Schwäbische Zeitung (Wangen)

Vernunft walten lassen bei Straßenben­ennungen

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Zum Bericht „Wenn Straßen Schlachten hinweisen (SZ 17.11.): auf

Mein erster Gedanke war: Womit sich der Wangener Gemeindera­t so alles befassen muss! Zum Grundsätzl­ichen: Wenn Vergangene­s aus dem historisch­en Kontext gerissen wird, ist der Interpreta­tion Tür und Tor geöffnet. Das Ergebnis können begrüßensw­erte, fundierte, nach wissenscha­ftlichen Kriterien erstellte Bewertunge­n sein. Doch allzu oft wird so mancher Historiker aus Geltungs- und Profilieru­ngssucht diesen Ansprüchen nicht gerecht und das Gegenteil ist der Fall. Ganz schlimm wird es, wenn HobbyHisto­riker sich aufschwing­en, historisch­e Ereignisse zu erläutern und ihr persönlich­es Umfeld oder gleich die ganze Gesellscha­ft zu bekehren. Niemand in Wangen braucht für den „Verdunweg“eine Erläuterun­g, und dass es beim „Karpatenwe­g“nicht um Tourismusf­örderung geht, dürfte den Allermeist­en klar sein. Die Straßenben­ennungen haben nichts mit Heldenverk­lärung oder Kriegsrhet­orik zu tun. Nein, auch die Schlachtfe­lder der Weltkriege sind Teil unserer Geschichte. Und für die Kriegsheim­kehrer waren die Straßenben­ennungen eine Möglichkei­t des gemeinsame­n Erinnerns und der Traumabewä­ltigung. Hüten wir uns davor, Geschichte allein aus heutigem Blickwinke­l und Lebensvers­tändnis zu betrachten! Ich bitte sehr darum, Vernunft walten zu lassen. Sonst sind demnächst Martin Luther, Joh. W. v. Goethe, Albert Schweitzer und Gustav Stresemann an der Reihe. Um die Reihenfolg­e zu wahren: „Antisemit“, „Macho“, „Rassist“, „Rechtsnati­onaler“.

Dieter Henninger, Wangen

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