Ravensburg sagt Christkindlesmarkt nun doch ab
RAVENSBURG (vin) - Landauf, landab werden die letzten Weihnachtsmärkte abgesagt. Als jüngstes Beispiel der traditionsreiche Christkindlesmarkt in Nürnberg. Angesichts drastisch steigender Infiziertenzahlen wollen die Veranstalter nicht riskieren, dass sich in der Adventszeit Einwohner und Besucher mit dem neuen Coronavirus anstecken. Aber wie sieht es in Ravensburg aus? Dort wollte die Stadt eigentlich einen abgespeckten Christkindlesmarkt ohne Glühwein und ohne Essen veranstalten. Auch der Verwaltungsund Wirtschaftsausschuss des Gemeinderats war Ende September, als die Infektionszahlen noch nicht so hoch waren, mit knapper Mehrheit dafür. Am Dienstag zog Oberbürgermeister Daniel Rapp (CDU) die Notbremse: „Das Infektionsrisiko lässt das leider nicht zu.“Der Markt ist abgesagt.
Für die Geschäfte der Stadt bedauert Rapp die Entscheidung, die ihm nicht leichtgefallen, angesichts stark steigender Infiziertenzahlen allerdings unvermeidlich sei. Er rechnet damit, dass die Ministerpräsidenten der Länder gemeinsam mit der Bundesregierung ohnehin am Mittwoch entscheiden werden, größere Veranstaltungen zu verbieten. Damit die Marktbeschicker früher Klarheit haben, wollte Rapp aber nicht so lange warten. „Letztendlich hätte auch das entzerrte Konzept nicht verhindern können, dass sich vor den Buden Sammelpunkte bilden.“
Um dennoch etwas weihnachtliche Stimmung aufkommen zu lassen, will Rapp einen Teil des durch den abgesagten Christkindlesmarkt eingesparten Geldes für festliche Beleuchtung ausgeben. Das will er mit den Gremien besprechen. Den Beschluss des Gemeinderats-Ausschusses sieht er durch seine Entscheidung nicht verletzt: „Es hieß ja ausdrücklich, dass wir den Christkindlesmarkt nur veranstalten, sofern es das Infektionsgeschehen zulässt.“
Zuvor hatten auch die Ravensburger Grünen den Antrag gestellt, das Thema erneut zu beraten. „Angesichts der mittlerweile rasant steigenden Fallzahlen von Corona-positiv getesteten Personen in Baden-Württemberg halten wir es aus aktuellem Anlass für notwendig, sich nochmals intensiv die Frage zu stellen, ob wir tatsächlich einen Weihnachtsmarkt durchführen sollten“, schreiben dazu Maria Weithmann und Ozan Önder.
Sie fürchteten, dass es hochgefährlich sein könnte, wenn die Stadt Ravensburg als einzige größere Kommune in der Region einen derartigen Markt veranstalten würde: „Umliegende Städte haben bereits seit Längerem die Absage ihrer Weihnachtsmärkte beschlossen, weitere Städte kommen täglich dazu.
Wie jüngst der Gemeinderat in Ulm. Obwohl dort der Inzidenzwert deutlich höher liegt als in Ravensburg, führen diese Absagen mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu, dass mit einem Weihnachtsmarkttourismus aus vielen Regionen Baden-Württembergs und Vorarlbergs zu rechnen ist. Damit steigt selbstverständlich auch das Infektionsrisiko in Ravensburg.“Auch ein entzerrter Christkindlesmarkt mit einer geringeren Anzahl von Ständen und ohne Glühwein- oder Speiseangebote werde dann entsprechend dicht besucht sein, insbesondere auch in den Außen- und Innenbereichen der Gastronomiebetriebe. „Aus unserer Sicht ist nicht zu verantworten, dass für eine kurzfristige Erhöhung der Kundenfrequenzen das Risiko eingegangen wird, in der Folge wesentlich weitreichendere Einschränkungen vornehmen zu müssen. Vor allem sind wir der Meinung, dass alles unternommen werden muss, dass wegen gestiegener Fallzahlen erneut Schulen und Kitas nicht wieder geschlossen werden müssen“, schreiben die Grünen weiter. Das Wirtschaftsforum pro Ravensburg (Wifo), eine Vereinigung von Händlern, Dienstleistern und Handwerkern, bedauert die Entwicklung, zeigt aber auch Verständnis. „Durch die aktuelle Corona-Entwicklung werden jetzt massive negative Auswirkungen auf das wichtige Weihnachtsgeschäft befürchtet“, sagte Wifo-Geschäftsführer Eugen Müller.
Der abgespeckte „adventliche Kunst- und Handwerkermarkt“hätte eigentlich vom 27. November bis zum 22. Dezember stattfinden sollen. Es wird erwartet, dass nun auch der private „Reischmann-Weihnachtsmarkt“in der Bachstraße abgesagt wird.