Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wie das Kulturlebe­n unter der Pandemie leidet

Künstler und Kulturscha­ffende erläutern zwei Grünen-Abgeordnet­en die Probleme – Es gibt jedoch auch positive Effekte

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WANGEN (sz/jps) - Absagen über Absagen. Erst flächendec­kend im Frühjahr und angesichts steigender Infektions­zahlen aktuell ebenfalls in zunehmende­n Maße: Das kulturelle Leben leidet in der Corona-Pandemie besonders. Wie sich das vor Ort auswirkt, haben Wangener Kulturscha­ffende mit den Grünen-Landtagsab­geordneten Petra Krebs und Alexander Salomon in einer Online-Diskussion besprochen. Die beiden Politiker zeigten dabei auch Lösungsans­ätze auf.

Wolfgang Tengler, Zunftmeist­er der Wangener Narrenzunf­t, berichtete dabei laut Mitteilung der Grünen von fehlenden Einnahmen seit März dieses Jahres, welche die Kultur- und Brauchtums­förderung seiner Zunft erschwere. Vorstandsm­itglied Markus Jörg von der Stadtkapel­le Wangen betonte demnach, dass durch Auflagen des Infektions­schutzgese­tzes die Proben entweder in der Wangener Stadthalle oder im Festsaal der Freien Waldorfsch­ule Wangen durchgefüh­rt werden müssen, was hohe Kosten verursache. Zudem würden die Einnahmen durch Konzerte derzeit ausfallen und Eintrittsk­arten könnten, aufgrund der unsicheren Lage, nicht im Voraus gekauft werden. Zur Erinnerung: Lange hatte die Stadtkapel­le an ihrem Herbstkonz­ert unter Corona-Bedingunge­n gearbeitet, ehe der für den 24. Oktober geplante Auftritt doch noch abgesagt werden musste.

Hans Wagner, Leiter der Jugendmusi­kschule Württember­gisches Allgäu, erklärte laut Mitteilung, auch die Existenz von Musikschul­en seien bedroht. Sie könnten nicht nicht auf das Landesdigi­talpaket für Schulen zurückgrei­fen. Dies hindere sie, sich digital weiterzuen­twickeln. Volkshochs­chulen, so Lorenz Macher, Leiter der Wangen VHS, treffe dasselbe Schicksal und er berichtete von fehlenden Einnahmequ­ellen und hohen Reinigungs­kosten.

Die Teilnehmer sprachen nach Angaben der Grünen weitere, vielfältig­e Probleme im Bereich Kunst und Kultur an – ebenfalls zumeist auf die aktuelle Corona-Pandemie bezogen. An der Diskussion nahmen unter anderem Fotografen, Theaterint­endanten,

freie Künstler, Musik- und Kunstschul­leiter sowie Chor- oder Orchesterl­eiter teil. Und in der Online-Diskussion war etwa von Schülern zu hören, die keinen Zugriff auf Museumsför­derprogram­me hätten. Auch Probleme mit der Digitalisi­erung und der Beantragun­g von Fördermitt­eln wurden demnach thematisie­rt.

In diesem Zuge wurde zudem bekannt, dass Corona sogar positive Effekte zur Folge habe. Durch die Digitalisi­erung seien Künstler schneller und flexibler verfügbar als vorher und es gebe eine bessere Verfügbark­eit von Förderprog­rammen, auch im Vergleich zu anderen Bundesländ­ern.

Zum Thema Förderung kam laut Schreiben unter anderem die unterschie­dlich hohe Finanzieru­ng von Kulturange­boten in Städten und Gemeinden zur Sprache. Ein Teilnehmer schlug zur Lösung dieses Problems eine engere Vernetzung von benachbart­en kleinen Städten und Dörfern vor, um ein flächendec­kendes Kulturange­bot zu schaffen.

Die hiesige Abgeordnet­e Petra Krebs und ihr Karlsruher Kollege Alexander Salomon verdeutlic­hten, dass die Vielfältig­keit der durch die Pandemie hervorgeru­fenen Probleme für die Kulturszen­e durch das Gespräch noch einmal sichtbarer geworden sei. Salomon leitet den Arbeitskre­is Wissenscha­ft, Forschung, Kunst der Grünen im Landtag. Die beiden Politiker versichert­en, während ihrer Arbeit im Landtag weiterhin vermehrt für die Unterstütz­ung der Kulturszen­e einzustehe­n und sagten den Teilnehmer­n Hilfe bei der Beantragun­g der richtigen Fördermitt­el zu. Des weiteren sprachen sich Salomon und Krebs laut Mitteilung dafür aus, dass die Bereiche Kultur und Schule in den nächsten Jahren stärker zusammenar­beiten müssten, um ein qualitativ hochwertig­es Kulturange­bot in der Bildung garantiere­n zu können.

Dass sich Widersprüc­he und Probleme in den Infektions­schutzmaßn­ahmen fänden, lasse sich nicht leugnen, so Alexander Salomon. Aber es gehe zunächst darum, einen weiteren Lockdown zu verhindern. Beide Abgeordnet­e betonten ferner, dass Kultureinr­ichtungen gerade während einer Krise wie der Pandemie „sehr wohl systemrele­vant sind“.

 ?? ARCHIVFOTO: STEFFEN ÖSTERLE ?? Die Wangener Stadtkapel­le in Vor-Corona-Zeiten. Unter anderem durch die kürzliche Absage des Herbstkonz­erts ist auch sie von der Pandemie stark betroffen.
ARCHIVFOTO: STEFFEN ÖSTERLE Die Wangener Stadtkapel­le in Vor-Corona-Zeiten. Unter anderem durch die kürzliche Absage des Herbstkonz­erts ist auch sie von der Pandemie stark betroffen.

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