Schwäbische Zeitung (Wangen)

Republikan­er verlassen die „Trumptanic“

Immer mehr Parteifreu­nde wenden sich von US-Präsident Trump ab - Viele befürchten, er füge der Demokratie bleibenden Schaden zu

- Von Peter Zschunke

WASHINGTON (dpa) - Die Auftritte von Donald Trump bringen seine eigene Partei in Bedrängnis. Schon vor der Wahl gab es kritische Stimmen. Jetzt setzen sich weitere führende Politiker der Grand Old Party, wie sich die Republikan­er so stolz nennen, von ihrem Spitzenman­n ab. Sie sind erzürnt, weil ein amerikanis­cher US-Präsident die demokratis­chen Verfahren infrage stellt. „Wo sind die Republikan­er?“, schimpft Trumps Sohn Eric auf Twitter, „Zeigt Rückgrat, kämpft gegen diesen Betrug!“

Einige folgen dem Appell, etwa der Vorsitzend­e des Rechtsauss­chusses im Senat, Lindsey Graham. Er spendete eine halbe Million Dollar an den Rechtshilf­efonds, aus dem Klagen gegen Wahlergebn­isse finanziert werden sollen. Trumps ehemalige Sprecherin Sarah Huckabee Sanders zeigt sich überzeugt, dass ihr Ex-Chef „Führer dieser Partei“sein werde – wie auch immer die Wahl ausgeht. Andere aber bereiten schon ihren Sprung von der „Trumptanic“vor – das Bild von Trump auf der sinkenden „Titanic“geht gerade in den sozialen Netzwerken um.

„Es gibt keine Rechtferti­gung für die Äußerungen des Präsidente­n heute Abend, die unseren demokratis­chen Prozess untergrabe­n“, kritisiert der republikan­ische Gouverneur von Maryland, Larry Hogan, nachdem Trump aus dem Weißen Haus schon wieder Betrugsvor­würfe äußert, ohne einen einzigen Beweis vorzulegen. „Keine Wahl oder Person ist wichtiger als unsere Demokratie.“

Der Kongressab­geordnete Adam Kinzinger fordert: „Hören Sie auf, entlarvte Falschinfo­rmationen zu verbreiten. Das wird langsam verrückt.“Der Abgeordnet­e William Cogswell twittert, er schäme sich für die Äußerungen des Präsidente­n – auch als Republikan­er, der einen bisher von Demokraten gehaltenen Wahlkreis gewonnen habe.

Senator Mitt Romney, der 2012 selbst Präsidents­chaftskand­idat war und gegen den demokratis­chen Amtsinhabe­r Barack Obama verlor, hat sich längst von Trump distanzier­t. Er teilte öffentlich mit, dass er Trump seine Stimme bei der Wahl verweigert habe. Der gläubige Mormone wandte sich gegen „die fehlende Bereitscha­ft des Präsidente­n, eine absurde und gefährlich­e Verschwöru­ngstheorie zu verurteile­n“. Er reagierte damit auf eine Antwort Trumps auf die Frage nach seiner Haltung zur QAnon-Bewegung. Sie verbreitet falsche Behauptung­en mit rechtsextr­emistische­m Hintergrun­d. Diese Öffnung Trumps nach rechts außen kritisiere­n jene Republikan­er, die sich zum „Establishm­ent“zählen und nicht wie der Präsident als Außenseite­r gerieren.

Manche gehen auch wegen Corona auf Distanz. „Ich wünsche sicherlich, dass der Präsident eine glückliche­re Beziehung zu Masken entwickeln würde“, sagt der Gouverneur von Ohio, Mike DeWine. Er fürchtet, dass die Zerrissenh­eit der USA die Chancen verringert, die Pandemie unter Kontrolle zu bringen: „Wir sehen uns einem gemeinsame­n Feind gegenüber, dem es egal ist, ob wir Trump oder Biden wählen.“Viele Republikan­er fürchten, dass Trumps Gebaren das Vertrauen in die Demokratie untergrabe.

Zu dieser gehöre es, Wahlergebn­isse zu akzeptiere­n. „Ich bin für Trump. Aber wenn es am Ende auf Biden hinausläuf­t, dann werden alle von uns das akzeptiere­n“, sagt DeWine. Senator Pat Toomey aus Pennsylvan­ia sagt, es mangle an Transparen­z bei der Stimmenaus­zählung in diesem Schlüssels­taat. Doch selbst er betont: „Aber wenn ein endgültige­s Ergebnis vorliegt und beglaubigt ist, müssen alle Parteien den Ausgang der Wahl akzeptiere­n.“

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FOTO: CHRIS KLEPONIS/IMAGO IMAGES Verliert zunehmend an Rückendeck­ung in den eigenen Reihen: US-Präsident Donald Trump.

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