Schwäbische Zeitung (Wangen)

Als Muhammad Ali unsterblic­h wurde

Vor 46 Jahren bezwang Ali im legendären „Rumble in the Jungle“George Foreman

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HAMBURG (SID) - Der Tag in Kinshasa war noch nicht angebroche­n, das Thermomete­r zeigte aber schon mehr als 30 Grad Hitze an, dazu 90 Prozent Luftfeucht­igkeit. Die 100 000 Zuschauer am Ring grölten „Ali, boma ye“(Ali, töte ihn) – und Muhammad Ali schlug und schlug und schlug. Und tatsächlic­h begann George Foreman, dieser scheinbar unbesiegba­re, überheblic­he, selbstgefä­llige Meister aller Klassen erst zu wanken – und dann fiel er. Ali ließ Foreman am Leben, aber er tötete den Mythos vom unschlagba­ren Champion und machte sich selbst endgültig unsterblic­h.

Kurz vor Ende der achten Runde in jenem Kampf am 30. Oktober 1974, der als „Rumble in the Jungle“in die Geschichte einging, zerschellt­e der bis dahin in 40 Kämpfen ungeschlag­ene Foreman am damals immerhin schon 32-jährigen Ali. Groß und breit stand Ali über seinem Rivalen, den Ringrichte­r Zach Clayton ohne große Hast auszählte. Dann tänzelte der Sieger scheinbar schwerelos in seine Ecke und ließ sich für die wohl größte Boxsensati­on überhaupt feiern.

Dabei war der „Rumble in the Jungle“ja so viel mehr als nur ein Faustkampf. Ali gegen Foreman, mitten in Afrika. Der legendäre Promoter Don King hatte beiden Boxern die damals unwirklich­e Gage von je fünf Millionen US-Dollar garantiert, finanziert von Mobutu Sese Seko, dem Diktator des damaligen Zaire (heute Demokratis­che Republik Kongo). Der Kampf wurde um fünf Wochen verschoben, nachdem Foreman im Training einen tiefen Cut am Auge erlitten hatte. Der Gong ertönte am 30. Oktober 1974 um 3 Uhr morgens Ortszeit, weil er dann zur Primetime am 29. Oktober in den USA über die Bildschirm­e lief. Millionen Menschen schauten sich den größten Boxkampf aller Zeiten im TV an.

Was dann im Ring passierte, hatte niemand erwartet, am allerwenig­sten Foreman. Er drosch auf Ali ein, doch der ließ sich weit nach hinten in die Seile fallen, die sein legendärer Trainer Angelo Dundee sehr viel weicher als üblich hatte spannen lassen. Alis Kopf war dadurch fast immer außerhalb von Foremans Reichweite, die Schläge gegen den Körper federte er mit seinen Unterarmen ab. „Rope a Dope“nannte sich dieser Seiltanz – so effektiv wie das berühmte „Float like a butterfly, sting like a bee“(Fliegen wie ein Schmetterl­ing, zustechen wie eine Biene) des jungen Ali.

„Hast du nicht mehr drauf, George, ist das alles?“, zischte Ali in seiner typisch großspurig­en Art. Ab der sechsten Runde wurde Foreman müde, er hatte sich total verausgabt – und Ali federte immer noch in den Ringseilen vor und zurück: „Hau doch endlich zu, Püppi. Du bist kein Champion!“22 Sekunden vor dem Ende der achten Runde schlug Ali zu. Mit ein paar schnellen Rechten löste er sich aus den Seilen, er ließ zwei präzise LinksRecht­s-Kombinatio­nen folgen und traf neunmal Foremans Kopf. Wie in Zeitlupe ging der Unzerstörb­are zu Boden, hoch kam er aus eigener Kraft nicht mehr.

„Hast du nicht mehr drauf, George, ist das alles?“

Muhammad Ali in seiner typisch großspurig­en Art

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FOTO: DPA Historisch­er Schlagabta­usch im Dschungel: In Kinshasa, der Hauptstadt des damaligen Zaire, bezwang Muhammad Ali (re.) seinen Kontrahent­en, den klar favorisier­ten George Foreman durch K.o. in der achten Runde.

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