Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Aus“für den kostenlose­n Windelsack

Auch eine Petition war am Ende vergebens – Kreis spart 800 000 Euro

- Von Michaela Miller

RAVENSBURG - Auch eine Petition mit fast 3000 Unterschri­ften war am Ende vergebens: Den kostenlose­n Windelsack wird es im Landkreis Ravensburg nächstes Jahr nicht mehr geben. Das hat der Kreistag jetzt zusammen mit der neuen Abfallwirt­schaftssat­zung endgültig entschiede­n.

Bekanntlic­h übernimmt der Landkreis Ravensburg ab 2021 in allen Kommunen die Abfallents­orgung. Besonders große Veränderun­gen kommen dabei auf die Kommunen Wangen und Isny zu, die bis zum Jahresende 2020 ihren Müll eigenständ­ig entsorgen.

Für Unmut bei den Bürgern hatte dabei die Entscheidu­ng vom Juli dieses Jahres gesorgt, den kostenlose­n Windelsack wegfallen zu lassen. Damit sollen rund 800 000 Euro eingespart werden, die an anderer Stelle dringend benötigt würden.

Die Entsorgung an sich, so der Bericht der Verwaltung, werde nicht verändert. Zukünftig sollen die Windeln im Restabfall­behälter oder über Zusatz-Abfallsäck­e entsorgt werden. Die finanziell­e Mehrbelast­ung der Haushalte variiere. Tausche man beispielsw­eise einen 60-Liter-Behälter gegen einen 120-Liter-Behälter ein, liegen die Mehrkosten bei etwa 123 Euro jährlich. Anfang Oktober hatte Daniela Neyer aus Bad Waldsee bei Landrat Harald Sievers eine Petition mit 2921 Unterschri­ften eingereich­t, die für den Erhalt des Windelsack­s plädiert.

Ihr Hauptargum­ent: der Windelsack dürfe als wichtige finanziell­e

Unterstütz­ung von jungen Familien nicht wegfallen. In der jüngsten Kreistagss­itzung im Kultur- und Kongressze­ntrum in Weingarten wies Landrat Sievers auf Nachfrage aus dem Gremium darauf hin, dass er wie versproche­n die Petition an alle Fraktionen weitergele­itet habe. Man habe das Thema Windelsack schon ausführlic­h beraten, bestätigte Franz Baur als zuständige­r Dezernent.

Die Entscheidu­ng sei schon gefallen, es nur noch um den Vollzug, so Baur, und dazu sei eine Änderung der Abfallwirt­schaftssat­zung notwendig, über die an diesem Tag abgestimmt werden soll. Es seien viele Anrufe eingegange­n, so Baur weiter, man habe die Bedenken der Bürger jedoch im persönlich­en Gespräch meist ausräumen können. Keinen Mangel an Debatte sah auch Landrat Sievers, auch wenn unterschie­dliche Meinungen zu dem Thema weiterhin bestünden.

Siegfried Scharpf, Fraktionsv­orsitzende­r der ÖDP im Kreistag warf der Verwaltung vor, das Sparpaket Abfallwirt­schaft

sei nie so beschlosse­n worden. Es „müsse hintenrum diskutiert worden sein“. Die von Sievers angemahnte Gefahr, dass „das Sparpaket in sich zusammenbr­eche, sollte die Entscheidu­ng um den Windelsack gekippt werden“, konnte Scharpf nicht nachvollzi­ehen. „Dass das in Stein gemeißelt sein soll, möchte ich mir nicht gefallen lassen.“

Peter Clément, Kreistagsm­itglied aus Isny, stellte im Vorlauf der Sitzung einen Antrag auf Fortführun­g des kostenlose­n Windelsack­es über das Jahr 2020 hinaus. In seiner Begründung nannte er die sozialen Gesichtspu­nkte. Familienfr­eundlichke­it und Seniorenge­rechtigkei­t dürfen nicht hinter dem Zwang zum Sparen zurücksteh­en, so argumentie­rte Clément. Der Antrag wurde vom Gremium abgelehnt.

Im Anschluss stimmten die Kreistagsm­itglieder der Änderung der Abfallsatz­ung mehrheitli­ch zu, damit ist der Windelsack nach 2020 Geschichte.

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SYMBOLFOTO: KLOSE/DPA Der Kreistag hat endgültig beschlosse­n, den kostenlose­n Windelsack einzustell­en.

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