Kleiner Spaten, großes Signal
Zwei Jahre nach dem Großbrand baut das Landwirtschaftliche Zentrum Baden-Württemberg bei Aulendorf ein neues Strohlager
AULENDORF - Mit einem besonders symbolträchtigen Spatenstich ist am Dienstagnachmittag der Bau einer großen Lagerscheune in Ebisweiler auf dem Atzenberg bei Aulendorf eröffnet worden. „Es ist ein Zeichen, dass etwas vorwärts geht“, bescheinigte Michael Asse dem Baustart auf dem Außenhof des LAZBWs. Der neue Leiter des Landwirtschaftlichen Zentrums Baden-Württemberg (SZ berichtete) ist seit drei Wochen im Amt und weiß um die Signalwirkung des Baus: es ist der erste konkrete bauliche Schritt nach dem Großbrand, der vor zweieinhalb Jahren ein zentrales Hofgebäude am nahe gelegenem Hauptstandort der Landeseinrichtung zerstörte.
Wo einst grüne Wiese war, schieben bereits seit einigen Tagen gelbe Bagger und Raupen das Erdreich in Form und türmen braune Hügel auf
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Immobilien dem weitläufigen Gelände auf. Auch an diesem Nachmittag stoppen die lautstarken Baumaschinen nur kurz für den Spatenstich, während am Horizont in weiter Ferne unbeeindruckt die Alpenkette schimmert und Hermann Zettler, Leiter des Ravensburger Amts Vermögen und Bau BadenWürttemberg, zu einer latent wehmütigen Aussage verleitet: Eigentlich sei die Aussicht zu schade für eine „schlichte Lagerhalle“. Ganz so schlicht wird sie, das wird in Zettlers weiteren Ausführungen deutlich, nicht werden: knapp 46 Meter lang, 17,5 Meter breit und elf Meter hoch wird die Lagerhalle für Stroh, Dürrfutter und Düngemittel werden. 1,85 Millionen Euro sind für den Neubau veranschlagt.
Die großen Erdhaufen indes sind nicht unbemerkt geblieben und haben wohl auch schon besorgte Nachfragen ausgelöst, wie Hansjörg Nußbaum, der das Bauprojekt vonseiten info@baur-immobilien.de www.baur-immobilien.de des LAZBWs leitet, berichtet. „Wir wollen den guten Boden natürlich wieder nutzen“, betont er und erklärt, dass die „Mondlandschaft“und die Erdhügel wieder verschwinden werden: „Da entsteht wieder grüne Wiese und es werden drum herum auch Apfel- und Birnbäume gepflanzt.“Und auch Lindenbäume, was sein Imkerherz besonders freue.
Der Bau der Lagerhalle ist ein Teil des baulichen Masterplans zur Modernisierung des Zentrums als landwirtschaftliche Lehr- und Forschungsanstalt des Landes Baden Württemberg. Die Ausbaupläne gibt es schon seit geraumer Zeit. Sie wurden nach dem Großbrand im April 2018, bei dem ein großes Stall- und Lagergebäude komplett niederbrannte, allerdings nochmals überarbeitet und angepasst. Die Lagerhalle ist nun der erste sichtbare Schritt zur Umsetzung. Im kommenden Jahr soll mit den großen Stallbauten am Hauptstandort begonnen werden. Langfristig – der Masterplan bezieht sich auf einen Zeitraum bis 2035 – sollen auch die Bereiche Grünland und Wildforschung, die derzeit noch am Aulendorfer Stadtrand im Lehmgrubenweg beheimatet sind, an den Haupt- und Verwaltungsstandort auf den Atzenberg ziehen.
Für diese Hauptbauten benötigt das Zentrum Platz, Untergeordnetes wird deshalb ausgegliedert, wie wie das Strohlager auf den Außenhof in Ebisweiler. Die Projektverantwortlichen rechnen damit, dass sich die Strohballen unproblematisch zwischen der Außenstelle und dem nahen Hauptstandort hin- und her transportieren lassen.
Hansjörg Nussbaum, der den Großbrand seinerzeit selbst miterlebt und gesehen hat, mit welcher Wucht das Stroh in Flammen aufging, erläutert eine weitere Überlegung hinter den neuen Plänen. Man habe überlegt, „wie wir Brandlasten und Gefahren trennen können.“Soll heißen: das Strohlager ist am Hauptstandort ein größeres Sicherheitsrisiko. Nussbaum hat aber auch die Biogasanlage im Blick. Sie drohte in den Brandnacht ob ihrer direkten Nachbarschaft zum brennenden Gebäude zu explodieren. Ihr künftiger Nachfolger soll daher mit mehr Abstand gebaut werden.
Die Hofstelle in Ebisweiler besteht derzeit aus drei U-förmig angeordneten Ställen und Scheunen. Die neue Lagerhalle wird den Hof auf der derzeit noch offenen, östlichen Seite schließen. Das Gelände dort hat ein nicht unerhebliches Gefälle, weshalb umfangreiche Arbeiten anstehen. Zwischen Straße und Hoffläche sind etwa vier Meter Höhenunterschied zu überwinden, was baulich mit sogenannten Winkelstützwänden aufgefangen wird. Die Zufahrtsstraße von der Ebisweiler Straße und die Hoffläche werden neu hergestellt.
Weil das Gebäude bis zu vier Meter in das Gelände einschneidet, wird es von der Straße her betrachtet relativ niedrig wirken, und nur von der Hofseite aus in seiner vollen Größe wahrnehmbar sein. Die Außenwände der Halle werden als betonierte Stützwände gebaut, auf denen sich eine Holzrahmenbauweise aufsetzt lediglich die dem Hof zugewandte Seite besteht überwiegend aus Stahlbetonstützen, da sie dort insgesamt sechs große Schiebetore bekommt. Ein ziegelgedecktes und photovoltaik-geeignetes Satteldach schließt die Halle.
Veranschlagt ist ein Jahr Bauzeit. In dieser Zeit soll auch eine ergänzende Maßnahme angegangen werden: die dann größerer Hofstelle soll am nahen Waldrand ein Versicherungsbecken für die Entwässerung bekommen.