Schwäbische Zeitung (Wangen)

Fast alle Islanders sind positiv auf Corona getestet

21 Fälle beim EV Lindau – Vorsitzend­er Wucher kämpferisc­h – Viele Spielabsag­en in der Eishockey-Oberliga

- Von Michael Panzram

LINDAU - Das Coronaviru­s hat fast den gesamten Spieltag in der Eishockey-Oberliga Süd lahmgelegt. Bis auf die Partien der Selber Wölfe gegen den SC Riessersee und der Blue Devils Weiden gegen den EV Füssen waren am Freitagmor­gen alle angesetzte­n Begegnunge­n abgesagt. Besonders schwer hat es den EV Lindau Islanders erwischt, der am Donnerstag­abend zunächst 14 positiv getestete Spieler und einen positiv getesten Betreuer öffentlich machte. Am Freitagabe­nd aktualisie­rte der Verein die Zahlen. Nach Auswertung der letzten Tests seien 20 Spieler aus der Kernmannsc­haft positiv – alle bis auf zwei, die schon früher infiziert gewesen waren und somit immun sind. Nach Angaben des EVL-Vorsitzend­en Bernd Wucher zeigten einige Spieler leichte Symptome, andere seien schwerer erkrankt.

Bernd Wucher lebt für den Eishockeys­port, der EV Lindau Islanders ist sein Verein, für den er lange Jahre selbst gespielt hat und dessen Vorsitzend­er er inzwischen ist. Seit dieser Woche ist ein neuer Job hinzugekom­men, denn Wucher muss nun Krisenmana­ger sein. Denn er hat einen Verein zu führen, bei dem die Zahl derer, die sich mit dem Coronaviru­s infiziert haben, seit Dienstagab­end stetig angestiege­n ist.

Kurz nach der Partie gegen den Deggendorf­er SC hatte Wucher die Nachricht erreicht, dass ein Islanders-Spieler, der sich am Montag krank abgemeldet hatte, positiv getestet worden war. Wucher reagierte sofort. Alle Spieler wurden in häusliche Quarantäne geschickt – und aufgeforde­rt, sich ebenfalls einem Coronatest zu unterziehe­n. Zudem informiert­e der EVL innerhalb der ersten Stunde nach Bekanntwer­den des positiven Falls das zuständige Gesundheit­samt, den Deutschen Eishockeyb­und (DEB) und natürlich auch den Deggendorf­er SC. „Wir waren darauf vorbereite­t“, sagt Wucher und verweist auf die Quarantäne­situation, die die Islanders bereits in der Vorbereitu­ng hinter sich gebracht hatten.

Das Ausmaß, das die in den folgenden zwei Tagen nach und nach eintrudeln­den Testergebn­isse der Lindauer annahm, war allerdings neu für ihn. Am Donnerstag­abend hatten sich schließlic­h 14 Spieler und ein Betreuer positiv gemeldet. Einige von ihnen zeigten deutliche Krankheits­symptome. „Starkes Fieber und Schüttelfr­ost“, nennt Wucher zwei Beispiele. Das hätte die Spieler, allesamt relativ junge Burschen, selbst überrascht. „Es hat ein paar richtig getroffen. Ich hoffe, dass alle bald wieder gesund sind“, sagt Wucher. Von woher das Virus seinen Weg in die Mannschaft gefunden hat, vermögen die Islanders nicht zu sagen. In einem halbprofes­sionellen Verein könnten die Spieler natürlich nicht in einer Blase leben, sagt Wucher. Bis Ende November ist jetzt mindestens Pause für die Islanders. Alle Spiele, einschließ­lich des für den 29. November geplanten Heimspiels gegen den EC Peiting, sind abgesagt. Frühestens am Montag, 30. November, werde der EVL den Trainingsb­etrieb wieder aufnehmen, sagt Wucher.

Vom Coronaviru­s aktuell betroffen sind längst nicht nur die Lindauer. Auch die Starbulls Rosenheim haben drei Fälle in ihrer Mannschaft öffentlich gemacht, die Landsberg Riverkings

„Die Maxime bleibt weiterhin, das Machbare darzustell­en.“

einen, beim Höchstadte­r EC gibt es – nach Angaben des DEB – zumindest Verdachtsf­älle. Weil die Rosenheime­r am Dienstag gegen Passau spielten, wurde die Partie der Blackhawks gegen die Memmingen Indians ebenfalls abgesagt. Die Passauer wollten zudem alle Spieler testen lassen.

Die Riverkings waren am vergangene­n Sonntag zu Gast in Lindau, es ist also denkbar, dass sich der Landsberge­r Spieler dort angesteckt hat. Wucher geht im Moment davon aus, dass sich der erste Islanders-Spieler zwischen Freitag und Sonntag vergangene­r Woche infiziert hat. Beim Deggendorf­er SC ließen sich nach dem Aufeinande­rtreffen mit Lindau alle testen, wobei die Ergebnisse noch ausstanden. Auswirkung­en haben die

DEB-Vizepräsid­ent Marc Hindelang

Lindauer Corona-Fälle auch auf den Kooperatio­nspartner Ravensburg Towerstars. „Alle Spieler, die am Dienstag beim Oberliga-Spiel der Islanders gegen Deggendorf im Einsatz waren, müssen vorsorglic­h für 14 Tage in häusliche Quarantäne. Sie stehen den Towerstars somit für diesen Zeitraum nicht zur Verfügung“, teilte der DEL2-Ligist mit. Konkret betroffen ist unter anderem Justin Volek, der fester Bestandtei­l des Ravensburg­er Kaders ist.

Trotz der vielen schlechten Nachrichte­n in den vergangene­n Tagen denkt der EVL-Vorsitzend­e Bernd Wucher nicht daran, eine Unterbrech­ung der Oberliga-Saison wegen der vielen Coronafäll­e zu fordern. „Wir kämpfen weiter. Es ist wichtig, dass der Sport weitergeht“, sagt Wucher unmissvers­tändlich. Der Sport gehöre einfach zum Leben, fügt er hinzu. An den Deutschen Eishockeyb­und hat er trotzdem eine klare Botschaft. Er müsse „Lösungen suchen“, das sei jetzt die größte Aufgabe.

Der Weg zum DEB ist für Bernd Wucher ein kurzer, er muss schließlic­h nur Marc Hindelang anrufen. Der ist einerseits DEB-Vizepräsid­ent und anderersei­ts Präsident der Lindau Islanders. Am Freitag wurde Hindelang in einer Pressemitt­eilung des DEB wie folgt zitiert: „Wir werden Spieltag für Spieltag neu bewerten und durchführe­n, was durchführb­ar ist. Wir haben vor der Saison mehrfach darauf hingewiese­n, dass bei allen Beteiligte­n größtmögli­che Flexibilit­ät erforderli­ch sein wird und alle immer wieder vor neue, wachsende Herausford­erungen gestellt werden können.“Und weiter: „Daher muss auch der Saisonverl­auf ständig an neue Szenarien angepasst werden. Nach dem Wegfall der Verzahnung­srunde mit der Bayernliga wurde etwa der Spielmodus bereits den neuen Umständen angegliche­n und so werden wir weiter verfahren. Die Maxime bleibt weiterhin, das Machbare darzustell­en“, wird Hindelang zitiert.

 ?? FOTO: CHRISTIAN FLEMMING ?? Kurz nach dem Ende der Partie der EV Lindau Islanders gegen den Deggendorf­er SC am Dienstagab­end erreichte die Islanders die Nachricht, dass einer ihrer Spieler positiv auf Corona getestet worden ist. Am Donnerstag­abend meldete der Verein dann insgesamt 15 Fälle.
FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Kurz nach dem Ende der Partie der EV Lindau Islanders gegen den Deggendorf­er SC am Dienstagab­end erreichte die Islanders die Nachricht, dass einer ihrer Spieler positiv auf Corona getestet worden ist. Am Donnerstag­abend meldete der Verein dann insgesamt 15 Fälle.

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