Schlechte Verlierer
Das menschliche Leben ist gekennzeichnet von Höhen und Tiefen. Die Philosophen lehren uns, weder in den Höhen unserer Triumphe komplett abzuheben noch in den Niederungen unserer Niederlagen zu versinken. Wohl temperiert sei sie also, die Handhabe der Aufregungen unseres Daseins. Denn sonst geht es uns wie dem abgewählten Präsidenten, der weder am Gipfel der Macht noch am Boden der demokratischen Tatsachen im Gleichgewicht scheint. Und als einziges Mittel seiner seelischen Selbsterhaltung die Verachtung der Realität kennt.
Es gab schon sympathischere schlechte Verlierer. Denken wir nur an die amerikanische Tennislegende John McEnroe, der ausgezeichnet mit Schläger und Filzball umgehen konnte, aber umso schlechter mit Niederlagen. Eines von vielen Indizien dafür war der an Schiedsrichter gerichtete kosmetische Hinweis, sie sähen aus „wie zwei Pickel“. Für seine herzerfrischenden Analysen wird der Amerikaner Jahrzehnte nach seiner aktiven Karriere noch glühend verehrt.
Indes fällt das Trump’sche Verhalten in der öffentlichen Wahrnehmung
– zumindest bei den allermeisten diesseits des Atlantiks – doch selbst unter Zuhilfenahme jedweden Galgenhumors eher unsympathisch aus. Erinnert es doch an einen anderen märchenhaften Verlierer, nämlich das Rumpelstilzchen. Dieses wurde, als es die Wette um das Erraten seines Namens verlor, so fuchsteufelswild, dass es sich selbst in der Mitte auseinanderriss. So weit ist es mit Herrn Trump zwar noch nicht gekommen, mit seinem Land hat er das aber geschafft. (nyf)