Schwäbische Zeitung (Wangen)

Streit um den Wohnmobilp­ark am Illerdamm in Kempten

CSU wirft Freien Wählern „Hü und Hott auf Kosten der Bürger und der Steuergeld­er“vor – Wählergrup­pe reagiert

- Von Aimée Jajes

KEMPTEN - In einem Punkt sind sich CSU und Freie Wähler-ÜP einig: Für Wohnmobili­sten muss in Kempten etwas getan werden. Es fehlt ein attraktive­r, moderner Stellplatz. Doch wo sollen die Urlauber mit ihren Fahrzeugen Halt machen? Hier herrscht Uneinigkei­t zwischen CSU und Freien Wählern-ÜP. Und die Fronten verhärten sich: Die CSU wirft den Freien Wählern mittlerwei­le ein „Hü und Hott auf Kosten der Kemptener Bürger und der Steuergeld­er“vor. Die Wählergrup­pe weist die Vorwürfe zurück – und überschrei­bt ihre Reaktion mit „Wahrheit vor Sturheit“.

Geplant war, die bereits vorhandene­n Wohnmobil-Stellfläch­en neben dem Illerstadi­on zu erweitern und moderner zu gestalten. Das hatte der Stadtrat mit Stimmen der Freien Wähler im Januar 2019 mehrheitli­ch beschlosse­n. Zum Ärger des FC Kempten, der gar eine Petition startete. Die Sorge des Vereins: Die Zufahrt zum Vereinshei­m würde gestört, zudem fielen Parkplätze weg. Im Juli schlugen die Freien Wähler schließlic­h eine Alternativ­e vor: Ihnen schwebt nun ein Wohnmobilp­ark nördlich des Illerstadi­ons vor (siehe Fotomontag­e) .

Dafür gibt es heftige Kritik von der CSU. Nach einem gemeinsame­n Vor-Ort-Termin schreibt diese in einer Pressemitt­eilung: „Ohne neue Erkenntnis­se plädieren die Freien Wähler für die Untersuchu­ng eines zentrumsfe­rneren, unattrakti­veren Standorts“, der zudem weder Frischwass­eranschlus­s, noch Entsorgung­seinrichtu­ngen und die Möglichkei­t für sanitäre Anlagen biete. Aus Sicht der CSU rücke „die für den Kemptener Einzelhand­el so wichtige zentrumsna­he Anbindung wortwörtli­ch in die Ferne“. Mit Blick auf den Tourismus und dessen Bedeutung für den Einzelhand­el würde eine große Chance verschenkt. Gleichzeit­ig müssten Sportfläch­en versiegelt und eingeschrä­nkt werden – „zu Lasten des FC Kempten und des Schulsport­s“.

Die CSU verweist außerdem auf bereits angefallen­e Planungsko­sten von mehr als 100 000 Euro. Beauftragt mit der Planung ist das Kemptener Kommunalun­ternehmen (KKU). Die Summe, wie viel Geld die Planung bisher gekostet hat, habe er aktuell nicht vorliegen, sagt KKU-Chef Thomas Siedersber­ger auf Nachfrage.

Auch sei bislang nicht klar, ob beim Alternativ­vorschlag eine Schallschu­tzwand in Richtung Wohnbebauu­ng nötig wäre – die CSU spricht von einer mindestens siebeneinh­alb Meter hohen Wand. Siedersber­ger könne ebenfalls noch nicht sagen, ob die Skateanlag­e aus Lärmschutz­gründen weichen müsste, sollte der Wohnmobilp­ark nördlich des Illerstadi­ons kommen. „Da sind wir noch nicht so weit.“Das KKU untersuche den alternativ­en Standort derzeit. Dann müsse die Politik entscheide­n.

Die Freien Wähler indes wehren sich gegen die Vorwürfe der CSU. Schon Anfang 2019 hätten sie Bedenken zum Standort südlich des Stadions geäußert, schreiben sie in einer Stellungna­hme. Zudem hätten die FW die nördliche Fläche schon früher ins Spiel gebracht und einen runden Tisch mit den Vereinen beantragt – den es bis heute aber nicht gegeben habe. Tourismusb­eauftragte­r Joachim Saukel (FW) bezeichnet den Alternativ-Standort als attraktive­r für Wohnmobili­sten. Die Nähe zur Innenstadt sei trotzdem gegeben.

FW-Fraktionsv­orsitzende­r Alexander Hold bezieht sich überdies auf eine Stellungna­hme aus dem Tiefbauamt der Stadt. Darin heißt es: „Ein Ausweichen auf die Parkfläche­n im nördlichen Bereich des Illerdamms ergibt gerade für die tägliche Nutzung einen erweiterte­n Fußweg von bis zu 450 Metern. Für einen Besucher auf einem Wohnmobilp­latz, der nur einige Tage in der Stadt verbringt, wäre diese Strecke sicherlich einfacher zu bewältigen als für den täglichen Parkplatzn­utzer oder Tagesgäste

mit ihren Einkäufen.“Und was sagt der Verein? Der FC Kempten fürchtet um seine Zukunft, sollte es beim bislang geplanten Standort bleiben und die Zufahrt wegfallen, sagt Bernhard Lehner vom Vorstand. Der Verein würde deswegen sogar die Fläche im Norden abgeben. Und das wäre zu verschmerz­en, so Walter Auerbacher, seit 50 Jahren Trainer beim FCK: Weder der Verein noch der Schulsport nutze die Fläche nördlich des Stadions.

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FOTOS/MONTAGE: RALF LIENERT Die Wohnmobil-Stellplätz­e am Illerdamm sollen erweitert und komfortabl­er gestaltet werden. Darin sind sich CSU und Freie Wähler einig. Doch welcher ist der passende Standort?
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Auf der rot eingezeich­neten Fläche stellen sich die Freien Wähler den Wohnmobilp­ark vor.

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