Mehr Unfälle beim Klettern und Biken
Einsatzzahlen der Bergwacht pendeln sich auf dem hohen Niveau von 2019 ein
IMMENSTADT - Der große Andrang in den Bergen in diesem Sommer hat der Allgäuer Bergwacht reichlich Arbeit beschert. So mussten die Retter zwischen 1. Mai und Mitte Oktober insgesamt 671 Mal ausrücken. Im Jahr 2019 hatte die Organisation im gleichen Zeitraum mit 715 Einsätzen einen Rekordwert erreicht. „Die Trends aus dem Jahr 2019 setzten sich fort“, sagte der Allgäuer BergwachtChef Peter Eisenlauer im Gespräch mit unserer Zeitung. So hätten beispielsweise die Mountainbike-Unfälle zugenommen: von 55 im Vorjahr auf heuer 63. Darunter waren 14 Räder mit elektrischem Antrieb (E-Bikes).
Ganz erheblich zugenommen haben die Einsätze beim Klettern und beim Klettersteiggehen: von 19 (2019) auf heuer 47. „Die Klettersteige sind eben nach wie vor sehr gefragt“, sagte Bergwacht-Regionalleiter Eisenlauer. Auch nach einer Untersuchung des Deutschen Alpenvereins kommt es vor allem auf anspruchsvollen Sportklettersteigen öfters zu sogenannten Blockaden: Die Bergsportler kommen dann wegen panischer Angst und Erschöpfung weder vor noch zurück. Im besten Fall bleiben sie unverletzt und werden aus der misslichen Situation geborgen.
Weil es in diesem Sommer aufgrund der Corona-Pandemie weniger Hüttenübernachtungen gab, war an den höheren Bergen am Allgäuer
Hauptkamm ebenfalls weniger Betrieb. Folglich gab es dort auch etwas weniger Bergwacht-Einsätze. Dafür hätten sich im Voralpenbereich mehr Unfälle ereignet, schilderte Eisenlauer. Sämtliche Einsätze standen nach seinen Worten „unter dem besonderen Blickwinkel der Vorschriften und der Vorsicht im Umgang mit dem Corona-Virus“. Das sei nicht immer einfach für die Bergretter gewesen. Beispielsweise wurde die Kommunikation durch die Maske stark beeinträchtigt, was die Arbeit vor allem auch bei Hubschrauber-Einsätzen erschwerte.
„Insgesamt sind wir aber gut durch den Sommer gekommen und hatten nur wenige Kontakte mit infizierten Personen“, sagte der Regionalleiter. Vorsichtshalber seien aber einige Bergwachtler nach Einsätzen in Quarantäne gegangen.
Die Allgäuer Bergwacht besteht aus 13 Bergrettungswachen und fünf ergänzenden, alpenfernen Ortsgruppen – beispielsweise in Augsburg, Memmingen und Landsberg. Etwa 550 aktive Bergwachtler gibt es im Allgäu. Pro Jahr absolvieren sie um die 2800 Bergrettungseinsätze – im Winter normalerweise mehr als im Sommer.
Gegründet wurde die bayerische Bergwacht heuer vor 100 Jahren in München. Die Geburtsstunde der Allgäuer Bergwacht schlug dann am 8. Juni 1923: Im Café Kohlhund in Immenstadt haben Bergfreunde die Allgäuer Bergwacht aus der Taufe gehoben.