Fast alle Islanders sind positiv auf Corona getestet
21 Fälle beim EV Lindau – Vorsitzender Wucher kämpferisch – Viele Spielabsagen in der Eishockey-Oberliga
LINDAU - Das Coronavirus hat fast den gesamten Spieltag in der Eishockey-Oberliga Süd lahmgelegt. Bis auf die Partien der Selber Wölfe gegen den SC Riessersee und der Blue Devils Weiden gegen den EV Füssen waren am Freitagmorgen alle angesetzten Begegnungen abgesagt. Besonders schwer hat es den EV Lindau Islanders erwischt, der am Donnerstagabend zunächst 14 positiv getestete Spieler und einen positiv getesten Betreuer öffentlich machte. Am Freitagabend aktualisierte der Verein die Zahlen. Nach Auswertung der letzten Tests seien 20 Spieler aus der Kernmannschaft positiv – alle bis auf zwei, die schon früher infiziert gewesen waren und somit immun sind. Nach Angaben des EVL-Vorsitzenden Bernd Wucher zeigten einige Spieler leichte Symptome, andere seien schwerer erkrankt.
Bernd Wucher lebt für den Eishockeysport, der EV Lindau Islanders ist sein Verein, für den er lange Jahre selbst gespielt hat und dessen Vorsitzender er inzwischen ist. Seit dieser Woche ist ein neuer Job hinzugekommen, denn Wucher muss nun Krisenmanager sein. Denn er hat einen Verein zu führen, bei dem die Zahl derer, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, seit Dienstagabend stetig angestiegen ist.
Kurz nach der Partie gegen den Deggendorfer SC hatte Wucher die Nachricht erreicht, dass ein Islanders-Spieler, der sich am Montag krank abgemeldet hatte, positiv getestet worden war. Wucher reagierte sofort. Alle Spieler wurden in häusliche Quarantäne geschickt – und aufgefordert, sich ebenfalls einem Coronatest zu unterziehen. Zudem informierte der EVL innerhalb der ersten Stunde nach Bekanntwerden des positiven Falls das zuständige Gesundheitsamt, den Deutschen Eishockeybund (DEB) und natürlich auch den Deggendorfer SC. „Wir waren darauf vorbereitet“, sagt Wucher und verweist auf die Quarantänesituation, die die Islanders bereits in der Vorbereitung hinter sich gebracht hatten.
Das Ausmaß, das die in den folgenden zwei Tagen nach und nach eintrudelnden Testergebnisse der Lindauer annahm, war allerdings neu für ihn. Am Donnerstagabend hatten sich schließlich 14 Spieler und ein Betreuer positiv gemeldet. Einige von ihnen zeigten deutliche Krankheitssymptome. „Starkes Fieber und Schüttelfrost“, nennt Wucher zwei Beispiele. Das hätte die Spieler, allesamt relativ junge Burschen, selbst überrascht. „Es hat ein paar richtig getroffen. Ich hoffe, dass alle bald wieder gesund sind“, sagt Wucher. Von woher das Virus seinen Weg in die Mannschaft gefunden hat, vermögen die Islanders nicht zu sagen. In einem halbprofessionellen Verein könnten die Spieler natürlich nicht in einer Blase leben, sagt Wucher. Bis Ende November ist jetzt mindestens Pause für die Islanders. Alle Spiele, einschließlich des für den 29. November geplanten Heimspiels gegen den EC Peiting, sind abgesagt. Frühestens am Montag, 30. November, werde der EVL den Trainingsbetrieb wieder aufnehmen, sagt Wucher.
Vom Coronavirus aktuell betroffen sind längst nicht nur die Lindauer. Auch die Starbulls Rosenheim haben drei Fälle in ihrer Mannschaft öffentlich gemacht, die Landsberg Riverkings
„Die Maxime bleibt weiterhin, das Machbare darzustellen.“
einen, beim Höchstadter EC gibt es – nach Angaben des DEB – zumindest Verdachtsfälle. Weil die Rosenheimer am Dienstag gegen Passau spielten, wurde die Partie der Blackhawks gegen die Memmingen Indians ebenfalls abgesagt. Die Passauer wollten zudem alle Spieler testen lassen.
Die Riverkings waren am vergangenen Sonntag zu Gast in Lindau, es ist also denkbar, dass sich der Landsberger Spieler dort angesteckt hat. Wucher geht im Moment davon aus, dass sich der erste Islanders-Spieler zwischen Freitag und Sonntag vergangener Woche infiziert hat. Beim Deggendorfer SC ließen sich nach dem Aufeinandertreffen mit Lindau alle testen, wobei die Ergebnisse noch ausstanden. Auswirkungen haben die
DEB-Vizepräsident Marc Hindelang
Lindauer Corona-Fälle auch auf den Kooperationspartner Ravensburg Towerstars. „Alle Spieler, die am Dienstag beim Oberliga-Spiel der Islanders gegen Deggendorf im Einsatz waren, müssen vorsorglich für 14 Tage in häusliche Quarantäne. Sie stehen den Towerstars somit für diesen Zeitraum nicht zur Verfügung“, teilte der DEL2-Ligist mit. Konkret betroffen ist unter anderem Justin Volek, der fester Bestandteil des Ravensburger Kaders ist.
Trotz der vielen schlechten Nachrichten in den vergangenen Tagen denkt der EVL-Vorsitzende Bernd Wucher nicht daran, eine Unterbrechung der Oberliga-Saison wegen der vielen Coronafälle zu fordern. „Wir kämpfen weiter. Es ist wichtig, dass der Sport weitergeht“, sagt Wucher unmissverständlich. Der Sport gehöre einfach zum Leben, fügt er hinzu. An den Deutschen Eishockeybund hat er trotzdem eine klare Botschaft. Er müsse „Lösungen suchen“, das sei jetzt die größte Aufgabe.
Der Weg zum DEB ist für Bernd Wucher ein kurzer, er muss schließlich nur Marc Hindelang anrufen. Der ist einerseits DEB-Vizepräsident und andererseits Präsident der Lindau Islanders. Am Freitag wurde Hindelang in einer Pressemitteilung des DEB wie folgt zitiert: „Wir werden Spieltag für Spieltag neu bewerten und durchführen, was durchführbar ist. Wir haben vor der Saison mehrfach darauf hingewiesen, dass bei allen Beteiligten größtmögliche Flexibilität erforderlich sein wird und alle immer wieder vor neue, wachsende Herausforderungen gestellt werden können.“Und weiter: „Daher muss auch der Saisonverlauf ständig an neue Szenarien angepasst werden. Nach dem Wegfall der Verzahnungsrunde mit der Bayernliga wurde etwa der Spielmodus bereits den neuen Umständen angeglichen und so werden wir weiter verfahren. Die Maxime bleibt weiterhin, das Machbare darzustellen“, wird Hindelang zitiert.