Marienplatzgarage: Wasser läuft an Wänden herab
Feuchtigkeitsproblem ist Stadt bekannt und soll durch Stoßlüften beseitigt werden
RAVENSBURG - Obwohl sie gerade erst für 15 Millionen Euro saniert wurde, gleicht die Ravensburger Marienplatzgarage an manchen Tagen offenbar einer „Tropfsteinhöhle“. Das fiel einem Leser auf, der dort einen Dauerparkplatz gemietet hat. Bei Regenwetter sei die Luftfeuchtigkeit in dem unterirdischen Gebäude extrem hoch, das Wasser laufe die Wänden herab.
„Zwar gibt es Ventilatoren, die Luft verblasen, aber keine Wasserabscheidung zeigen“, schreibt der Leser in einer Mail an die „Schwäbische Zeitung“. „Eine Entwässerung im Boden ist nur unterdimensioniert vorhanden. Wasser läuft kaum ab. An den Wänden läuft das Kondenswasser herab.“Nun fürchtet der Ravensburger, dass sich im frisch renovierten Gebäude Schimmel und Fäulnis bilden könnte, wofür dann wieder der Steuerzahler aufkommen müsse. „In der Tiefgarage zeichnet sich der Sanierungsbedarf schon kurz nach der Renovierung und der Einweihung ab“, meint der Leser und fragt sich: „Wurde bei der Planung der Renovierung der Tiefgarage etwas übersehen? Wo liegt die Verantwortung? Wer zahlt die Nachbesserung der Baumaßnahme?“
Um diese Fragen zu klären, habe er das Tiefbauamt der Stadt Ravensburg angeschrieben. Doch dort fühlt man sich offenbar nicht zuständig, weil das Gebäude der hundertprozentigen Tochter der Stadt, den Ravensburger Verkehrs- und Versorgungsbetrieben (RVV) gehören.
RVV-Werksleiter Andreas ThielBöhm bestätigt auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“, dass der Leser leider recht habe. „Das Thema ist uns natürlich auch schon aufgefallen. Die Probleme hatten wir einige wenige Male im Frühjahr und aktuell wieder Anfang letzter Woche.“
Der Grund sei folgender: „Bei sehr feuchtem Wetter bringen die Fahrzeuge viel Wasser in die Garage, welches über die Lüftungsanlage aus der Garage transportiert werden muss. Bevor die Lüftungsanlage aber anläuft, misst sie die Luftfeuchtigkeit innen und außen, damit wir uns im Regelbetrieb bei hoher Luftfeuchtigkeit der Außenluft nicht unbedingt noch zusätzlich Feuchtigkeit in die Garage holen. Bei bestimmten Wetterlagen wird ein Anspringen der Lüftung seitens der Steuerung deshalb verhindert, und es kann zu starker Tauwasserbildung in der Garage kommen.“
Nachdem dieses Phänomen jetzt erkannt und analysiert worden sei, achte das Personal speziell darauf. Seit Neuestem bestehe die Möglichkeit einer Art „Stoßlüftung“. Zwar nicht im klassischen Sinn, denn das unterirdische Bauwerk hat ja keine Fenster. Stattdessen werde an solchen kritischen Tagen in regelmäßigen Abständen die Luft mit Hochdruck durch die Ventilation geblasen. „Nach unserer Beobachtung in den vergangenen Tagen funktioniert die Vorgehensweise gut“, meint ThielBöhm. „Wir werden das Thema weiter beobachten und gegebenenfalls nochmals reagieren.“Letzten Endes müsse man wie in jedem neuen oder sanierten Gebäude damit rechnen, die Technik, also Heizung, Klimatisierung und Lüftung, über ein bis zwei Jahre immer wieder noch einmal anzupassen.
Die Marienplatzgarage scheint unter keinem guten Stern zu stehen. In den vergangenen sieben Jahren hat das Bauwerk eine Serie von Pleiten und Pannen hinter sich. Bei der Sanierung der spindelartigen Auf- und Abfahrt im Jahr 2013 fiel nicht auf, dass zuvor jahrelang Streusalz eingedrungen war, was zu enormen Schäden an den Zwischenböden geführt hatte. Diese Schäden kamen zufällig nach einem Großbrand im Jahr 2014 ans Tageslicht. Im Nachhinein entpuppte sich der verheerende Brand also als Glücksfall: Ansonsten hätte es passieren können, dass die instabilen Böden irgendwann zusammengekracht wären und Autos oder Menschen unter sich begraben hätten. Zu Beginn der Sanierungsarbeiten wurden dann überraschend Asbest-Altlasten gefunden, die aufwendig entfernt werden mussten, was die Bauzeit verlängerte und die Maßnahme noch einmal deutlich verteuerte.