Große Enttäuschung für Judoka Anna-Maria Wagner
Kämpferin vom KJC Ravensburg verliert bei der Judo-Europameisterschaft in Prag in der ersten Runde
RAVENSBURG - Erst am Montag ging es ihr wieder besser. Ein bisschen zumindest. Befriedigende Antworten hat Anna-Maria Wagner zwar nicht gefunden, aber zumindest hat sie ausführlich analysiert, was da am vergangenen Samstag in Prag passierte. Bei der Judo-EM kassierte die 24-Jährige vom KJC Ravensburg eine extrem enttäuschende ErstrundenNiederlage. Eine Gelegenheit zur Wiedergutmachung hat Wagner erst wieder im kommenden Jahr.
Die Vorbereitung auf ihren ersten Kampf seit Februar war für AnnaMaria Wagner richtig gut gelaufen. Körperlich fühlte sie sich gut, der Kopf schien auch bereit, auch die Anreise in die tschechische
Hauptstadt verlief glatt, der obligatorische Corona-Test war negativ. „Sogar das Aufwärmen war richtig gut“, sagt Wagner. Doch dann betrat sie die Matte für ihren Erstrundenkampf gegen die Italienerin Girogia Stangherlin – und fühlte sich, als hätte sie eine Schlaftablette genommen. „Ich war voll schwach, richtig platt“, erzählt Wagner am Montag danach. „Blau“sei sie geworden, was in der Sportwelt dafür steht, dass der Körper nach langer Kraftanstrengung übersäuert. Der aus Ravensburg stammenden Judoka aber passierte es früh im ersten Kampf des Tages, der eigentlich ein langer werden und womöglich mit dem Europameistertitel enden sollte. Alles habe „zugemacht“, sie habe „keine Power“gehabt, sagt Wagner. Und tatsächlich: Eine richtig gute Aktion kam von ihr nicht – auch nicht, als die Italienerin eine erste Verwarnung kassiert hatte. „Ich konnte das Tempo nicht mitgehen“, sagt Wagner. Gegen Ende der regulären Kampfzeit kassierte auch sie die erste Gelbe Karte, bald darauf die zweite, um in der Verlängerung die entscheidende dritte zu bekommen. Aus der Traum. „Ich war einfach fertig. Dafür habe ich keine Erklärung“, hadert Wagner mit dem frühen Ausscheiden.
Zwar blieb sie danach noch eine Weile in der Halle, um ihren Mannschaftskolleginnen zuzusehen. Doch dann hatte sie genug. Anna-Maria Wagner wollte nur noch weg. Und zwar gleich ganz weg aus Prag, zurück in die Heimat. Weil der Teampsychologe der deutschen Mannschaft sich bereit erklärte, die sofortige Rückreise mitzumachen, bekam Wagner die Freigabe für die vorzeitige Abreise. Eigentlich war die Rückfahrt für Sonntag geplant. Kurz nach 20 Uhr stieg Wagner ins Auto. Nebeneffekt der vorzeitigen Abreise: Mit ihrem Mitfahrer hatte sie ausreichend Gelegenheit, das frühe EMAus zu analysieren. Um 2.30 Uhr in der Nacht war sie wieder daheim in Köln. Ohne wirkliche Antwort auf die drängendste Fragen. Aber immerhin mit der Gewissheit, sich ausreichend dazu Gedanken gemacht zu haben. „Ich hatte eigentlich eine Bombenkondition, es sollte wohl nicht mein Tag sein“, sagt sie. Bei einem großen Turnier war es indes nach dem frühen Aus bei der WM 2019 in Tokio das zweite Mal, dass sie im ersten Kampf scheiterte.
Apropos Tokio: Im Januar soll sich der Blick für Anna-Maria Wagner auf Japan richten. Dort finden die Olympischen Spiele statt, für die sie seit Februar nominiert ist. Den Start in die Olympiasaison wird Mitte Januar das Masters bilden, das von der Wertigkeit nur knapp unterhalb der WM anzusiedeln ist. Zuvor geht es für Wagner im Dezember noch einmal in ein einwöchiges Trainingslager mit der deutschen Mannschaft, danach wird sie die Weihnachtsfeiertage in der oberschwäbischen Heimat in Ravensburg verbringen. Am Weihnachtsbaum wird Anna-Maria Wagner dann womöglich viel an Tokio denken – und so wenig wie möglich an Prag.
„Ich war voll schwach, richtig platt.“
Anna-Maria Wagner