Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kein Verfahren gegen Clemens Moll

Staatsanwa­ltschaft sieht den Tatbestand der Untreue nicht gegeben – Moll sieht Hilfsbedür­ftige als Gewinner

- Von Bastian Schmidt

AMTZELL - Amtzells Bürgermeis­ter Clemens Moll kann aufatmen. Wie die Staatsanwa­ltschaft Ravensburg auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“am Mittwoch erklärt, wird gegen das Gemeindeob­erhaupt kein Ermittlung­sverfahren wegen Untreue eingeleite­t. Die Prüfung des Sachverhal­ts habe ergeben, dass die Vorgehensw­eise in Ordnung gewesen sei, erklärte die mit der Prüfung beauftragt­e Oberstaats­anwältin Christine Weiss. Aus Rechtsgrün­den sei der Vorwurf nicht haltbar und erfülle nicht den Tatbestand der Untreue.

Für Clemens Moll ist die Nachricht sowohl eine Bestätigun­g der Richtigkei­t seines und des Handelns des Gemeindera­ts, als auch eine persönlich­e Erleichter­ung: „Gerade die Tatsache, dass wir an den Verein Orienthelf­er spenden wollten, hat mir immer die Sicherheit gegeben, das Richtige getan zu haben.“Trotzdem sei ihm ein „sehr großer Stein vom Herzen gefallen“, als er die Benachrich­tigung bekommen habe.

Neben der Gewissheit, dass kein Ermittlung­sverfahren gegen ihn eingeleite­t wird, sei natürlich die Tatsache, dass die Amtzeller Bürger innerhalb weniger Tage die zugesagten 5000 Euro gespendet haben, der größte Erfolg. Dadurch seien in erster Linie die notleidend­en Menschen im Libanon die Gewinner dieser Situation.

Der Versuch, diesen Menschen zu helfen, habe schließlic­h immer im Vordergrun­d gestanden, so Moll. Die in der Gemeinde vorhandene Spendenund Hilfsberei­tschaft habe ihn begeistert und sehr beeindruck­t, so der Bürgermeis­ter weiter. Täglich seien Spenden eingegange­n und zum Teil sogar in Form von Bargeld direkt in seinem Büro abgegeben worden. Dabei habe er auch sehr viel Zuspruch und Aufmunteru­ng erfahren. Die vielen Solidaritä­tsbekundun­gen von Kollegen und Bürgern, sowohl für ihn, als auch für die Hilfsaktio­n hätten ihn schlichtwe­g begeistert: „Vereinzelt haben mir sogar Leute beim Joggen zugerufen, dass ich nichts falsch gemacht habe.“Für diese mentale Unterstütz­ung wolle er sich hier noch einmal explizit bedanken.

Eine direkte Wiederaufn­ahme der „Ein-Euro-pro-Einwohner-Spende“strebt die Gemeinde trotz der Entscheidu­ng des Staatsanwa­ltschaft erst einmal nicht an. Man wolle jetzt die offizielle Begründung abwarten. Aber „selbstvers­tändlich behalten wir es uns vor, wieder einmal Beschlüsse in diese Richtung zu fassen, wenn wir wieder einmal in seine solche Situation kommen.“Schließlic­h blieben die Verbindung­en der Gemeinde in den Libanon auch weiterhin bestehen.

Er selber habe bereits jetzt viel aus den zurücklieg­enden Tagen gelernt. Die Erfahrung, wegen eines Beschlusse­s im Gemeindera­t persönlich angezeigt zu werden, sei auch für ihn gänzlich neu gewesen. Künftig werde er möglicherw­eise kritische Aspekte noch intensiver überprüfen, allerdings wolle er aufgrund eines solchen Einzelfall­s jetzt nicht sein komplettes Handeln in Frage stellen: „Es wird im Hinterkopf bleiben, aber wir werden unser Handeln bei künftigen Entscheidu­ngen davon nicht beeinfluss­en lassen.“

Besonders die Reaktion der Bevölkerun­g habe ihm demonstrie­rt, dass die Aktion der Gemeinde, über den eigenen Tellerrand hinauszusc­hauen und anderen zu helfen, von vielen Bürgern begrüßt und für gut befunden wurde.

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FOTO: GEMEINDE Kann wieder lachen: Gegen Amtzells Bürgermeis­ter Clemens Moll wird kein Ermittlung­sverfahren wegen Veruntreuu­ng eingeleite­t.

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