Wangener Verwaltung stockt ihr Team zur Kontaktverfolgung auf
Stadt möchte sich so auf mögliche größere Coronavirus-Welle vorbereiten
WANGEN (sz) - Seit Mitte März unterstützt die Stadt Wangen das Gesundheitsamt im Landratsamt Ravensburg bei der Kontaktverfolgung von Corona-Infizierten. Waren es anfangs zehn Personen aus der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat, so wird das Team jetzt auf rund 20 Personen aufgestockt, heißt es in einer städtischen Mitteilung. Damit will die Stadt einer sich möglicherweise auch im Allgäu verschärfenden zweiten Welle begegnen.
Grundlage für die Arbeit der Gruppe sind laut Mitteilung die allgemein geltenden medizinischen Vorgaben zu Corona. Die Kontaktverfolgung diene dazu, Menschen zu erreichen, die mit Covid-19-Infizierten zusammen waren und damit selber infiziert sein könnten. Denn dieser Personenkreis müsse sich in Quarantäne begeben, um nicht möglicherweise selber zum Infektionsherd zu werden.
Die für das Team verantwortliche Verwaltungsdezernentin Astrid Exo schaut mittlerweile auf eine rund siebenmonatige Erfahrung im Bereich Corona-Kontaktverfolgung zurück. „Manches hat sich in dieser Zeit verändert“, sagt sie. „Anfangs haben die Leute sehr verständnisvoll reagiert, wenn sie in Quarantäne gehen mussten. Es gab selten Zweifel an der Notwendigkeit. Auch die Reiserückkehrer im August zeigten in der Regel
Verständnis.“Doch inzwischen gebe es immer öfter den Fall, dass Menschen den Sinn der Quarantäne bezweifeln und meinen, sie sei unnötig, wenn sie die Hygiene- und Abstandsregeln einhalten. Das sei aber ein Irrtum, so Exo laut Mitteilung.
Gewandelt habe sich im Laufe der Zeit auch der Umfang der Kontaktlisten. „Anfangs hatten wir zum Teil sehr lange Kontaktlisten, die wir dann abtelefonieren mussten. Doch man konnte recht schnell sehen, dass die Menschen ihr Sozialverhalten änderten und bis zum Ende des Lockdowns nur noch wenige Kontakte nennen konnten“, sagt die Dezernentin. Inzwischen seien die Listen wieder länger, weil Kinder in den Kindergarten oder die Schule gehen, weil wieder mehr im Büro gearbeitet wird, weil auch wieder mit anderen Menschen in einem Raum trainiert wird oder auch weil gefeiert wird.
Für das Team, das den Kontakten nachgeht, sei das in mehrerlei Hinsicht eine Belastung: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Verwaltung machen diesen Dienst neben ihren eigentlichen Aufgaben her und bekommen dann den Ärger direkt ab“, sagt Astrid Exo. Aber es entlade sich auch der Frust der Kontaktpersonen über Kollegen, denn Fälle, die über den Arbeitsplatz kamen, habe es jetzt häufiger gegeben. Ursache seien dort jedoch nicht nur der eine oder andere uneinsichtige Partygänger vom Wochenende, sondern auch notwendige Dienstreisen in Risikogebiete.
Da Personen in Quarantäne das Haus nicht verlassen dürfen, kommen inzwischen auch Fragen wie: Wer holt mein Kind vom Kindergarten ab? „Für die Versorgung mit Einkäufen können wir zum Glück immer noch auf die ,Mutmacher’ zurückgreifen“, sagt Astrid Exo. Das ist eine Gruppe von Menschen, die von Amalie-Geschäftsführerin Sabine Müllenberg in Zusammenarbeit mit den evangelischen und katholischen Kirchengemeinden organisiert wird. Das Team der ehrenamtlichen Helfer kauft für Betroffene ein oder erledigt auch den einen oder anderen notwendigen Gang.
Aber auch ein möglicher Verdienstausfall ist ein Thema. „Das ist der Vorteil, wenn die Kontaktverfolgung bei der Stadt liegt. Dort kann man intern auf das ganze Netz zurückgreifen und möglichst umfassend beraten“, sagt Exo. Das sei schon deshalb notwendig, weil selten ein Fall dem anderen wirklich gleiche. „Wichtig ist deshalb, dass bei Rückfragen immer mit derselben Sachbearbeiterin oder demselben Sachbearbeiter Kontakt aufgenommen wird, von der oder dem der erste Anruf kam“, fügt die Dezernentin an.