Mit Abstand hart ins Gericht gegen Corona
Welche Maßnahmen das Amtsgericht Wangen gegen Covid-19 getroffen hat
WANGEN - Ob Diebstahl, Betrug oder Drogenhandel – all diese Delikte brauchen eine Verhandlung und ein Urteil. Vor Corona fanden diese Prozesse in einem kleinen Saal des Amtsgerichts Wangen statt. Nicht selten waren dort zahlreiche Personen anwesend, über das Abstandhalten musste man sich keine Gedanken machen. Denn in vielen Verhandlungen sind neben dem Richter, Vertretern der Staatsanwaltschaft, Verteidigung, Gerichtsschreiber und Angeklagte noch zwei Schöffen und unter Umständen Dolmetscher und Sachverständige mit im Raum. Die Stühle der Zuschauer für die öffentlichen Sitzungen standen Lehne an Lehne. Immer wieder kam es vor, dass eine Schulklasse dem Prozess beiwohnte – aktuell undenkbar.
Die Verhandlungen des Amtsgerichts werden derzeit teils in die Stadthalle Wangen, teils in das Dorfgemeinschaftshaus in Deuchelried verlegt. Nur noch wenige Verhandlungen mit wenig Beteiligten werden von Richter Stefan Apeltauer im Gebäude des Amtsgerichts geführt. Dort bekämen die Zeugen auch nur nacheinander Zutritt ins Gebäude, so der Richter.
Bevor man die großen Säle betritt, gilt es, einen Bogen mit Adresse und Gesundheitszustand auszufüllen. Bis man am Platz ist, trägt man Maske. Während der Verhandlung dürfen die Anwesenden die Mund-Nasen-Bedeckung abnehmen. Muss man vor dem Richterstuhl Bilder oder Dokumente in Augenschein nehmen, geht dies nur mit Mundschutz. Die Stühle sind so gestellt, dass alle Teilnehmer mehr als den gebührenden Abstand zueinander wahren können.
Der zuständige Richter Stefan Apeltauer erklärt, dass es derzeit bei den Strafsachen einen hohen Arbeitsanfall gäbe. Dies sei zu einem Teil auch darauf zurückzuführen, dass in der Corona-Hochphase einige Verhandlungen abgesagt werden mussten. Darüber hinaus seien derzeit viele umfangreiche Haftsachen anhängig, die anderen Verfahren vorgezogen werden müssen, so der Richter. Aber einen durch Corona bedingten Stau sehe er derzeit nicht.
Schwierigkeiten gebe es bei der Terminierung zwischen den beiden Verhandlungsorten, sagt Richter Apeltauer. Denn sowohl die Stadthalle als auch das Dorfgemeinschaftshaus
Deuchelried hätten in den vergangenen Monaten wieder verstärkt die Räumlichkeiten an die jeweiligen Ortsgruppen vergeben. Jedoch habe man seitens der Stadthalle nun vor, einen festen Verhandlungstag für das Amtsgericht zu blocken, erklärt der Richter.
Hier bestünde jedoch das Problem, sagt der Richter „dass nun in der Mittagszeit im Foyer der Stadthalle die Schülermensa abgehalten werden soll“. Somit sei in diesem eigentlichen Wartebereich der Zeugen mit einem erhöhten Lärmpegel zu rechnen. Die tägliche Arbeit und die damit verbundenen Einschränkungen durch Corona machen dem Richter, wie er sagt, keine Probleme. „Wir tragen Masken in den öffentlichen Teilen des Gebäudes und in fremden Büros.“