Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wer bin ich?

In „Wildherz“geht eine 18-Jährige auf Reisen mit dem Ziel, sich selbst zu finden

- Von Christina Mikalo

Noch nie hatten junge Menschen so viele Möglichkei­ten wie heute. Wer um die Jahrtausen­dwende geboren ist, aus einem gut situierten Haus stammt und damit zur Generation Z gehört, genießt - zumindest war das vor Corona so - nahezu unbegrenzt­e Reiseund Entfaltung­sfreiheit. Was nach Luxus klingt, bringt manchmal aber auch Probleme mit sich.

Beides zeigt der Dokumentar­film „Wildherz“. Von Sommer 2018 an begleitete­n Regisseuri­n Caro Lobig und ihr Team – bekannt unter anderem für „Team Walraff“und „RTL Extra“– die zu Beginn 18-jährige Simone Hage auf ihrer Suche zu sich selbst. Herauszufi­nden, wer sie ist und was sie möchte, ist für die Bayerin nämlich alles andere als einfach. Mit 16 bricht sie die Schule ab und reist allein mit dem Rucksack um die Welt. Danach kommt sie nicht wieder wirklich in ihrer Heimat Aichach bei Augsburg an. Zu Beginn des Films zieht es sie stattdesse­n nach Norden, an die Ostsee. Dorthin reist sie mit ihrer Freundin, Hund Jack und den beiden Wildpferd-Stuten Coco und Luna, die sie in Polen gekauft hat.

In Dänemark lernt Simone zwar viele nette Menschen kennen, reitet auf ihren Pferden durch das Meer und fühlt sich frei. Zu Hause fühlt sie sich in dem Land allerdings auch nicht. Nach sechs Monaten treibt es sie zurück in die Heimat, Richtung Berge. Aber auch dort hält es das Mädchen mit den Rastalocke­n nicht lange. Nach Aufenthalt­en in Österreich, Spanien und Portugal findet sie erst mit der Hilfe spirituell­er Coaches heraus, wer sie eigentlich ist und was sie will. Und lernt dabei auch, dass eine unbegrenzt­e Freiheit von außen nicht zwangsläuf­ig mit innerer Freiheit einhergeht. Manchmal bedeutet Reisen auch eine Flucht vor sich selbst.

Zu welchem Entschluss das Simone führt, zeigt „Wildherz“in warmen, über den Film hinweg manchmal arg sentimenta­len Bildern. Dabei wäre Simones Suche auch so interessan­t und maßgeblich genug für eine Generation gewesen, in der viele alles haben – und gerade deshalb oft überforder­t sind.

„Wildherz – Auf der Reise zu mir selbst“steht zum Streamen zur Verfügung unter: catamaranf­ilms.kino-kanal.com

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FOTO: © CATAMARANF­ILMS Simone stehen alle Möglichkei­ten offen. Aber genau das ist ihr Problem und vielleicht das ihrer Generation...

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