„Ein No Go, wie mit Familie Leonhardt umgegangen wird“
Zum Bericht „Eine BI macht mobil gegen Wohnmobile in Humbrechts“(SZ vom 28. Oktober):
Es ist gefährlich, auf engen Straßen mit Wohnmobilen zu fahren? Jeder Traktor, jeder Lkw-Zulieferer für die Landwirtschaft ist breiter, größer und damit lebensbedrohlicher. Diese Argumentation hinkt. Zitat: „Ausflügler wollen die Idylle erhalten und auf dem Weg dorthin nicht mit einem Wohnmobil kollidieren“. Wie schon geschrieben, es gibt auch andere, größere Verkehrsmittel, die hier unterwegs und nicht voller Urlauber sind. Sollen wir jetzt jedem Bauern, jedem Handwerker oder Gewerbetreibenden verbieten, zu arbeiten? Weil Straßen plötzlich nicht mehr zum Fahren da sind…
Auch die Tonnage-Beschränkung der Straßen sollte für Wohnmobile kein Problem sein. Dies wäre eher problematisch für die Traktoren und Lkw. Wenn 500 Fahrzeuge am Tag durch den Weiler Bürsten fahren, ist das bestimmt viel. Wir reden hier aber über 20 Wohnmobile mit einer durchschnittlichen Verweildauer von etwa einer Woche. Das sind verschwindend geringe Zahlen. Vor allem führen viele Wege nach Humbrechts… Vielleicht macht es mehr Sinn, sich hier dann über die Pendler, Stau- und Ampelumfahrer oder über die Schleichwegnutzer Gedanken zu machen. Übrigens wohne ich an einer der Zufahrten zur Kiesgrube Grenis. Wichtig ist für mich zu wissen, dass die Wohnmobilisten kommen und parken, sich auf ihre mitgebrachten Räder setzen und die angesprochene Idylle erkunden. Sie gehen in die Stadt, auf den Markt, in die Bekleidungsgeschäfte, in Museen, in die Gastronomie und in Freibäder. Zumeist ohne zusätzliche Pferdestärken. Sie kaufen ein und lassen Kaufkraft in unserer Region. Übrigens arbeiten 7000 Menschen bei uns im Landkreis in der Touristik. Das schöne Bild vom Wohnmobil mit Autoanhänger dürfte wohl eher die absolute Ausnahme sein. Weshalb nur wird hier so argumentiert? Dies ist nicht seriös.
Ein Gastronom ist Unternehmer. Wenn hier ein Handwerksbetrieb seinem Gewerk nachgeht, wenn eine Landwirtschaft betrieben wird, ist alles gut. Ab und zu freue ich mich auch nicht über den Duft. Aber ich toleriere ihn mit dem Wissen, dass dies nötig ist. Jetzt kommt da ein Gastronom, der expandieren möchte, um seiner Familie eine Perspektive, eine Zukunft zu ermöglichen und plötzlich haben wir ganz viele Menschen und sogar eine Bürgerinitiative, die diesem Unternehmer erklären möchten, was er zu tun hat.
Der Stallbesen ist gastronomisch und touristisch ein Vorzeigebetrieb, der unterstützt gehört und nicht verunglimpft. Wer würde versuchen, einem Großbetrieb vorzuschreiben, wie er zu expandieren hat? Für mich ein absolutes No Go, wie hier mit der Familie Leonhardt umgegangen wird.
Max Haller, Wangen (Vorsitzender Dehoga im Kreis Ravensburg