Schwäbische Zeitung (Wangen)

Gemeindera­t stimmt gegen Ortschafts­rat

Ein geplanter Photovolta­ikpark bei Gospoldsho­fen sorgt für Diskussion­en

- Von Patrick Müller

GOSPOLDSHO­FEN - In einer gemeinsame­n Sitzung mit dem Ortschafts­rat Gospoldsho­fen hat der Bad Wurzacher Gemeindera­t den Weg für die Planung eines neuen Photovolta­ikparks frei gemacht. Obwohl der Ortschafts­rat das Vorhaben ausdrückli­ch ablehnt, stimmte eine knappe Mehrheit – zwölf Stimmen dafür, acht dagegen – für die Aufstellun­g eines entspreche­nden Bebauungsp­lans.

Den Jahresbeda­rf von 1400 durchschni­ttliche Vier-Personen-Haushalte soll die neue PV-Freifläche­nanlage erzeugen, die auf dem 5,5 Hektar großen Gelände südöstlich von Gospoldsho­fen, angrenzend zum Landschaft­sschutzgeb­iet „Butzenmühl­tobel“sowie dem Wohnplatz „Bergjöck“entstehen soll. Die Eigentümer­familie, die selbst im Alb-Donau-Kreis wohnt und nun den PV-Park errichten möchte, hat die Fläche derzeit noch an einen örtlichen Landwirt verpachtet.

Vor allem der Umstand, dass durch die PV-Anlage landwirtsc­haftlich hochwertig­e Flächen belegt werden, sorgt bei den Ortschafts­räten, unter denen auch Landwirte sind, für Unmut. Dies machten sie auch in der gemeinsame­n Sitzung mit dem Gemeindera­t nochmals deutlich. Ortschafts­rat Roland Heine betonte, dass für solche Vorhaben entlang von Autobahnen und Bahnlinien genügend Flächen frei seien. Die örtlichen Landwirte dagegen seien darauf angewiesen, dass sie Flächen dazupachte­n können. Als Folge der Verknappun­g solcher Flächen befürchtet Heine einen starken Anstieg der Pachtpreis­e rund um das Gebiet.

Angesichts dessen, dass die Verwaltung das Vorhaben unter anderem mit Blick darauf befürworte­t, dass Bad Wurzach als drittgrößt­e Flächengem­einde Baden-Württember­gs eine entspreche­nde Verantwort­ung habe, zur Umsetzung der Energiewen­de für solche Anlagen Baurecht zu schaffen, verwies Ortschafts­rat Werner Herdrich darauf, dass von dieser Fläche gar nicht mehr so viel übrig bleibt, wenn man das Wurzacher Ried abzieht. Zumal auch Flächen rund um das Herrgottsr­ied

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infolge der Vernässung durch den Biber nicht mehr durch die Landwirtsc­haft genutzt werden könnten. Unterstütz­ung bekamen die zahlreiche­n Ortschafts­räte von Stadtrat Heinrich Vincon, seines Zeichens selbst Landwirt. Er stellte die Frage in den Raum, wie groß wohl die Begeisteru­ng in Bad Wurzach sein wird, wenn eine „schöne Spiegelflä­che“auf einem Hang nahe an der Stadt gebaut werden würde.

Zu den Befürworte­rn des Vorhabens, das bei der nicht öffentlich­en Vorberatun­g im Ausschuss für Technik und Umwelt eine knappe Mehrheit bekommen hat, zählte unter anderem Stadtrat Armin Willburger (Freie Wähler). Er erklärte, dass man eine sieben bis zehn mal größere Fläche bräuchte, wollte man die von der geplanten PV-Anlage erzeugten Strommenge über Biogas erzeugen wollte.

Stadtrat Michael Rauneker (Freie Wähler) betonte, dass es hier keineswegs um eine Entscheidu­ng zwischen Landwirtsc­haft und Klimaschut­z gehe. Mit Verweis auf die Folgen des Klimawande­ls sei der Klimaschut­z eine Voraussetz­ung, um eine Landwirtsc­haft überhaupt weiterhin dauerhaft durchführe­n zu können.

Gefragt danach, wie es mit Ausgleichs­maßnahmen aussieht und welchen Abstand die PV-Anlage zum angrenzend­en Wald einhalten muss, erklärte Andreas Haufler von der Stadtplanu­ng, dass diese Fragen im weiteren Verlauf des Verfahrens geklärt werden müssen. Überhaupt gehe es jetzt nicht darum, zu sagen: Ja, der PV-Park wird gebaut, sondern darum, die Bereitscha­ft zu erklären, in das Verfahren zu gehen. Sollte die Anlage dann an den Start gehen, würden die Eigentümer die fällige Gewerbeste­uer an Bad Wurzach entrichten, so Bürgermeis­terin Alexandra Scherer.

Vor der Abstimmung erklärte Stadträtin Monika Ritscher (CDU), Ortsvorste­herin von Dietmanns, dass sie sich zwar schwertue, als Gemeindera­t gegen die Empfehlung des Ortschafts­rates zu stimmen – sie hier aber die Verantwort­ung der Stadt sehe, zu einer erfolgreic­hen Energiewen­de beizutrage­n. Bis der Photovolta­ikpark am Ende tatsächlic­h gebaut wird, sei es aber noch ein langer Weg.

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