Schaffen Wasserstoff-Busse Bergstrecken?
Am Riedbergpass werden Stärken und Schwächen der „grünen“Technik deutlich
SONTHOFEN/BALDERSCHWANG Die „alte Dame“musste ganz schön schnaufen. Auf der Testfahrt am Dienstag über den Riedbergpass (1409 Meter) ging einem sechs Jahre alten wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellenbus zwischendurch der Saft aus. Aber nach einer dreiminütigen Erholungspause schnurrte der Bus dann problemlos weiter nach Balderschwang. „Es ist halt schon eine Oma, die bereits 350 000 Kilometer auf dem Buckel hat“, relativierte Christian Winzenhöler, Busbetreiber aus Groß-Zimmern (Südhessen), die Leistung seines Gefährts.
Organisiert hatte die Testfahrt das Kemptener Ingenieurbüro Dr.Ing. Koch. Dessen Geschäftsführer Michael Schuchert sagte, sein Büro versuche auch, „alternative Energien zu pushen, um den Klimawandel zu bremsen oder gar zu stoppen“. Und dazu sei auf dem Sektor der Mobilität die Wasserstoff-Technik ein sehr gutes Mittel. Denn solche Fahrzeuge stoßen kein Kohlendioxid (CO 2) aus, sondern nur Wasserdampf, und laufen außerdem fast geräuschlos.
Da es im Allgäu noch keinen Wasserstoff-Bus gibt, engagierte das Kemptener Ingenieurbüro für die Testfahrt den Busbetreiber Winzenhöler, der im Rhein-Main-Gebiet sechs mit Wasserstoff (H 2) betriebene Busse im Linien- und Werksverkehr im Einsatz hat. Dort im flachen hessischen Süden funktioniere das prima, sagte Winzenhöler, vor allem auch, weil im Chemiepark Höchst Wasserstoff anfalle, den die Busse tanken können.
Die Tour von Sonthofen über den Riedbergpass nach Balderschwang und zurück sollte nun zeigen, dass man mit H 2-Bussen auch auf Bergstrecken gut fahren kann. Das gelang nicht hundertprozentig. Denn auch bei der Rückfahrt musste die „Oma“eine Pause einlegen. Wasserstoffbusse haben keine Motorbremse mehr. Deshalb liefen abwärts kurz vor Obermaiselstein die Bremsen heiß.
Die Ursache der Probleme beim Befahren des Riedbergpasses mit zum Teil 16 Prozent Steigung und Gefälle liegt laut Winzenhöler eindeutig an der zu geringen Kapazität der Pufferbatterie. Diese wird durch die Brennstoffzellen gespeist und liefert dann die Energie zum Antrieb des Busses. Beim Hinauffahren war diese Batterie zu schnell fast leer, und beim Hinabfahren – wobei wieder Energie gewonnen wird – zu schnell voll. Was dazu führte, dass die überschüssige Energie nicht zur Unterstützung der Bremsen genutzt werden konnte. Mit einer größeren Pufferbatterie könnten diese Probleme jedoch gelöst werden, versicherte Winzenhöler.
Trotz dieser Kinderkrankheiten sprach Michael Schuchert von „einer gelungenen Fahrt“. Denn sie habe bewiesen, dass auch im Allgäu bei Linienbussen umweltfreundlicher Wasserstoff eingesetzt werden könne, sofern moderne Batterie-Technik zum Einsatz komme. Eine weitere
Voraussetzung wäre, dass in der Region Wasserstoff aus regenerativen Energien hergestellt werde – was zum Beispiel im Müllheizkraftwerk Kempten oder in der Kläranlage in Lauben möglich sei. Und es brauche natürlich Abnehmer, wobei Schuchart vor allem an die Busunternehmer denkt. Landrätin Indra BaierMüller wünsche sich sogar, dass das Oberallgäu zur Pilotregion für Wasserstoff im öffentlichen Nahverkehr werde. Ohne staatliche Förderung sei dieses Ziel jedoch nicht zu erreichen. Denn noch ist die Wasserstofftechnik sehr teuer.