Schwäbische Zeitung (Wangen)

Maßlos und unwürdig

- Von Hendrik Groth h.groth@schwaebisc­he.de

Es ist nicht neu, dass Donald Trump mit Betrugsvor­würfen hantiert. Schon vor vier Jahren behauptete er, dass seine demokratis­che Gegenkandi­datin Hillary Clinton mehr direkte Stimmen als er bekommen habe, weil drei bis fünf Millionen Emigranten illegal für die Demokratin gestimmt hätten. Ein Beweis wurde nie erbracht, auch nicht von einer Kommission, die monatelang nach Unregelmäß­igkeiten suchte.

Jetzt zieht der US-Präsident erneut diese Karte. Trump ist zuzutrauen, dass er nicht einmal darüber nachgedach­t hat, wie er möglicherw­eise würdevoll das Weiße Haus verlassen könnte. Seine Sprache und die seiner engen Vertrauten ist so maßlos, dass ein halbwegs respektein­flößender Abschied kaum denkbar ist, und dass selbst Haussender Fox-News dem Präsidente­n den Ton abdreht.

Donald Trump junior will den „totalen Krieg“seines Vaters gegen die angebliche Wahltäusch­ung.

Er fordert ein „Aufräumen“, damit das Land nicht wie eine „Bananenrep­ublik“wirke. Dass Trump junior von einer solchen ein perfekter Repräsenta­nt wäre, kommt ihm nicht in den Sinn. ExBerater Steve Bannon schlägt vor, den Virologen Anthony Fauci und FBI-Chef Christophe­r Wray wegen Illoyalitä­t zu enthaupten.

Viele Republikan­er haben genug. Senator Pat Toomey sieht für die Verschwöru­ngstheorie­n keine Grundlage und auch Trumps früherer Sprecher Sean Spicer distanzier­t sich. Tom Ridge, unter George W. Bush Minister und später Gouverneur von Pennsylvan­ia, verweist auf die Seriosität der gesamten Wahl. Trump wird das in seinem Freund-Feind-Denken nicht irritieren, denn Ridge hatte vor Wochen erklärt, den Demokraten Joe Biden zu wählen. Die kommenden Tage sind für Überraschu­ngen gut.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany