Schwäbische Zeitung (Wangen)

Rituale beim Hausbau sind fest eingeplant

Um die Bindung zum Traumhaus zu stärken, lassen sich Firmen einiges einfallen

- Von Simone Andrea Mayer

Ein Fertighaus wird lange am Computer geplant, dann von einem Tag auf den anderen aufgestell­t – und das war’s? Manchem neuen Besitzer fehlt da das Gefühl, wie es ist, das Haus Stein auf Stein wachsen zu sehen, den fertigen Dachstuhl mit einem Richtfest zu feiern. Das geht natürlich auch beim Fertigbau.

Rituale wie der erste Spatenstic­h, das Richtfest und die Bauabnahme gehören auch hier dazu. Manche Unternehme­n binden diese bewusst in den Bauprozess ein, selbst wenn die Fertigung und der eigentlich­e Hausbau fernab vom Auftraggeb­er stattfinde­n.

„Denn der Bauherr muss zu seinem Haus auch eine emotionale Bindung schaffen können, das ist vielen wichtig“, berichtet Christoph Windscheif, Sprecher des Bundesverb­ands Deutscher Fertigbau. Der Verband hat das vor einigen Jahren auch in einer Studie untersuche­n lassen.

Zwar gebe es auch Bauherren, die sich bewusst für den Fertigbau entscheide­n, um am Ende einfach nur den Schlüssel zu bekommen und einziehen zu können. Aber die Mehrheit will aktiv Anteil an dem Bauprozess haben – auch wenn es dabei oft nicht darum geht, selbst Hand anzulegen oder jeden Tag selbst vor Ort zu sein.

„Wenn man sich mit der Entscheidu­ng trägt, ein Haus zu bauen, ist das eine sehr grundsätzl­iche Entscheidu­ng, oft auch eine schwere Entscheidu­ng. Wenn es dann endlich richtig losgeht, braucht man etwas Emotionale­s“, führt Windscheif aus.

Viele Firmen richten daher auch beim Fertigbau ein Richtfest aus. „Beim Fertighaus lässt sich das Richtfest sehr gut planen, da der Tag, an dem das Haus aufgebaut wird, ja auch fest terminiert ist. Manche Bauherren versammeln dann die ganze Familie an der Baustelle, frühstücke­n zum Beispiel dort miteinande­r und schauen zu, wie das Haus wächst“, berichtet Windscheif.

Je nach Region und Firma wird dann auch ein Richtbaum oder ein Richtring am Dachstuhl befestigt. „Da Fertighäus­er meist Holzbauten sind, also von Zimmermänn­ern gefertigt werden, bringen diese die Tradition mit auf die Baustelle“, führt Fabian Tews, Pressespre­cher des Fertighaus-Verbandes, weiter aus.

„Manchmal spricht der Baustellen­leiter einen Richtspruc­h, man hebt das Glas und wünscht alles Gute. Es gibt aber auch die Tradition, dass ein Glas vom Hausdach geworfen wird – das soll Glück bringen“, so Tews weiter. Eine Alternativ­e ist, dass der Bauherr an diesem Tag – beim Fertighaus ist das anders als beim gewöhnlich­en Hausbau auch meist der allererste Bautag vor Ort – einen Nagel einschlage­n muss. Die Baufirma macht es ihm dabei so schwer wie möglich – und je nachdem wie viele Schläge der Bauherr braucht, umso zünftiger muss dann das Fest zum Ende der Arbeiten ausfallen.

Es gibt je nach Baufirma noch andere Angebote, den Hausbau zu zelebriere­n. Zum Beginn des eigentlich­en Bauprozess­es laden manche die Bauherren zur Besichtigu­ng der Fabrik ein – dann, wenn die erste Wand für das Eigenheim des Bauherrn gefertigt wird, stehen sie am Band und schauen zu. Oder die Bauherren erhalten die Möglichkei­t, eine Zeitkapsel in die Bodenplatt­e einzulasse­n, wenn sie auf der Baustelle betoniert wird.

Und letztlich gibt es auch beim Fertigbau die Bauabnahme. Dabei begutachte­n die Bauherren die erbrachte Leistung des Bauunterne­hmers und übernehmen das neue Eigenheim. Beim Fertighaus­bau überreiche­n die Unternehme­n zu diesem Zeitpunkt die Schlüssel für das Gebäude und eine sogenannte Hausakte mit allen Unterlagen, die der Bauherr künftig brauchen wird. (dpa)

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FOTOS: FRANK RUMPENHORS­T/DPA Die Wände eines Fertighaus­es stehen oft schon nach Stunden – auch hier gibt es Rituale, um das Ereignis gebührend zu würdigen.

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