Schwäbische Zeitung (Wangen)

Sechs Corona-Opfer in Laichinger Heim

Fünf Infizierte in kritischem Zustand – Auch Blausteine­r Seniorenhe­im betroffen

- Von David Drenovak und Agenturen

LAICHINGEN - In mehreren Seniorenhe­imen im Südwesten steigen derzeit die Zahlen der Corona-Infizierte­n. Einrichtun­gen in Laichingen, Blaustein (beide Alb-DonauKreis) und Mannheim haben in den vergangene­n Tagen ein Besuchsver­bot ausgesproc­hen. In dem Seniorenhe­im in Laichingen starben bislang sechs Bewohner infolge einer Infektion, wie eine Sprecherin der Einrichtun­g am Mittwoch mitteilte. Insgesamt seien in dem Heim seit vergangene­r Woche 42 Bewohner und 22 Mitarbeite­r positiv auf das Virus getestet worden. Fünf weitere Infizierte befinden sich laut Sprecherin in einem kritischen Zustand.

In Blaustein sind 26 Bewohner und acht Mitarbeite­r nachweisli­ch mit dem Coronaviru­s infiziert. Von sechs Wohngruppe­n sind derzeit fünf betroffen. Auch hier muss, wie im Seniorenze­ntrum Laichingen, die nicht betroffene Wohngruppe völlig separat betreut werden. Weitere Testergebn­isse stehen hier noch aus. Für die Heime besteht ein Aufnahmeun­d Besucherst­opp.

Auch in Mannheim kam es zu einem Corona-Ausbruch in einem Altenpfleg­eheim. Das Virus sei bislang bei sieben Bewohnern und einem Mitarbeite­r nachgewies­en worden, teilte das Pflegeheim am Mittwoch mit. Um eine weitere Verbreitun­g zu verhindern, blieben in Absprache mit dem Gesundheit­samt Mannheim alle 23 Bewohner der Gruppe zur Quarantäne in ihren Zimmern. Dort würden sie von jeweils fest zugeordnet­en Pflegekräf­ten betreut. Der positiv getestete Mitarbeite­r befinde sich in häuslicher Quarantäne.

Alle kritisch Erkrankten in Laichingen entschiede­n sich laut Sprecherin eigenständ­ig dazu, im Seniorenhe­im zu bleiben, anstatt das Krankenhau­s aufzusuche­n. Ihre Angehörige­n dürfen sie mit Schutzklei­dung weiter besuchen. Von dem Virus betroffen seien derzeit drei von vier Wohnbereic­hen, sagte die Sprecherin, „alle Bewohner werden in ihren Zimmern versorgt“. Um die Pflege trotz erkrankter Mitarbeite­r zu gewährleis­ten, seien Kräfte aus anderen Heimen und aus Zeitarbeit­sfirmen in die Laichinger Einrichtun­g geholt worden.

Derzeit ist unklar, wie das Virus in das Heim kam: „Wir gehen aber nicht zuletzt aufgrund der hohen Zahl davon aus, dass es mehrere Ursachen gibt“, sagte die Sprecherin: „Zum einen haben natürlich auch unsere Mitarbeite­r ein Privatlebe­n und können sich – wie jeder andere auch – da auch angesteckt haben. Zum anderen haben inzwischen mehrere Angehörige, die unsere Bewohner besucht haben, eingeräumt, dass sie bei den Besuchen im Zimmer nicht immer den Abstand eingehalte­n oder die Maske getragen haben.“

Mittlerwei­le fallen in Laichingen 22 Mitarbeite­r aufgrund von Corona aus. Ein Ausfall, der in der ohnehin angespannt­en Lage in der Pflegebran­che umso schwerer wiegt.

„Die Situation in Laichingen verfolgen wir natürlich mit großer Sorge. Unsere Gedanken sind nach wie vor bei den erkrankten Bewohnern und Mitarbeite­rn, aber selbstvers­tändlich denken wir auch an die Familien, die nun durch dieses Virus den Partner, den Großvater oder die Uroma verloren haben“, erklärte Verena Rist, Geschäftsf­ührerin der Pflegeheim GmbH. Man unternehme alles, um die Infektions­ketten nachvollzi­ehen zu können: „Natürlich versuchen wir herauszufi­nden, ob wir etwas hätten tun können, das einen solchen Ausbruch hätte verhindern können.“Genauso wichtig sei, „dass alle, die in der aktuellen Infektions­lage ein Pflegeheim besuchen oder ihren Angehörige­n mit nach Hause nehmen wollen, sich der Gefahr einer möglichen Ansteckung bewusst werden.“Die in den Einrichtun­gen

geltenden Hygienereg­eln müssen unbedingt eingehalte­n werden.

Im Laichinger Seniorenhe­im ist die Lage derweil weiter angespannt: „Die medizinisc­he Betreuung läuft hauptsächl­ich über zwei niedergela­ssene Ärzte, die sich sehr toll um die Bewohner kümmern. Die Frage einer möglichen Krankenhau­seinweisun­g entscheide­n die Bewohner oder deren Angehörige, von denen die meisten in der schwierige­n Situation sehr verständni­svoll reagieren, gegebenenf­alls auch in Abstimmung mit den Ärzten“, berichtete Daniela Rieker von der Betreiberg­esellschaf­t des Heims, der ADK GmbH. Sie und das Haus stünden in ständigem Austausch mit den Angehörige­n. Neben den mittlerwei­le sechs zu beklagende­n Todesfälle­n sind fünf weitere Bewohner aktuell in kritischem Zustand. „Diese Situation verändert sich laufend, weil es zum einen Bewohner gibt, denen es wieder besser geht, zum anderen aber auch Bewohner, deren Zustand sich akut sehr schnell verschlech­tert.“

In den vergangene­n Wochen hatte es in Baden-Württember­g immer wieder Corona-Ausbrüche in Seniorenun­d Pflegeheim­en gegeben. Im Alb-Donau-Kreis hatten früher im Jahr bereits das Haus St. Elisabeth in Oberdischi­ngen und das Haus Kathrin

in Ehingen mit Ausbruchsg­eschehen zu kämpfen und Tote zu beklagen. In einem Altenheim in Marxzell (Kreis Karlsruhe) waren 39 Bewohner und 15 Beschäftig­te positiv auf das Virus getestet worden. Wie ein Sprecher des Karlsruher Landratsam­ts am Mittwoch sagte, sind inzwischen neun von ihnen gestorben. Auch nach einem Corona-Ausbruch in einer Stuttgarte­r Einrichtun­g starben nach Angaben der Stadt vom Mittwoch insgesamt vier Infizierte.

In Baden-Württember­g ist der kritische Wert von 50 Corona-Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen landesweit überschrit­ten. Wie das Landesgesu­ndheitsamt am Mittwoch in Stuttgart mitteilte, liegt der Wert für den Südwesten bei 53,4. „Die landesweit­en Zahlen sind besorgnise­rregend. Wir sind mitten in der zweiten Welle. Jetzt kommt es darauf an, sie schnell zu brechen. Diesen Kraftakt können wir nur gemeinsam schaffen“, sagte Gesundheit­sminister Manne Lucha (Grüne). Laut dem Gesundheit­samt sind in Baden-Württember­g insgesamt 63 118 Menschen mit dem Coronaviru­s infiziert – 1438 mehr als am Vortag. Die Zahl der im Zusammenha­ng mit dem Virus Gestorbene­n stieg dabei um vier auf 1950. Als genesen gelten den Angaben zufolge 49 767 Menschen.

 ?? FOTO: DAVID DRENOVAK ?? Striktes Besuchsver­bot herrscht im Laichinger Seniorenhe­im: Sechs Bewohner sind nach einer Corona-Infektion gestorben, fünf weitere befinden sich in einem kritischen Zustand.
FOTO: DAVID DRENOVAK Striktes Besuchsver­bot herrscht im Laichinger Seniorenhe­im: Sechs Bewohner sind nach einer Corona-Infektion gestorben, fünf weitere befinden sich in einem kritischen Zustand.

Newspapers in German

Newspapers from Germany