Hier kommt der Strom für die Züge auf der Südbahn
Ohne den großen Trafo geht gar nichts – Abenteuerliche Reise vor der Ankunft in Niederbiegen
BAIENFURT (knf/sz) - Die Züge auf der Südbahn fahren künftig nicht mehr mit Diesel, sondern elektrisch. Dafür brauchen sie aber Strom. In Niederbiegen wird zu diesem Zweck eine neue Bahnstromanlage gebaut. Am Donnerstag lieferte ein Schwertransport einen riesigen Transformator an. Dieser wandelt Strom aus dem öffentlichen Netz in Bahnstrom um. So lief das aufwendige Projekt.
Die Lieferung des Transformators ist ein wesentlicher Schritt bei der Elektrifizierung der Südbahn zwischen Ulm, Friedrichshafen und Lindau. Denn damit kann im sogenannten Umrichterwerk in Niederbiegen die Spannung von 110 000 Volt auf 2700 Volt umgewandelt werden, wie eine Bahn-Sprecherin erklärt. Das Umrichterwerk der DB in Niederbiegen versorge künftig die neu elektrifizierte Strecke Ulm-Friedrichshafen.
Der Trafo, der 57,5 Tonnen Gewicht auf die Waage bringt, hat einen weiten Weg zurückgelegt: Ein Schwertransporter brachte ihn aus der Türkei nach Baienfurt. Der Trafo sollte eigentlich schon am Dienstag an seinem Platz neben den Gleisen in Niederbiegen stehen – Der Transport wurde jedoch an der slowenischen Grenze aufgehalten, weil die Fahrer zuerst das Ergebnis eines Corona-Tests abwarten mussten.
Die Lebensdauer des Trafos liegt nach Bahn-Angaben bei rund 50 Jahren, die Kosten eines Transformators betragen rund 400 000 Euro. Insgesamt
investiere die Deutsche Bahn am Standort Niederbiegen rund 20 Millionen Euro, heißt es in einer Pressemitteilung.
Die Elektrifizierung der Südbahn hat im März 2018 begonnen. Sie soll den Bodenseeraum und Oberschwaben besser an das nationale und internationale Schienennetz anbinden. Die Kosten des Projekts werden auf rund 300 Millionen Euro geschätzt. Dank der Elektrifizierung sollen die Züge bis zu 160 Stundenkilometer schnell fahren, Fahrgäste müssen zwischen Bodensee und Stuttgart nicht mehr umsteigen, und der Anschluss an den internationalen Personenund Güterverkehr in Lindau und Bregenz soll verbessert werden.
Aktuell ist die Bahnstrecke Ravensburg-Friedrichshafen wegen der Bauarbeiten gesperrt. Die Sperrung dauert laut Bahn bis Mitte Dezember an. Die Inbetriebnahme der Südbahn ist für Dezember 2021 geplant.
Die Bahn will ihren gesamten Strom bis 2038 zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien beziehen. Aktuell seien bereits mehr als 60 Prozent des Energiebedarfs „grün“, 2030 sollen es bereits 80 Prozent sein, heißt es in einer Pressemitteilung. Bis 2050 will der Konzern als Ganzes klimaneutral sein.
Wie der Trafo einschwebte, zeigt ein Video unter schwäbische.de/trafo