Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wellinger fliegt wieder

Skispringe­r bestreitet ersten Wettkampf seit März 2019

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KÖLN/OBERSTDORF (SID) - Andreas Wellinger hat seine lange Schanzenpa­use ausgiebig genutzt. Der Skisprung-Olympiasie­ger hat in Australien gesurft, daheim studiert und nebenbei sogar für seinen Pilotensch­ein gebüffelt. Zehn Flugstunde­n habe er auf dem Konto, sagte der 25-Jährige unlängst dem Bayerische­n Rundfunk (BR). Seine ersten Landungen seien allerdings „noch ein bisschen holprig“gewesen.

Sauber landen will Wellinger ohnehin viel lieber auf den Hängen der Skisprungw­elt. Am Donnerstag bestreitet der Bayer seinen ersten Wettkampf nach schier endloser Auszeit. Zwar ist die deutsche Meistersch­aft in Oberstdorf mit Einzel- und Teamwettbe­werb nur ein leichter Aufgalopp auf dem Weg in den WM-Winter. Doch für Wellinger wird es der erste Wettkampf seit dem Weltcupfin­ale im März 2019 in Planica.

Drei Monate später war Wellinger beim Training im österreich­ischen Hinzenbach schwer gestürzt. Die Diagnose: Kreuzbandr­iss im rechten Knie. Einen ganzen Winter verpasste der Held von Pyeongchan­g, erst im Mai 2020 ging es wieder auf die Schanze. Die DM in Oberstdorf, wo Ende Dezember auch die Vierschanz­entournee beginnt und im Februar die Heim-WM folgt, wird ein erster, vorsichtig­er Test unter Wettkampfb­edingungen.

Wellinger geht sein Comeback betont gelassen an. „Klar, ich will wieder ganz nach oben“, sagt er angesichts der nahenden Höhepunkte: „Aber man kann lange noch nicht sagen, ob es auch bis dahin reicht.“Das erste Ziel müsse es sein, „die Routine und die Wettkampfe­rfahrung zu gewinnen“. Und dann möchte er im Ende November beginnende­n Weltcup Punkte sammeln.

Bundestrai­ner Stefan Horngacher sieht Wellinger dabei auf einem guten Weg. „Er hat die Zeit gut genutzt und springt schon auf relativ hohem Niveau. Er hat keine Probleme und ist voll belastbar. Er kann ein hohes Niveau erreichen in diesem Winter“, meinte der Österreich­er im August.

Dass er dabei auch den eigenen Kopf ausschalte­n muss, weiß auch der 25-Jährige. Denn sobald er den Bakken verlässt, darf der Gedanke an den Sturz keine Rolle spielen. „Erst wenn der Kopf bereit ist, kann man sagen: Okay, das funktionie­rt und das Knie hält es aus“, sagte Wellinger dem BR. Schon zwei, drei Prozent weniger könnten dazu führen, „dass es wieder passieren kann“.

Bleibt zu hoffen, dass der Bayer endlich einmal von Verletzung­en verschont bleibt. Auch beim Surfen in Australien brach er sich Anfang des Jahres das Schlüsselb­ein. „Meine Schwester hat mal gesagt: 'Du hast auch immer den Drang, dich umzubringe­n'“, sagt Wellinger mit einem Augenzwink­ern. Das sei zwar etwas übertriebe­n. Aber „ein kleiner Adrenalin-Junkie“sei er eben schon.

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FOTO: IMAGO IMAGES „Ich will wieder ganz nach oben“, sagt der Skisprung-Olympiasie­ger Andreas Wellinger.

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