Schwäbische Zeitung (Wangen)

Nur wenige Mitarbeite­r in Kurzarbeit

Warum das Instrument für die geschlosse­nen Ravensburg­er Museen nicht infrage kommt

- Von Ruth Auchter-Stellmann

RAVENSBURG - Die Museen und das Hallenbad in Ravensburg sind wegen der Corona-Beschränku­ngen seit Montag geschlosse­n. Und in der Eissportha­lle dürfen momentan nur die Towerstars trainieren – alle anderen sind außen vor. Heißt: Einige Mitarbeite­r der Stadtverwa­ltung haben gerade nicht allzu viel zu tun. Im Zuge der Pandemie dürfen dank des Tarifvertr­ags „Covid“seit April auch Kommunen Mitarbeite­r in Kurzarbeit schicken. Warum das in der Praxis aber nur sehr wenig Angestellt­e trifft.

Vor der Pandemie war Kurzarbeit im öffentlich­en Dienst gesetzlich nicht zulässig – für Beamte gilt das nach wie vor. Was die übrigen Abteilunge­n der Stadtverwa­ltung angeht, habe sich im Verlauf der ersten Welle herausgest­ellt, dass Kurzarbeit tatsächlic­h nur in sehr wenigen Bereichen möglich ist, wie Hauptamtsl­eiter Thomas Oberhofer auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“sagt. Kriterium: Eine Abteilung müsse insolvenzf­ähig sein oder eine wirtschaft­liche Ausrichtun­g haben.

Nach langen Diskussion­en mit der Agentur für Arbeit sei laut Oberhofer deutlich geworden: Diese Kriterien erfüllen lediglich die Ravensburg­er Verkehrs- und Versorgung­sbetriebe (einst Stadtwerke), die für den Betrieb von Hallenbad, Flappach und Eissportha­lle zuständig sind. Ergo konnte man im Frühjahr von 8. Mai bis 14. Juni acht Bäderbetri­ebsMitarbe­iter in Kurzarbeit schicken. Auch in der aktuellen Situation erörtere man nun mit dem Personalra­t, ob das in diesem Bereich erneut eine sinnige Möglichkei­t sein könnte. Gegebenenf­alls wären dann 14 Mitarbeite­r der Verkehrs- und Versorgung­sbetriebe betroffen.

In alle anderen städtische­n Abteilunge­n wird es keine Kurzarbeit geben – weder Baubetrieb­shof noch Tourist-Informatio­n, Stadtbüche­rei, Museen oder Kulturamt seien als kurzarbeit­sfähig anerkannt, stellt Oberhofer klar. Ernüchtern­d, denn: Dieses Instrument „würde uns wirtschaft­lich helfen“. Da es wegen der momentanen Schließung­en für das Aufsichts- und Empfangspe­rsonal in Humpis- und Kunstmuseu­m nichts zu tun gibt, werden diese rund 20 Mitarbeite­r nun woanders eingesetzt – sei es bei Aufräumarb­eiten, bei der Besucherle­nkung in den Rathäusern oder bei der Kontaktper­sonenermit­tlung in Sachen Corona-Infektion.

Wobei Oberhofer deutlich macht, dass es in den restlichen Teilen der mehr als 800 Beschäftig­te starken Stadtverwa­ltung mehr als genug zu tun gibt – schließlic­h würden die Anliegen der Bürger nach wie vor, nun eben telefonisc­h, per Mail oder über eine Terminvere­inbarung bearbeitet. Beispielsw­eise in Haupt-, Ordnungs- und Sozialamt oder der Schulverwa­ltung komme man laut Oberhofer aufgrund der Pandemie gar an Belastungs­grenzen.

Ähnlich schaut es im Ravensburg­er Landratsam­t aus: Hier musste bislang keiner der mehr als 1500 Mitarbeite­r in Kurzarbeit. Denn speziell im Gesundheit­samt gibt es momentan so viel Arbeit, dass Kollegen – etwa aus dem Team des Bauernhaus­museums – , die grade nicht komplett ausgelaste­t sind, dort eingesetzt werden. Deshalb sagt Anja Kahle, Dezernenti­n für Organisati­onsentwick­lung,

Personal und Kultur: „Kurzarbeit ist für uns nicht relevant.“Im Übrigen habe man auch schon während der ersten Corona-Welle „ganz, ganz wenig zu gehabt“– stattdesse­n „liefen und laufen die Bearbeitun­gen weiter“, so Kahle. Sprich: Ob Veterinär-, Jugend- oder Sozialamt, Feuerwehr oder Jobcenter – die Behörde hat nach wie vor denselben Arbeitsanf­all. Allenfalls habe man im Zuge von Corona den Bürgerserv­ice so umgestellt, dass vieles über Termine oder Mails erledigt wird. Dafür ist man im Gesundheit­samt an der Kapazitäts­grenze angelangt – wie die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete, helfen mittlerwei­le fünf Bundeswehr­soldaten bei der Nachverfol­gung der Kontakte von CoronaNeui­nfizierten aus. Auch intern werden laut Kahle alle verfügbare­n Mitarbeite­r ins Gesundheit­samt abgezogen, um dort die Kräfte zu bündeln.

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FOTO: MUSEUM HUMPISQUAR­TIER/JEHLE & WILL Weil das Museum Humpisquar­tier coronabedi­ngt geschlosse­n ist, hat das Empfangs- und Aufsichtsp­ersonal gerade nichts zu tun. Kurzarbeit ist trotzdem keine Option.

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