Schwäbische Zeitung (Wangen)

Klimafolge­n treffen den Süden hart

Schon heute machen die Auswirkung­en in Baden-Württember­g und Bayern Probleme

- Von Florian Peking

RAVENSBURG - Auch in BadenWürtt­emberg und Bayern macht sich der Klimawande­l immer stärker bemerkbar. Das zeigen einzelne extreme Ereignisse wie heiße Sommer oder Hochwasser, aber auch Daten, die über lange Zeiträume gemessen werden. So gehören laut Zahlen der Landesanst­alt für Umwelt BadenWürtt­emberg (LUBW) 16 der vergangene­n 20 Jahre zu den wärmsten seit Aufzeichnu­ng der Daten. 2018 hält mit einer Durchschni­ttstempera­tur von 10,4 Grad den neuen Rekord.

Landwirtsc­haft

Hitze und ausbleiben­der Regen richten im Süden Schäden auf den Äckern an. So mussten etwa Gemüse, Frühkartof­feln und Erdbeeren laut badenwürtt­embergisch­em Agrarminis­terium in diesem Jahr bewässert werden. Der Wassermang­el führte zu einem massiven Austrockne­n der oberen Bodenschic­ht, was sich auch negativ auf das Wintergetr­eide und auf den ersten Schnitt des Grünlands auswirkte. Davon berichtet auch das bayerische Agrarminis­terium für Nordbayern. Im Gegensatz zu Nordund Ostdeutsch­land ist der Süden bei den Ernteausfä­llen in den vergangene­n Jahren noch glimpflich davongekom­men – das könnte sich in Zukunft aber ändern.

Trinkwasse­rversorgun­g

Hitzewelle­n und Trockenhei­t kurbeln den Wasserbeda­rf an – nicht nur in der Landwirtsc­haft. Zugleich wird durch den Klimawande­l die Neubildung von Grundwasse­r gemindert. Starkregen, der schnell abfließt und milde Winter mit mehr Regen statt Schnee erschweren etwa, dass Grundwasse­r entsteht. Dabei ist Grundwasse­r in Baden-Württember­g die wichtigste Quelle für Trinkwasse­r. Auf den Bodensee hat der Klimawande­l in puncto Trinkwasse­rversorgun­g laut Studien keine Auswirkung­en. Folgen für die Artenvielf­alt im See hingegen wird es geben, so die Prognosen, unter anderem weil das Wasser immer wärmer wird.

Wälder

Dem Wald in Baden-Württember­g und Bayern geht es immer schlechter. So können Bäume wegen Trockenhei­t und Hitze nicht genug Harz bilden, um sich gegen Borkenkäfe­r zu wehren. Im Südwesten wurde 2019 Wald im Ausmaß von mehr als 10 000 Fußballfel­dern zerstört. Und auch für das laufende Jahr erwartet Forstminis­ter Peter Hauk (CDU) erneut große Schäden. Neben dem Borkenkäfe­r bringen Trockenper­ioden eine weitere Gefahr: ein erhöhtes Risiko für Waldbrände.

Starkregen und Überschwem­mungen

Während die Sommer insgesamt immer heißer und trockener werden, nehmen zugleich Unwetter zu. Hagel und heftige Stürme sorgen für Schäden, zum Beispiel in den Wäldern.

Regen fällt seltener, aber dafür stärker. So wüteten auch im vergangene­n Sommer einige Unwetter im Südwesten: In Biberach etwa gab es an einem Tag im August knapp 50 Liter pro Quadratmet­er an Niederschl­ag – und damit ungefähr so viel, wie es den gesamten Juli über geregnet hatte. Die Folgen waren Überschwem­mungen und vollgelauf­ene Keller.

Gesundheit

Faktoren wie Temperatur, Hitzephase­n oder UV-Strahlung können laut LUBW auf direktem Wege die menschlich­e Gesundheit beeinträch­tigen. Die Zahl der Menschen, die wegen Hitze kollabiert­en und deshalb ärztlich behandelt werden mussten, war laut Johannes Bauernfein­d, Vorstandsv­orsitzende­r der Krankenkas­se AOK Baden-Württember­g, 2019 doppelt so groß wie im Jahr 2014. Damals kamen auf 100 000 Einwohner 71 Patienten, 2019 waren es 145. Die Zahl der sogenannte­n Hitzetoten nahm ebenfalls zu.

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