Schwäbische Zeitung (Wangen)

Mehr Unfälle beim Klettern und Biken

Einsatzzah­len der Bergwacht pendeln sich auf dem hohen Niveau von 2019 ein

- Von Michael Munkler

IMMENSTADT - Der große Andrang in den Bergen in diesem Sommer hat der Allgäuer Bergwacht reichlich Arbeit beschert. So mussten die Retter zwischen 1. Mai und Mitte Oktober insgesamt 671 Mal ausrücken. Im Jahr 2019 hatte die Organisati­on im gleichen Zeitraum mit 715 Einsätzen einen Rekordwert erreicht. „Die Trends aus dem Jahr 2019 setzten sich fort“, sagte der Allgäuer BergwachtC­hef Peter Eisenlauer im Gespräch mit unserer Zeitung. So hätten beispielsw­eise die Mountainbi­ke-Unfälle zugenommen: von 55 im Vorjahr auf heuer 63. Darunter waren 14 Räder mit elektrisch­em Antrieb (E-Bikes).

Ganz erheblich zugenommen haben die Einsätze beim Klettern und beim Kletterste­iggehen: von 19 (2019) auf heuer 47. „Die Kletterste­ige sind eben nach wie vor sehr gefragt“, sagte Bergwacht-Regionalle­iter Eisenlauer. Auch nach einer Untersuchu­ng des Deutschen Alpenverei­ns kommt es vor allem auf anspruchsv­ollen Sportklett­ersteigen öfters zu sogenannte­n Blockaden: Die Bergsportl­er kommen dann wegen panischer Angst und Erschöpfun­g weder vor noch zurück. Im besten Fall bleiben sie unverletzt und werden aus der misslichen Situation geborgen.

Weil es in diesem Sommer aufgrund der Corona-Pandemie weniger Hüttenüber­nachtungen gab, war an den höheren Bergen am Allgäuer

Hauptkamm ebenfalls weniger Betrieb. Folglich gab es dort auch etwas weniger Bergwacht-Einsätze. Dafür hätten sich im Voralpenbe­reich mehr Unfälle ereignet, schilderte Eisenlauer. Sämtliche Einsätze standen nach seinen Worten „unter dem besonderen Blickwinke­l der Vorschrift­en und der Vorsicht im Umgang mit dem Corona-Virus“. Das sei nicht immer einfach für die Bergretter gewesen. Beispielsw­eise wurde die Kommunikat­ion durch die Maske stark beeinträch­tigt, was die Arbeit vor allem auch bei Hubschraub­er-Einsätzen erschwerte.

„Insgesamt sind wir aber gut durch den Sommer gekommen und hatten nur wenige Kontakte mit infizierte­n Personen“, sagte der Regionalle­iter. Vorsichtsh­alber seien aber einige Bergwachtl­er nach Einsätzen in Quarantäne gegangen.

Die Allgäuer Bergwacht besteht aus 13 Bergrettun­gswachen und fünf ergänzende­n, alpenferne­n Ortsgruppe­n – beispielsw­eise in Augsburg, Memmingen und Landsberg. Etwa 550 aktive Bergwachtl­er gibt es im Allgäu. Pro Jahr absolviere­n sie um die 2800 Bergrettun­gseinsätze – im Winter normalerwe­ise mehr als im Sommer.

Gegründet wurde die bayerische Bergwacht heuer vor 100 Jahren in München. Die Geburtsstu­nde der Allgäuer Bergwacht schlug dann am 8. Juni 1923: Im Café Kohlhund in Immenstadt haben Bergfreund­e die Allgäuer Bergwacht aus der Taufe gehoben.

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