Wall zur Hälfte auf Privatgrundstücken
Gemeinde Amtzell hofft auf baldiges Baurecht im „Tannenstock“
KISSLEGG (scb) - Die Pläne für das Neubaugebiet „Tannenstock“im Nordosten von Kißlegg werden noch einmal ein wenig verändert. Vor allem an der Außengrenze zur geplanten Umgehungsstraße gibt es Anpassungen. Die Verwaltung hofft noch in diesem Jahr auf die Erteilung des Baurechts.
Vieles ist über das Neubaugebiet Tannenstock bereits bekannt. In etwa 40 Häusern, darunter fünf Geschossbauten, sollen auf vier Hektar Land knapp über 100 Wohneinheiten in direkter Nähe zu Kißlegg entstehen (die SZ berichtete). Als Resultat der ersten Auslegung des Bebauungsplans rückt der Lärmschutzwall näher an die Siedlung. Das Regierungspräsidium Tübingen hatte darauf hingewiesen, dass für die gemeindliche Unterhaltung und Pflege des Walls, sowie für mögliche Rettungseinsätze auf der Umgehungsstraße ein Versorgungsweg angelegt werden muss. Dieser entsteht jetzt zwischen Wall und Umgehungsstraße. Dadurch rückt der Lärmschutzwall um vier Meter an die Siedlung heran und die Grundstücke im Randbereich werden bis an die Oberkante des Walls verlängert. Damit gehört die Hälfte des Lärmschutzwalls künftig als Grünfläche zu den Grundstücken und darf genutzt und bepflanzt werden.
Der Wall, der künftig den prognostizierten Lärm der geplanten Umgehungsstraße abfangen soll, wird rund fünf Meter hoch und sorgt bereits jetzt für Unmut. Denn obwohl die Realisierung der Ortsumfahrung noch in den Sternen steht, wird der Wall bereits errichtet. Dadurch soll den Grundstückseigentümern in wenigen Jahren eine Großbaustelle im Garten erspart werden, wie Kißleggs Bürgermeister Dieter Krattenmacher erklärte. Zudem trage die Verwendung des anfallenden Aushubs für den Wallbau gleich zur Klimaneutralität des Baugebiets bei.
Die Klimaneutralität soll später durch die Warmwasserversorgung aller Häuser über Geothermieanlagen und Stromgewinnung mittels Photovoltaikanlagen erreicht werden. „Dadurch, dass der Bauträger diese Anlagen bei der Erschließung bereits anlegt, wird es für den Einzelnen günstiger.“Insgesamt sorgt die klimafreundliche Energieversorgung für einen Anstieg des Quadratmeterpreises um 40 bis 45 Euro. „Allerdings sparen sich die Grundstückseigentümer später Geld bei den Heizkosten“, so Krattenmacher.
Trotzdem ist das Baugebiet als Ganzes noch immer umstritten. Vor allem bei der Frage des Bedarfs gehen die Meinungen auseinander. So kritisiert Gemeinderat Hubert Braun, dass wertvolle landwirtschaftliche Flächen durch ein Baugebiet bedroht werden, das es gar nicht brauche. Zudem sieht er eine Überforderung Kißleggs bezüglich Ärzten, Supermärkten oder Parkplätzen durch zusätzliche Bürger. „Wir bekommen regelmäßig Anfragen nach Bauland rein und sind deshalb der Meinung, dass dieses Neubaugebiet gerechtfertigt ist“, konterte Krattenmacher seinen Ratskollegen und sprach weiter von einem „Bevölkerungszuwachs von maximal drei Prozent“, der durch die erhofften Neubürger kreiert werden könnte. Der Gemeinderat stimmte bei zwei Gegenstimmen für die Annahme der Änderungen und die anschließende zweite Auslegung des Bebauungsplans. „Wenn alles gut läuft, könnten wir dann bereits im kommenden Jahr mit den Arbeiten beginnen“, hofft der Bürgermeister.