Am Hahnenkamm geht’s bald wieder bergauf
Nach monatelangem Stillstand sollen Bahnen ab 11. Dezember wieder fahren – Das Sagen hat jetzt ein Allgäuer
REUTTE - Neues Konzept, neue Eigentümer, neuer Anfang: Nach jahrelangen Querelen sollen die Seilbahnen am Hahnenkamm bei Reutte am 11. Dezember wieder den Betrieb aufnehmen. Das haben die beiden neuen Hauptgesellschafter Toni Pletzer und der Füssener Fritz Schweiger jetzt bei einer Pressekonferenz verkündet. Die beiden Investoren hatten sich im September 90 Prozent der Anteile an der Reuttener Seilbahnen GmbH gesichert. Bislang befanden sich die Lifte im Besitz des streitbaren Steuerberaters Peter Gerber, auf dessen Geheiß der Betrieb seit März ruhte.
Mit einer gemeinsamen Anstrengung soll es nun gelingen, das 16 Pistenkilometer umfassende Skigebiet in eine nachhaltige Zukunft zu führen. „Die ganze Region lebt von der Bahn, sie ist existenziell für den Tourismus“, sagt der neue Geschäftsführer Eberhard Jehle. Im Allgäu dürfte er noch vielen aus seiner Zeit als Bürgermeister von Wertach (Oberallgäu) ein Begriff sein. Der Ex-Politiker will jetzt mit einem neuen Markenkonzept und regionalen Partnern an den Start gehen. So beteiligen sich die Gemeinde Höfen und die Naturparkregion Reutte mit je fünf Prozent am künftigen Betrieb. Damit soll verhindert werden, dass sich der „Albtraum“wiederholt und die Bahn über Monate
hinweg nicht fährt. Denn Ursache dafür war ein Streit des Vorbesitzers mit Gemeinde und Tourismusverband
gewesen – also jenen Parteien, die jetzt mit im Boot sind.
Neu ist auch der Name: Aus den Reuttener Seilbahnen soll jetzt die Bergwelt Hahnenkamm werden. Ein neues Logo sowie eine Internetpräsenz sind bereits entwickelt. Und auch sonst haben die beiden Hauptgesellschafter Pletzer und Schweiger Großes vor. So ließen sie sich bei dem Pressegespräch entlocken, einen 21 000 Kubikmeter großen Beschneiungsteich zu planen. Entstehen soll dieser an der Mittelstation. „Damit könnten wir schon ab November mit dem Skibetrieb starten“, sagte Pletzer.
Der Tiroler Unternehmer will in den nächsten fünf Jahren zudem einen neuen Lift am Hahnenkamm errichten. Zunächst gelte es aber, die nötigen Revisionsarbeiten zu erledigen. Der gegenwärtige Zustand sei nämlich „desolat“, weil notwendige Wartungen über Jahre verschleppt wurden. „Es war eine gewaltige Sache, hier alles überhaupt wieder in Gang zu bekommen“, sagt Pletzer. Möglich sei das nur durch sein Netzwerk in der Seilbahn-Branche gewesen.
Denn der aus Hopfengarten im Brixental stammende Investor ist einer der größten Bergbahn-Unternehmer Österreichs. Ihm gehört unter anderem auch das größte zusammenhängende Skigebiet Deutschlands, das Sudelfeld.
Wie er ausgerechnet darauf kam, sich im mehrere Hundert Kilometer entfernten Außerfern zu engagieren? „Bei einem Glaserl Wein habe ich mich überzeugen lassen“, sagt Pletzer augenzwinkernd. Den Deal eingefädelt hatte nämlich der Außerferner Ingenieur Thomas Strele. Er brachte Pletzer auch mit dem Füssener Fritz Schweiger zusammen. Der Unternehmer hatte bislang nur die Cilli Hütte am Hahnenkamm besessen, soll jetzt aber der „ideale Kümmerer“vor Ort sein, wie Pletzer betonte. Mit seiner Firma Profile Consulting verwirklichte Schweiger zuletzt den Umbau des ehemaligen Strandbads am Hopfensee. Jetzt also Bergbahn.
Ansprechen wollen die beiden Allgäuer Schweiger und Jehle auch wieder vermehrt Tagesgäste aus dem deutschen Raum: „Im Ostallgäu entscheidet sich, ob die Skifahrer nach Tannheim oder zu uns fahren. Wir wollen ihnen diesen Entschluss künftig sehr einfach machen.“