Vor 70 Jahren: Klösterle weiht seine neue Glocke
Nachgeblättert: Was die Menschen in Wangen Ende Oktober früherer Jahrzehnte bewegte
WANGEN - Rege Bautätigkeit in den 1960er- und 1970er-Jahren waren es, die die „Schwäbische Zeitung“bald nach dem Zweiten Weltkrieg zu vermelden hatte. Leider waren auch negative Auswirkungen dieser unseligen Zeit noch spürbar. Während vor das Klösterle die Weihe und Segnung ihrer neuen Glocke erlebte, die die Inschrift „Ave Maria Immaculata“trug und tags darauf zum ersten Mal ihre Stimme erschallen ließ, die sich mit ihrem fTon harmonisch in das Geläute ihrer Schwesternglocken einpasste, schlug bei einem Festbesucher der 800-Jahrfeier das schlechte Gewissen zu. Er schickte an die Verantwortlichen anonym eine D-Mark und entschuldigte sich, die Festplakette „entlehnt“und dafür kein Entgelt entrichtet zu haben. Der Kommentar der Heimatzeitung dazu: „Man möchte wünschen, dass sein gutes Beispiel Schule macht. Denn es waren nicht wenige, die den herrlichen Festzug umsonst ansahen.“Im gleichen Zeitraum hatte sich vor dem Schöffengericht Wangen ein Gurkenverkäufer zu verantworten. Dieser fiel auf dem Markt durch ein besonders preisgünstiges Angebot auf, indem er neun Pfund Gurken für eine D-Mark feilbot. Er konnte
70 Jahren
so billig sein, weil er auf seiner Waagschale nur Gewichte für sieben Pfund hatte. Durch die Polizei vorgenommene Nachwiegungen ergaben ein Untergewicht von je 250 bis 500 Gramm. Der Verkäufer kam mit einer Geldstrafe von fünf DMark davon, da es sich hier um einen Beinamputierten handelte, der seinen erlernten Beruf nicht mehr ausüben konnte und in finanziell schwierigen Verhältnissen lebte.
60 Jahre
ist es her, dass die rege Bautätigkeit in Wangen unvermindert anhielt. In der Bindstraße war im früheren Friseurgeschäft Rüsch (zuletzt Ausstellungsraum der Firma Alfred Thiel) ein Ladenumbau im Gange. Zudem wurde ganz in der Nähe mit der Umgestaltung des Lebensmittelgeschäftes Wesel zu einem EdekaLaden begonnen. Das Schokoladenhaus Wild in der Brotlaubengasse erfuhr gleichzeitig eine wesentliche
Vergrößerung und Modernisierung. Auf dem Gebiet des Wohnhausbaus konnte man hauptsächlich auf der Berger Höhe neue Objekte im Rohbau sehen. Und an der Ravensburger Straße erstellte die Speditionsfirma Dachser eine neue große Lagerhalle für ihre Ferntransportgüter. „Die Bodenseestraße erfreut die Anwohner nach ihrem Umbau“, so war ferner zu lesen. Was vor allem begrüßt wurde, war die Schaffung eines Bürgersteigs. In voller Übereinstimmung mit Bürgermeister Stadler nahm vor
der Gemeinderat Niederwangen den Vorbericht zum Haushaltsplan 1970 und die einzelnen Positionen dieses Zahlenwerks von Verwaltungsaktuar Jürgen Schuwerk entgegen. Danach belief sich der Verwaltungshaushalt auf 657 500 D-Mark und der Vermögenshaushalt auf 828 100 D-Mark. Der schnelle Aufstieg der Gemeinde Niederwangen zur Wohngemeinde durch den Ausbau des ausgewiesenen Gebietes Knobel machte „außerordentliche, der ganzen Gemeinde zu Gute kommende Maßnahmen erforderlich“. Der Gemeinderat wies zudem darauf hin, dass der weitere Ausbau erforderlich sei. Alle Planungen müssten auf die weitere Zukunft Niederwangens als ausgeweitete Wohnsiedlung abgestellt werden.
50 Jahren