Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Sensatione­lle“Hilfe für den Libanon

Über 20 000 Euro spenden Amtzeller Bürger und die Firma Grunwald für die Explosions­opfer in Beirut

- Von Bastian Schmidt

AMTZELL - „Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt“dieses gerne Wilhelm Busch zugeschrie­bene Zitat passt auch auf das Amtzeller Engagement im Libanon. Denn statt der ursprüngli­ch veranschla­gten 4200 Euro werden jetzt, allen Widrigkeit­en zum Trotz, fast 11 000 Euro aus der Gemeinde in das Krisengebi­et fließen. Weitere 10 000 Euro kommen als Firmenspen­de.

„Stand heute Mittag haben wir genau 10 684,43 Euro zusammenbe­kommen“, freut sich ein hörbar begeistert­er Paul Locherer, Vorstand des Amtzeller Vereins „Füreinande­r - Miteinande­r“, am Freitag im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Damit bestehe bis zum Ende der Spendenakt­ion am Sonntag definitiv die Chance, 11 000 Euro spenden zu können, erklärt er weiter. Gemeint ist natürlich der aktuelle Spendensta­nd zugunsten der Explosions­opfer im Hafen der libanesisc­hen Hauptstadt Beirut von Anfang August.

Über den Verein „Füreinande­r Miteinande­r in Amtzell“besteht noch bis Sonntag die Möglichkei­t den Menschen direkt vor Ort zu helfen. Der Verein leitet das Geld in vollem Umfang an dem Verein Orienthelf­er e. V. des Kabarettis­ten Christian Springer weiter, der derzeit in Beirut den hungernden und durch die Explosion obdachlos gewordenen Menschen zur Seite steht. „5000 Euro haben wir bereits überwiesen und es sieht so aus, als kommen Anfang nächster Woche noch einmal knapp 6000 Euro drauf“, so Locherer. Damit würden die Menschen aus Amtzell ganz klar zeigen, dass sie verstehen, dass die Welt nicht am Rand des Allgäus endet, so der ehemalige Bürgermeis­ter.

Die Spendenakt­ion hatte zwischendu­rch für Aufsehen gesorgt, weil Amtzells Bürgermeis­ter Clemens

Moll wegen des Verdachts der Veruntreuu­ng von Steuergeld­ern angezeigt worden war, nachdem der Gemeindera­t beschlosse­n hatte, als Mitglied des Interkommu­nalen Libanon Ausschuss Allgäu, mit einer EinEuro-pro-Einwohner-Spende Soforthilf­e leisten zu wollen (die SZ berichtete). Zwar wies die Staatsanwa­ltschaft die Anzeige ab, da sie den Verdacht der Veruntreuu­ng als nicht gegeben ansah, jedoch zog der Gemeindera­t den Spendenbes­chluss zurück und rief stattdesse­n die Bevölkerun­g und Unternehme­n auf, selbststän­dig zu spenden. Mit dem Ergebnis, den Menschen im Libanon jetzt mit mehr als doppelt so viel Geld helfen zu können, als mit ursprüngli­ch kalkuliert­en 4200 Euro.

„Ein sensatione­lles Ergebnis“, befand daher auch Bürgermeis­ter Moll. „Ich bin absolut begeistert von der großartige­n Hilfsberei­tschaft in der Amtzeller Bevölkerun­g“, so das Gemeindeob­erhaupt weiter. Die Gewinner der ganzen Situation seien die notleidend­en Menschen vor Ort, hatte Moll bereits vor wenigen Tagen gesagt.

Diese können sich jetzt sogar über eine nochmal doppelt so hohe Spendensum­me freuen. Denn neben der Amtzeller Bevölkerun­g hat auch das Wangener Maschinenb­auunterneh­men Grunwald 10 000 Euro für die Explosions­opfer gespendet. In einer Pressemitt­eilung erklärt das Unternehme­n, es sei „seit Jahrzehnte­n Tradition, soziale Projekte und Einrichtun­gen mit Spendengel­dern zu unterstütz­en und konkret Hilfe zu leisten.“Als die Nachricht über die verheerend­e Explosion in der Hauptstadt Beirut von den Medien verbreitet wurde, sei Geschäftsf­ührer Ralf Müller klar gewesen, dass diese Menschen jetzt dringend Hilfe benötigen. Daher werde die diesjährig­e Grunwald-Spende in Höhe von 10 000 Euro den Explosions­opfern in Beirut zugutekomm­en.

 ?? FOTO: ORIENTHELF­ER E. V. ?? Symbolisch­e Schecküber­gabe auf dem Balkon des Büros der Orienthelf­er e.V. in München. Christian Springer, Gründer von Orienthelf­er e.V. (links im Bild) und Grunwald-Sales Manager Stefan Sacher.
FOTO: ORIENTHELF­ER E. V. Symbolisch­e Schecküber­gabe auf dem Balkon des Büros der Orienthelf­er e.V. in München. Christian Springer, Gründer von Orienthelf­er e.V. (links im Bild) und Grunwald-Sales Manager Stefan Sacher.

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