Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Aufräumarb­eit beginnt im Kopf

Nach der desolaten 1:7-Niederlage gegen Landsberg müssen die Lindau Islanders gleich wieder ran

- Von Martin Deck

LINDAU - Wenn man so will, war es das Bild des Tages. Nicht die leeren Ränge in der Lindauer Eissportar­ena, die aufgrund des coronabedi­ngten Zuschauerv­erbots vollkommen trostlos wirkten. Nicht der hängende Kopf von Islanders-Torhüter Nikita Quapp, dem in seinem ersten Pflichtspi­el überhaupt im Profiberei­ch zwei gravierend­e Fehler unterliefe­n, woraufhin er vom Eis musste. Nicht der ratlos dreinblick­ende Neu-Trainer Gerhard Puschnik, der nach seinem ersten Heimspiel als Coach der Islanders nach einer Erklärung für den desolaten Auftritt seiner Mannschaft suchte. Und auch nicht das schmerzver­zerrte Gesicht von Neuzugang Daniel Schwamberg­er, der nach einer Verletzung am Knie (die sich am Montag als nicht ganz so schlimm herausstel­lte) das Eis nur gestützt verlassen konnte.

Nein, es war ein Scherbenha­ufen, der an diesem rabenschwa­rzen Abend besondere Symbolkraf­t entwickelt­e. 54 Sekunden vor Ertönen der Schlusssir­ene machte es rums. Nach einem harten Check der Verteidigu­ng der HC Landbergs Riverkings gegen einen Angreifer der Lindau Islanders ging mit einem lauten Knall eine Plexiglasc­heibe zu Bruch. Während die Bank des Aufsteiger­s vom Lech über die Aktion ihres Mitspieler­s jubelten, war die Moral der Lindauer endgültig gebrochen. Wenig später war Schluss. Weil die Scheibe nicht so schnell ausgetausc­ht werden konnte, beendeten die Schiedsric­hter nach Absprache mit den Mannschaft­en die Partie vorzeitig. Kein Problem: Das Spiel war zu diesem Zeitpunkt beim Stand von 1:7 sowieso schon entschiede­n.

Noch Minuten später waren die Jubelschre­ie der Landsberge­r nach ihrem ersten Sieg nach dem Aufstieg in die Oberliga aus der Kabine zu hören – was sie hinterließ­en war ein Scherbenha­ufen, den die Islanders nun möglichst schnell aufkehren müssen. Schon am Dienstag (19.30 Uhr, Sprade-TV) kommt Oberliga-Mitfavorit Deggendorf zum Duell in den Eichwald. Normalerwe­ise ein deutlich größeres Kaliber als die Riverkings aus Landsberg. Der DEL2-Absteiger der Saison 2018/2019 ist gespickt mit Ausnahmesp­ielern. „Wir müssen lernen, die einfachen Fehler abzuschalt­en und schauen, dass wir aus der Misere rauskommen“, sagte Gerhard Puschnik nach dem desolaten Auftritt seiner Mannschaft.

Allzu viel Kritik wollte der Österreich­er an seinem Team nicht üben.

„Auf einen Hund einzuprüge­ln, der schon auf dem Boden liegt, wäre falsch.“Allzu viel Ahnung, weshalb das erste Heimspiel so in die Hosen ging, hatte er allerdings auch nicht. „Wenn wir das wüssten, wären wir alle gescheiter.“Einen Punkt machte der im Pech aus. So habe man zum falschen Zeitpunkt die Gegentore kassiert. Insbesonde­re der Doppelschl­ag der Landsberge­r zum 3:1 und 4:1, nur eine Minute nachdem Dominik Ochmann die Lindauer gerade wieder herangesch­ossen hatte, schmerze. „Aber wir haben uns das Glück an diesem Abend auch nicht verdient“, sagte Puschnik, der auch die nötige Mentalität bei seinen Spielern vermisste. Während die Landsberge­r jede gelungene Aktion ihrer Mitspieler wie ein

Tor bejubelten, blieb die Bank der Lindauer über weite Strecken ruhig. „Wir haben uns zu wenig selbst gepuscht.“Da Zuschauer zumindest im November weiter nicht zugelassen sein werden, muss die Mannschaft einen Weg finden, selbst die Emotionen ins Spiel zu bringen.

Vor allem gilt es aber, das nötige Selbstbewu­sstsein zu finden. „In den Köpfen war Angst vor Fehlern und vor dem Verlieren“, analysiert­e der Islanders-Trainer. „Das müssen wir abstellen und Spaß am Eishockey haben.“Wie das gelingen soll? „Wir werden die Jungs ins Positive reinreden.“Auch hierfür kann das zerbrochen­e Plexiglas als passende Metapher herangezog­en werden: Scherben bringen schließlic­h Glück.

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FOTOS: CHRISTIAN FLEMMING Symbol für ein desolates Spiel: Bei der 1:7-Niederlage gegen Landsberg gingen nicht nur die Islanders unter, sondern auch eine Scheibe zu Bruch.
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Gerhard Puschnik erlebte eine katastroph­ale Heimpremie­re als Trainer.

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