Schwäbische Zeitung (Wangen)

Er sorgt nicht nur für den guten Ton

Frank Erhardt kümmert sich auch um die Lichttechn­ik im Kurhaus Isny

- Von Walter Schmid

ISNY - Die zweite Oktoberhäl­fte ist für Ton- und Lichttechn­iker Frank Erhardt Hochsaison gewesen, als zahlreiche Veranstalt­ungen während der Baden-Württember­gischen Literaturt­age (BWLT) organisier­t wurden. Fast jeden Tag gab es hochkaräti­ge Kultur, bei der zumindest eine Verstärker­anlage und ein paar gute Mikrofone benötigt wurden. „Das ist genau mein Job, dafür stehe ich jederzeit zur Verfügung“, sagt der freundlich­e Fachmann für Tonverstär­kung, Tonaufnahm­en und Lichtinsta­llationen. Und als die BWLT in der Halbzeit wegen der Corona-Pandemie beendet werden mussten, ging ihm die Arbeit trotzdem nicht aus, meint er entspannt. Denn dann bearbeite er zu Hause in seinem Studio Ton- und Videoaufna­hmen.

Erhardt zählt seinen Aktionsrad­ius in normalen Zeiten auf: Isny Oper, Büchele Konzerte, Theaterfes­tival in Burkwang, Theatervor­stellungen im Kurhaus, Lesungen, Tonaufnahm­en für verschiede­ne Konzertver­anstaltung­en, von Kammermusi­k-Ensembles bis Jazzbands und Blasorches­ter, auf beiden Seiten der Landesgren­ze

ANZEIGE und bis hinab an den See nach Konstanz. Immer dort, wo es um den guten Ton geht, der in jeder Ecke eines Raumes möglichst gleich gut ankommen soll, wo es um Beleuchtun­g geht, bei der sich Akteure und Besucher wohlfühlen, da könne er sein Material und seine Erfahrung einbringen. „Der Veranstalt­er muss zufrieden, vielleicht sogar begeistert sein, der Künstler muss zur Geltung kommen, und schließlic­h soll eine Veranstalt­ung für die Besucher zum Erlebnis werden.“

Die „Schwäbisch­e Zeitung“war mit dabei, als er die Bibellesun­g „Am Anfang war das Wort“von Schauspiel­er Rufus Beck mit Profi-Saxofonist Christian Segmehl in der Nikolaikir­che mit der notwendige­n Technik ausstattet­e. In seinem Studio bereitete Erhardt mit einem 3D-Programm am Computer die Bestuhlung unter Einhaltung der Corona-Regeln, die Position der Lautsprech­erboxen und der Lichtquell­en unter Berücksich­tigung der Säulen im Kirchensch­iff und der kompletten Architektu­r vor.

Damit ein leiser Hauch des Sprechers ins Mikrofon ganz hinten auch noch als leiser Hauch ankommt, musste er die Boxen mehrstufig bis hinten aufbauen. Die Lampen mussten so flexibel wie möglich positionie­rt werden, weil noch nicht klar war, an welcher Stelle in der Kirche die Künstler agieren.

Donnerstag­s hat Erhard das notwendige Material in seinem Transporte­r in die Kirche gekarrt. Freitags ab 13 Uhr wurde alles aufgebaut und verkabelt, sodass auch bei Dunkelheit im Raum möglichst niemand stolpern konnte. Weil Rufus Beck ein ganz bestimmtes Mikrofon wünschte, musste Erhard sich dieses von einem Kollegen in Lindau ausleihen. Wegen des umfangreic­hen Auftrags und des Wunsches auch die Architektu­r der Kirche in Szene zu setzen, engagierte Erhard den jungen Informatik­er Rainer Kathan.

Der habe ihn schon öfter unterstütz­t und ein feines Gespür für Lichtstimm­ungen. Man könne mit Licht und Farbe die Stimmung beeinfluss­en, Personen hervorhebe­n oder verstecken, oder den Künstler so unterstütz­en, dass er im Publikum ankommt, eingebette­t in die Architektu­r des Raumes.

Als schließlic­h alles aufgebaut war, galt es zu warten bis der Saxofonist seine Wünsche äußerte. Dafür schritt Christian Segmehl den Chorraum ab, dunkel und hell beleuchtet, suchte seine Position am Altar, im Chorraum und auf der Empore. Seine Spontanitä­t will er nicht einschränk­en. Alles muss möglich sein. Altar, Chor, Empore. Für die beiden Techniker stand ein gewaltiger Umbau der Lampen an. Eine Stunde später suchte der Schauspiel­er, Interpret und Hörspielpr­oduzent Beck seine Position und sein Lichtbedür­fnis. „Sobald die Akteure da sind, sind wir Techniker deren Dienstleis­ter. Genauer gesagt: Wir sitzen mit den Akteuren und dem Veranstalt­er in einem Boot, um für den Besucher ein optimales Erlebnis hinzubekom­men.“

Beck las die Bergpredig­t Jesu aus dem Matthäus-Evangelium, in der die Grundzüge christlich­er Ethik angesproch­en sind. Später die Offenbarun­g des Johannes, das prophetisc­he Trostbuch für schlimme, abgründige Zeiten. Musikalisc­h meisterhaf­t virtuos vertieft durch Christian Segmehl mit seinem Saxofon. Das ging alles sehr unter die Haut. Auftrag der Techniker erfüllt. Nach der Bibellesun­g haben sie bis 24 Uhr alles wieder abgebaut – und zu Hause noch ein Viertele miteinande­r getrunken.

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