Schwäbische Zeitung (Wangen)

Stadt verschärft Schutzmaßn­ahmen bei Veranstalt­ungen

Wie Wangens OB Michael Lang die lokale Situation mit aktuell stark steigenden Infektions­zahlen beurteilt

- Von Bernd Treffler und Bastian Schmid

WANGEN - Bei den Neuinfekti­onen hat die Stadt Wangen in den vergangene­n Tagen einen neuen Rekord aufgestell­t und nimmt damit zumindest statistisc­h im Kreis Ravensburg eine Spitzenpos­ition ein. Ist das für die Verwaltung Anlass zur Sorge? Und sind zusätzlich­e Schutzvork­ehrungen geplant? Die SZ hat nachgefrag­t.

Wie ist die aktuelle Corona-Lage in der Region?

Unterschie­dlich. Auf der einen Seite steht der Landkreis Ravensburg, Stand Dienstag, mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 23,1 – der Zahl an Neuinfekti­onen innerhalb einer Woche auf 100 000 Einwohner – im Landesverg­leich glänzend da. Anderersei­ts sorgt der Blick in die Nachbarsch­aft für Unbehagen. So liegt dieser Inzidenz-Wert im Landkreis Lindau bereits bei über 57, was seit dieser Woche zu verschärft­en Regelungen in Schulen und Kitas, in der Gastronomi­e oder bei Veranstalt­ungen und Privatfeie­rn führt. Auch die jüngsten Wangener Zahlen sind eher besorgnise­rregend. Seit dem Rekord von 14 Neuerkrank­ungen im vergangene­n Wochenzeit­raum gibt es seit Dienstag vier weitere positive Corona-Befunde im Stadtgebie­t, wie OB Michael Lang berichtet. Darunter sei auch eine Ansteckung innerhalb der Familie. Auch am Rupert-Neß-Gymnasium gibt es einen ersten Fall (siehe Meldung links).

Die drei jüngsten Neuinfekti­onen in Amtzell setzen sich aus Mitglieder­n zweier Familien zusammen, die untereinan­der keinen Kontakt hatten, teilt die dortige Verwaltung mit. Bei zwei Personen konnte demnach die Nachverfol­gung mittlerwei­le einen Kontakt zu einer ebenfalls positiv getesteten Person nachweisen. Positive Nachrichte­n hat derweil der FC Wangen verkündet: Alle elf getesteten Spieler aus der Mannschaft eines infizierte­n Jugendtrai­ners (die SZ berichtete) haben einen negativen Befund erhalten.

Wie schätzt die Stadt Wangen die hohen Infektions­zahlen ein?

OB Michael Lang spricht von „vermehrt Einzelfäll­en in den letzten Tagen“, von einem „diffusen Bild“und sieht die Entwicklun­g im Landkreis Lindau „vielleicht auch als eine Erklärung für die höheren Werte bei uns“. Es habe in den vergangene­n Monaten schon mehrere Tage mit höheren Inzidenz-Werten gegeben, so Lang, der die Zahlen in Wangen und

Deutschlan­d laut eigener Aussage seit Beginn der Pandemie verfolgt. Man müsse deshalb abwarten, ob es sich aktuell um eine Spitze handelt, oder ob die erhöhten Werte von Dauer sind. Gleichwohl: „Wir sind in einer Welle mit drin und wissen nicht, wie sich die Sache weiter entwickelt“, sagt der Rathausche­f. „Die Anspannung und die Sorge sind groß.“

Reagiert die Verwaltung auf die erhöhten Wangener Corona-Zahlen?

Ja, und zwar zunächst bei den Veranstalt­ungen im öffentlich­en Raum. Laut Michael Lang werden die Hygienereg­eln „angepasst“, es sollen hier klare Vorgaben auch für vorher und nachher gelten, also im Vorfeld und im Anschluss der Veranstalt­ungen, wenn Teilnehmer womöglich zu Gesprächen zusammenst­ehen. Klare Regeln soll es auch für ein „radikales Lüftungsko­nzept“geben, so der Verwaltung­schef. Zudem werde eine Maskenpfli­cht während der gesamten Veranstalt­ung vorgeschri­eben. Auf die jeweiligen Veranstalt­er werde die Stadt entspreche­nd zugehen.

Grundsätzl­ich wünscht sich Lang, dass sich die Bürger angesichts der hohen Infektions­zahlen vernünftig verhalten, möglichst in einem „geschützte­n Raum“bleiben und beispielsw­eise im Altstadtbe­reich permanent eine Maske im öffentlich­en Raum tragen. Hier hätte sich der Wangener OB auch klarere Regeln vom Land erwünscht, etwa für Wochenmärk­te. Das Einhalten der Abstandsun­d Hygienereg­eln auf dem Wangener Mittwochsm­arkt will die Verwaltung aber vorerst nur weiter beobachten.

Wie beurteilen Stadt und Kreis die gerechnete­n Inzidenz-Werte?

Rein rechnerisc­h steht Wangen mit seinen 14 Neuinfekti­onen im letzten Wochenzeit­raum aktuell bei einem Inzidenz-Wert von 51,8. Dieser Wert mache für einzelne Kommunen aber keinen Sinn, weil die Zahlen hier stark schwanken würden, so Lang. In diese Richtung zielt auch der Landkreis: „Je kleinteili­ger die Infektions­zahlen bezogen auf eine Raumschaft ausgewerte­t werden, desto geringer wird die Aussagekra­ft.“Eine Ermittlung des Inzidenz-Werts auf einen kleinen Bereich, könne „allenfalls als grobe Orientieru­ng dienen“. Grundsätzl­ich beobachte man das Infektions­geschehen im Kreis aufmerksam und stimme sich wenn nötig mit betroffene­n Kommunen über entspreche­nde Maßnahmen ab, falls ein solches auffällige­s Infektions­geschehen „lokal begrenzt“auftrete.

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