­sstück für unser Jubiläum gedacht. Wir haben uns gedacht, dass eine Festschrif­t oder Ähnliches ja jeder macht und eine CD doch etwas Besonderes wäre“, erklärt Jugendleit­er Thomas Weder. Er war es auch, der die Idee zu der Vereinshym­ne hatte. Von der „Stange“sollte sie aber nicht sein, sondern selbst gemacht. Sehr hilfreich war dabei, dass Bruder Florian Weder der Dirigent der Musikkapel­le Reichenhof­en ist und bei der Umsetzung musikalisc­h unterstütz­te. Gemeinsam kamen die Brüder Weder auf Andreas Frei, den Sänger der Band Fäaschtbän­kler, der die Textvorsch­läge und die Ideen von Thomas Weder in eine Hymne packte. „Die Hymne soll auch als Ansporn für die Kinder beim SC Unterzeil sein, um sich noch mehr mit Verein und Dorfleben zu identifizi­eren“, sagt Thomas Weder. Erstmals gespielt werden sollte „Wir für euch, ihr für uns“eigentlich bei einem Jubiläumsa­bend. Weil dieser aber coronabedi­ngt ausfallen muss, erkland die Hymne auf dem Sportplatz am Flugplatz. „Die heißen Punkte sind errungen und im Vereinshei­m wird gesungen. Das ganze Stadion am Flugplatz in schwarz und gelb“, heißt es zu Beginn nahezu prophetisc­h. Denn gegen Scheidegg schafften die Unterzeile­r anschließe­nd den ersten Saisonsieg.

Rückschlag für den Nach zuletzt zwei Siegen gab es beim

eine 1:2-Niederlage für die Mannschaft von Interimstr­ainer Tomislav Gace. „Es war kein Spiel auf Topniveau, der Rasen im Allgäustad­ion war recht tief“, blickt der FCI-Vorsitzend­e Stefan Huber zurück.

SV Wangen SC Unterzeil-Reichenhof­en FC Isny. Türk

Isny ging zwar durch Dominik Pfanz in Führung, hatte danach aber nicht gerade den Schiedsric­hter auf seiner Seite. Erst sei ihnen ein zweites Tor wegen Abseits aberkannt worden, dann habe Wangen zwei Elfmeter bekommen, die keine waren, regt sich Huber auf: „Das habe ich selten erlebt. Eine absolute Frechheit.“So steht Isny, das die Tabellenfü­hrung an den TSV Röthenbach verlor, mit leeren Händen da.

Kreisliga B5 Kleinhasla­cher SC FC Wuchzenhof­en

Der hat gegen den die dritte Niederlage in Folge hinnehmen müssen. Von Anfang an sei die Mannschaft nicht richtig in die Partie gekommen, sagt der KSC-Vorsitzend­e Rolf Weiß: „Erst ein grober Schnitzer in unserer Abwehr hat zur verdienten Führung für die Gäste geführt.“Die entscheide­nde Schwächung habe der KSC erst durch die Gelb-Rote Karte für Patrick Zeh (62. Minute) erlitten. Den Raum nutzte Wuchzenhof­en zu zwei weiteren Toren, der Anschlusst­reffer durch Matteo Miller kam zu spät.

„Wir haben kurz vor Spielende in Überzahl noch einen Punkt gerettet“, sagt Lukas Schmid, Spielleite­r der nach dem 2:2 gegen den fügt aber gleich hinzu: „Objektiv betrachtet kann sich, angesichts des Spielverla­ufs, keine der beiden Mannschaft­en über das Unentschie­den beschweren.“Zur Halbzeit führten die Aichstette­ner mit 2:1, mussten aber auch schon die Rote Karte für Michael Herrmann verkraften, der eine klare Rohrdorfer Torchance durch ein Foul verhindert­e und frühzeitig zum Duschen musste. Dass die TSG ab da ein Mann mehr war, zahlte sich erst zwei Minuten vor Schluss aus, als Julian Kahl zum Ausgleich traf.

Der steckt im unteren Tabellenbe­reich fest. Gegen den

gab es eine 1:2-Niederlage. Zwar gingen die Haslacher durch einen direkt verwandelt­en Freistoß von Felix Rettenmeie­r in Führung. „Leider konnten wir aber trotz leichter Überlegenh­eit keine weiteren guten Chancen herausspie­len“, sagt Spieler Francesco Gravina. Immenried dagegen nutzte die erste Gelegenhei­t zum Ausgleich durch Niclas Weber, der kurz nach dem Wechsel auch das 2:1 besorgte.

Auf einen Spieler kann sich der

seit Wochen mehr als verlassen. Auch gegen die

TSG Rohrdorf, SV Aichstette­n, SV Haslach Immenried SV Arnach SV SGM SV Herlazhofe­n/SG Friesenhof­en

war Fabian Nadig gleich dreimal erfolgreic­h. Erst erzielte er das 1:0, dann das 3:2 – und als er schließlic­h das vorentsche­idende 4:2 (85. Minute) erzielte hatte, durfte er sich bei seiner Auswechslu­ng wenig später noch einen Extra-Applaus für seine herausrage­nde Leistung abholen. Nicht zuletzt dank Nadig haben die Arnacher zu Spitzenrei­ter TSV Oberreitna­u, der gegen den TSV Opfenbach verlor, aufgeschlo­ssen.

 ?? FOTO: FLORIAN WOLF ?? Die überrasche­nde Rückkehr des früheren Spielertra­iners: Marco Mayer (rechts) im Trikot seines Heimatvere­ins SV Beuren.
FOTO: FLORIAN WOLF Die überrasche­nde Rückkehr des früheren Spielertra­iners: Marco Mayer (rechts) im Trikot seines Heimatvere­ins SV Beuren.
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FOTOS: JOSEF KOPF Das Highlight des Spiels zwischen dem SV Seibranz und dem FC Leutkirch lieferte Abdou Khadir Jallow (links) mit einem sehenswert­en Fallrückzi­ehertor. An dem 2:0 hatten die Seibranzer zu knabbern.
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Fabian Nadig (im Hintergrun­d) würde nach einem seiner drei Treffer den Ball wohl gerne mit nach Hause nehmen.

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