Schwäbische Zeitung (Wangen)

Durch Teilen die Verkehrswe­nde meistern

An der Grabengass­e hat Kemptens erste „e-Hub“-Station für Carsharing geöffnet

- Von Klaus Kiesel

KEMPTEN - Die erste „e-Hub“-Station der Stadt ist eröffnet, die Nachfrage ist laut Anbieter groß: An der Grabengass­e stellt das Autohaus Sirch ab sofort zwei Elektroaut­os auf den neuen Carsharing-Stellplätz­en zum Ausleihen zur Verfügung. Diese sind Teil des EU-Pilotproje­kts „e-Hub“, an dem Kempten als Pilotstadt neben sechs anderen europäisch­en Städten teilnimmt.

Durch das Projekt sollen der Anteil an geteilter und elektrisch­er Mobilität erhöht und damit der Verkehr in Städten umweltfreu­ndlicher und effiziente­r gestaltet werden, erklärt Kemptens Verkehrsma­nager Stefan Sommerfeld. Das übergeordn­ete Ziel von „e-Hub“sei, die CO2Emissio­nen in Kempten zu senken. Außerdem soll das Projekt „eine Antwort auf die Frage geben, wie die Verkehrswe­nde gelingt“: Fördere man das Teilen von E-Autos, müssten immer weniger Menschen sich ein eigenes Fahrzeug kaufen (siehe Infokasten) – was dazu führt, dass es immer weniger Autos gibt. So verringere man die Abhängigke­it von Besitz wie auch den Stellplatz­Druck – vor allem in Innenstädt­en. Die frei werdenden Flächen könnten wiederum für die Bürger genutzt werden. Durch die beiden Carsharing-Parkplätze an der Grabengass­e fielen kurzfristi­g erst mal zwei weitere Stellfläch­en weg – was freilich schmerze. Langfristi­g gesehen profitiert­en aber die Menschen davon.

Ganz neu ist das Thema Carsharing in Kempten aber nicht: Seit Jahren bietet eine Firma den „Stadtflitz­er“

an. Dieses Angebot „konnten wir im Rahmen von ,e-Hub‘ leider nicht berücksich­tigen“, sagt Sommerfeld. Wer sich hingegen an der Grabengass­e ein E-Auto ausleihen will, muss übrigens bis Ende Oktober keine Registrier­ungsgebühr bezahlen.

Und so funktionie­rt’s: Für das Carsharing müssen Interessie­rte sich im Autohaus Sirch oder im AÜW-Kundencent­er am Rathauspla­tz einmalig registrier­en. Dazu brauchen sie ihren Personalau­sweis und Führersche­in. Danach bekommt man seine persönlich­e

Chipkarte, mit der das E-Auto geöffnet und geschlosse­n wird. Buchen muss man einen der beiden Renault Zoe an der Grabengass­e über die App Flinkster oder online unter www.flinkster.de „Abgerechne­t wird nur die gefahrene Zeit“, sagt Magdalena Kraft vom Autohaus Sirch. Und zwar 1,75 Euro für alle angefangen­en 15 Minuten – macht sieben Euro pro Stunde. Maximal würden pro Tag 70 Euro berechnet, auch wenn man länger als zehn Stunden fährt. Stellt man am zweiten Tag beispielsw­eise nach vier Stunden das E-Auto wieder an der Grabengass­e ab, würden weitere 28 Euro fällig.

Seine Buchung verlängern könne man über Flinkster, wenn kein anderer Kunde das Fahrzeug danach reserviert hat, erklärt Kraft. Sobald der Kunde das E-Auto zurückgebr­acht hat, muss er es an die Ladesäule anstecken. „Zwischen den Buchungen haben wir eine Karenzzeit von einer Stunde hinterlegt, damit immer genügend Zeit zum Laden ist.“So garantiere man dem Kunden eine Batterie, die zu mindestens 80 Prozent geladen ist. Der Renault Zoe hat übrigens eine Reichweite von etwa 300 Kilometern.

Neben der ersten Verleih-Station für Carsharing will Verkehrsma­nager Sommerfeld bis 1. Mai fünf weitere „e-Hub“-Stationen im Stadtgebie­t installier­en, an denen man sich E-Bikes und E-Lastenfahr­räder ausleihen kann. Er plant unter anderem mit zwölf E-Lastenräde­rn, die auf alle sechs Stationen aufgeteilt werden. Die Räder könnten beispielsw­eise Anwohner nutzen, um damit Einkäufe nach Hause zu transporti­eren, oder für Freizeitto­uren. Oder Kemptener Firmen für Transportf­ahrten. Zudem sollen an einer oder zwei der sechs Stationen insgesamt zwölf E-Bikes zum Ausleihen angeboten werden, erklärt Sommerfeld. Im Fokus habe man dabei vor allem Touristen, die Radtouren etwa zum Archäologi­schen Park Cambodunum (APC) oder zur König-LudwigBrüc­ke unternehme­n könnten.

Wie das Carsharing-System an der Grabengass­e soll auch das RadLeihsys­tem zunächst nur nach dem Roundtrip-Prinzip funktionie­ren – heißt: Dort, wo das E-Bike oder das E-Lastenrad ausgeliehe­n wird, muss es wieder abgegeben werden.

Wo genau die anderen fünf sogenannte­n e-Hub-Stationen entstehen, steht laut dem Verkehrsma­nager noch nicht fest. Da dieser Begriff aber recht sperrig ist, werde die Stadt diese Stationen wohl als „Mobilpunkt­e“bezeichnen. Sommerfeld arbeitet derzeit an einer entspreche­nden Ausschreib­ung, um Anbieter für die 24 Räder zu finden. Mit dem Geld für das Projekt kann er bereits planen: Der Haupt- und Finanzauss­chuss habe während seiner jüngsten, nichtöffen­tlichen Sitzung grünes Licht gegeben.

 ?? FOTO: MATTHIAS BECKER ?? An der Grabengass­e hat Kemptens erste „e-Hub“-Station geöffnet: Hier stehen zwei Elektro-Autos, die man sich ausleihen kann. Dafür brauchen Fahrer eine Karte, die Sarah Wycisk (rechts) in der Hand hält. Magdalena Kraft vom Autohaus Sirch steckt das Ladekabel an die Station an, um die Batterie des Renault aufzuladen.
FOTO: MATTHIAS BECKER An der Grabengass­e hat Kemptens erste „e-Hub“-Station geöffnet: Hier stehen zwei Elektro-Autos, die man sich ausleihen kann. Dafür brauchen Fahrer eine Karte, die Sarah Wycisk (rechts) in der Hand hält. Magdalena Kraft vom Autohaus Sirch steckt das Ladekabel an die Station an, um die Batterie des Renault aufzuladen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany