Durch Teilen die Verkehrswende meistern
An der Grabengasse hat Kemptens erste „e-Hub“-Station für Carsharing geöffnet
KEMPTEN - Die erste „e-Hub“-Station der Stadt ist eröffnet, die Nachfrage ist laut Anbieter groß: An der Grabengasse stellt das Autohaus Sirch ab sofort zwei Elektroautos auf den neuen Carsharing-Stellplätzen zum Ausleihen zur Verfügung. Diese sind Teil des EU-Pilotprojekts „e-Hub“, an dem Kempten als Pilotstadt neben sechs anderen europäischen Städten teilnimmt.
Durch das Projekt sollen der Anteil an geteilter und elektrischer Mobilität erhöht und damit der Verkehr in Städten umweltfreundlicher und effizienter gestaltet werden, erklärt Kemptens Verkehrsmanager Stefan Sommerfeld. Das übergeordnete Ziel von „e-Hub“sei, die CO2Emissionen in Kempten zu senken. Außerdem soll das Projekt „eine Antwort auf die Frage geben, wie die Verkehrswende gelingt“: Fördere man das Teilen von E-Autos, müssten immer weniger Menschen sich ein eigenes Fahrzeug kaufen (siehe Infokasten) – was dazu führt, dass es immer weniger Autos gibt. So verringere man die Abhängigkeit von Besitz wie auch den StellplatzDruck – vor allem in Innenstädten. Die frei werdenden Flächen könnten wiederum für die Bürger genutzt werden. Durch die beiden Carsharing-Parkplätze an der Grabengasse fielen kurzfristig erst mal zwei weitere Stellflächen weg – was freilich schmerze. Langfristig gesehen profitierten aber die Menschen davon.
Ganz neu ist das Thema Carsharing in Kempten aber nicht: Seit Jahren bietet eine Firma den „Stadtflitzer“
an. Dieses Angebot „konnten wir im Rahmen von ,e-Hub‘ leider nicht berücksichtigen“, sagt Sommerfeld. Wer sich hingegen an der Grabengasse ein E-Auto ausleihen will, muss übrigens bis Ende Oktober keine Registrierungsgebühr bezahlen.
Und so funktioniert’s: Für das Carsharing müssen Interessierte sich im Autohaus Sirch oder im AÜW-Kundencenter am Rathausplatz einmalig registrieren. Dazu brauchen sie ihren Personalausweis und Führerschein. Danach bekommt man seine persönliche
Chipkarte, mit der das E-Auto geöffnet und geschlossen wird. Buchen muss man einen der beiden Renault Zoe an der Grabengasse über die App Flinkster oder online unter www.flinkster.de „Abgerechnet wird nur die gefahrene Zeit“, sagt Magdalena Kraft vom Autohaus Sirch. Und zwar 1,75 Euro für alle angefangenen 15 Minuten – macht sieben Euro pro Stunde. Maximal würden pro Tag 70 Euro berechnet, auch wenn man länger als zehn Stunden fährt. Stellt man am zweiten Tag beispielsweise nach vier Stunden das E-Auto wieder an der Grabengasse ab, würden weitere 28 Euro fällig.
Seine Buchung verlängern könne man über Flinkster, wenn kein anderer Kunde das Fahrzeug danach reserviert hat, erklärt Kraft. Sobald der Kunde das E-Auto zurückgebracht hat, muss er es an die Ladesäule anstecken. „Zwischen den Buchungen haben wir eine Karenzzeit von einer Stunde hinterlegt, damit immer genügend Zeit zum Laden ist.“So garantiere man dem Kunden eine Batterie, die zu mindestens 80 Prozent geladen ist. Der Renault Zoe hat übrigens eine Reichweite von etwa 300 Kilometern.
Neben der ersten Verleih-Station für Carsharing will Verkehrsmanager Sommerfeld bis 1. Mai fünf weitere „e-Hub“-Stationen im Stadtgebiet installieren, an denen man sich E-Bikes und E-Lastenfahrräder ausleihen kann. Er plant unter anderem mit zwölf E-Lastenrädern, die auf alle sechs Stationen aufgeteilt werden. Die Räder könnten beispielsweise Anwohner nutzen, um damit Einkäufe nach Hause zu transportieren, oder für Freizeittouren. Oder Kemptener Firmen für Transportfahrten. Zudem sollen an einer oder zwei der sechs Stationen insgesamt zwölf E-Bikes zum Ausleihen angeboten werden, erklärt Sommerfeld. Im Fokus habe man dabei vor allem Touristen, die Radtouren etwa zum Archäologischen Park Cambodunum (APC) oder zur König-LudwigBrücke unternehmen könnten.
Wie das Carsharing-System an der Grabengasse soll auch das RadLeihsystem zunächst nur nach dem Roundtrip-Prinzip funktionieren – heißt: Dort, wo das E-Bike oder das E-Lastenrad ausgeliehen wird, muss es wieder abgegeben werden.
Wo genau die anderen fünf sogenannten e-Hub-Stationen entstehen, steht laut dem Verkehrsmanager noch nicht fest. Da dieser Begriff aber recht sperrig ist, werde die Stadt diese Stationen wohl als „Mobilpunkte“bezeichnen. Sommerfeld arbeitet derzeit an einer entsprechenden Ausschreibung, um Anbieter für die 24 Räder zu finden. Mit dem Geld für das Projekt kann er bereits planen: Der Haupt- und Finanzausschuss habe während seiner jüngsten, nichtöffentlichen Sitzung grünes Licht gegeben.