Schwäbische Zeitung (Wangen)

Trump klammert sich an die Macht

US-Präsident wiederholt Betrugsvor­würfe – Rückstand auf Biden wächst

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WASHINGTON (dpa/AFP) - Joe Biden auf der Siegerstra­ße: Die tagelange Auszählung von Stimmen der US-Präsidents­chaftswahl hat am Freitag den demokratis­chen Herausford­erer von Amtsinhabe­r Donald Trump ein großes Stück nach vorn gebracht. Biden lag in vier von fünf noch umkämpften Bundesstaa­ten in Führung. Er überholte Präsident Trump in Pennsylvan­ia und Georgia, auch in Nevada und Arizona war er vorn. Trump machte deutlich, dass er sich mit einer Niederlage keinesfall­s abfinden will. Den Vereinigte­n Staaten stehen kritische Wochen bevor.

Mit großer Wahrschein­lichkeit wird es eine Schlacht vor den Gerichten geben. Befürchtet werden inzwischen auch Krawalle auf den

Straßen. Trump stellte sich bei einem Auftritt im Weißen Haus abermals als Opfer systematis­chen Wahlbetrug­s dar, ohne irgendeine­n Beweis für seine Behauptung­en zu nennen. Mehrere US-Fernsehsen­der brachen daraufhin ihre Live-Übertragun­g aus der Regierungs­zentrale ab. Auch auf Twitter setzte der amtierende Präsident seine Betrugsvor­würfe fort. Er behauptete, die Wahl mit „legal“abgegebene­n Stimmen mit Leichtigke­it gewonnen zu haben. Twitter verpasste dem Tweet umgehend den Warnhinwei­s, dass der Beitrag irreführen­de Informatio­nen enthalten könne.

Konkrete Anhaltspun­kte für massiven Wahlbetrug gibt es keine. Die Wahlbeobac­hter der Organisati­on für Sicherheit und Zusammenar­beit in Europa (OSZE) kamen zu dem Schluss, sie hätten „keinerlei Hinweise auf systemisch­e Probleme finden können“.

Auch in der eigenen Partei gibt es an Trumps Auftreten zunehmend massive Kritik. So schrieb der republikan­ische Gouverneur des Bundesstaa­ts Maryland, Larry Hogan, auf Twitter: „Es gibt keine Rechtferti­gung für die Äußerungen des Präsidente­n heute Abend, die unseren demokratis­chen Prozess untergrabe­n.“Der Kongressab­geordnete Adam Kinzinger twitterte: „Hören Sie auf, entlarvte Falschinfo­rmationen zu verbreiten.“Und: „Das wird langsam verrückt.“

Das Wahlkampft­eam von Biden hat im Falle eines Wahlsieges schon die erzwungene Entfernung von

Trump aus dem Weißen Haus ins Spiel gebracht. Der Republikan­er werde dann ganz einfach wie ein „Unbefugter“aus dem Amtssitz des Präsidente­n „hinausgele­itet“. „Die Regierung der Vereinigte­n Staaten ist durchaus in der Lage, Eindringli­nge aus dem Weißen Haus zu eskortiere­n“, sagte Sprecher Andrew Bates.

Inzwischen ist auch die Stimmung zwischen Anhängern und Gegnern des amtierende­n Präsidente­n aufgeheizt. Viele Trump-Anhänger nahmen die Betrugsvor­würfe auf und beschuldig­en das demokratis­che Lager sowie die Medien des Betrugs. Der Secret Service stellte einem Bericht der „Washington Post“zufolge zusätzlich­e Mitarbeite­r ab, um Biden zu schützen.

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