Sechs Corona-Opfer in Laichinger Heim
Fünf Infizierte in kritischem Zustand – Auch Blausteiner Seniorenheim betroffen
LAICHINGEN - In mehreren Seniorenheimen im Südwesten steigen derzeit die Zahlen der Corona-Infizierten. Einrichtungen in Laichingen, Blaustein (beide Alb-DonauKreis) und Mannheim haben in den vergangenen Tagen ein Besuchsverbot ausgesprochen. In dem Seniorenheim in Laichingen starben bislang sechs Bewohner infolge einer Infektion, wie eine Sprecherin der Einrichtung am Mittwoch mitteilte. Insgesamt seien in dem Heim seit vergangener Woche 42 Bewohner und 22 Mitarbeiter positiv auf das Virus getestet worden. Fünf weitere Infizierte befinden sich laut Sprecherin in einem kritischen Zustand.
In Blaustein sind 26 Bewohner und acht Mitarbeiter nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Von sechs Wohngruppen sind derzeit fünf betroffen. Auch hier muss, wie im Seniorenzentrum Laichingen, die nicht betroffene Wohngruppe völlig separat betreut werden. Weitere Testergebnisse stehen hier noch aus. Für die Heime besteht ein Aufnahmeund Besucherstopp.
Auch in Mannheim kam es zu einem Corona-Ausbruch in einem Altenpflegeheim. Das Virus sei bislang bei sieben Bewohnern und einem Mitarbeiter nachgewiesen worden, teilte das Pflegeheim am Mittwoch mit. Um eine weitere Verbreitung zu verhindern, blieben in Absprache mit dem Gesundheitsamt Mannheim alle 23 Bewohner der Gruppe zur Quarantäne in ihren Zimmern. Dort würden sie von jeweils fest zugeordneten Pflegekräften betreut. Der positiv getestete Mitarbeiter befinde sich in häuslicher Quarantäne.
Alle kritisch Erkrankten in Laichingen entschieden sich laut Sprecherin eigenständig dazu, im Seniorenheim zu bleiben, anstatt das Krankenhaus aufzusuchen. Ihre Angehörigen dürfen sie mit Schutzkleidung weiter besuchen. Von dem Virus betroffen seien derzeit drei von vier Wohnbereichen, sagte die Sprecherin, „alle Bewohner werden in ihren Zimmern versorgt“. Um die Pflege trotz erkrankter Mitarbeiter zu gewährleisten, seien Kräfte aus anderen Heimen und aus Zeitarbeitsfirmen in die Laichinger Einrichtung geholt worden.
Derzeit ist unklar, wie das Virus in das Heim kam: „Wir gehen aber nicht zuletzt aufgrund der hohen Zahl davon aus, dass es mehrere Ursachen gibt“, sagte die Sprecherin: „Zum einen haben natürlich auch unsere Mitarbeiter ein Privatleben und können sich – wie jeder andere auch – da auch angesteckt haben. Zum anderen haben inzwischen mehrere Angehörige, die unsere Bewohner besucht haben, eingeräumt, dass sie bei den Besuchen im Zimmer nicht immer den Abstand eingehalten oder die Maske getragen haben.“
Mittlerweile fallen in Laichingen 22 Mitarbeiter aufgrund von Corona aus. Ein Ausfall, der in der ohnehin angespannten Lage in der Pflegebranche umso schwerer wiegt.
„Die Situation in Laichingen verfolgen wir natürlich mit großer Sorge. Unsere Gedanken sind nach wie vor bei den erkrankten Bewohnern und Mitarbeitern, aber selbstverständlich denken wir auch an die Familien, die nun durch dieses Virus den Partner, den Großvater oder die Uroma verloren haben“, erklärte Verena Rist, Geschäftsführerin der Pflegeheim GmbH. Man unternehme alles, um die Infektionsketten nachvollziehen zu können: „Natürlich versuchen wir herauszufinden, ob wir etwas hätten tun können, das einen solchen Ausbruch hätte verhindern können.“Genauso wichtig sei, „dass alle, die in der aktuellen Infektionslage ein Pflegeheim besuchen oder ihren Angehörigen mit nach Hause nehmen wollen, sich der Gefahr einer möglichen Ansteckung bewusst werden.“Die in den Einrichtungen
geltenden Hygieneregeln müssen unbedingt eingehalten werden.
Im Laichinger Seniorenheim ist die Lage derweil weiter angespannt: „Die medizinische Betreuung läuft hauptsächlich über zwei niedergelassene Ärzte, die sich sehr toll um die Bewohner kümmern. Die Frage einer möglichen Krankenhauseinweisung entscheiden die Bewohner oder deren Angehörige, von denen die meisten in der schwierigen Situation sehr verständnisvoll reagieren, gegebenenfalls auch in Abstimmung mit den Ärzten“, berichtete Daniela Rieker von der Betreibergesellschaft des Heims, der ADK GmbH. Sie und das Haus stünden in ständigem Austausch mit den Angehörigen. Neben den mittlerweile sechs zu beklagenden Todesfällen sind fünf weitere Bewohner aktuell in kritischem Zustand. „Diese Situation verändert sich laufend, weil es zum einen Bewohner gibt, denen es wieder besser geht, zum anderen aber auch Bewohner, deren Zustand sich akut sehr schnell verschlechtert.“
In den vergangenen Wochen hatte es in Baden-Württemberg immer wieder Corona-Ausbrüche in Seniorenund Pflegeheimen gegeben. Im Alb-Donau-Kreis hatten früher im Jahr bereits das Haus St. Elisabeth in Oberdischingen und das Haus Kathrin
in Ehingen mit Ausbruchsgeschehen zu kämpfen und Tote zu beklagen. In einem Altenheim in Marxzell (Kreis Karlsruhe) waren 39 Bewohner und 15 Beschäftigte positiv auf das Virus getestet worden. Wie ein Sprecher des Karlsruher Landratsamts am Mittwoch sagte, sind inzwischen neun von ihnen gestorben. Auch nach einem Corona-Ausbruch in einer Stuttgarter Einrichtung starben nach Angaben der Stadt vom Mittwoch insgesamt vier Infizierte.
In Baden-Württemberg ist der kritische Wert von 50 Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen landesweit überschritten. Wie das Landesgesundheitsamt am Mittwoch in Stuttgart mitteilte, liegt der Wert für den Südwesten bei 53,4. „Die landesweiten Zahlen sind besorgniserregend. Wir sind mitten in der zweiten Welle. Jetzt kommt es darauf an, sie schnell zu brechen. Diesen Kraftakt können wir nur gemeinsam schaffen“, sagte Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne). Laut dem Gesundheitsamt sind in Baden-Württemberg insgesamt 63 118 Menschen mit dem Coronavirus infiziert – 1438 mehr als am Vortag. Die Zahl der im Zusammenhang mit dem Virus Gestorbenen stieg dabei um vier auf 1950. Als genesen gelten den Angaben zufolge 49 767 Menschen.