Die Würfel sind gefallen
Es ist eine Kapitulation à la Donald Trump. Er hat das Handtuch geworfen, ohne zuzugeben, dass er verloren hat. Dem Sieger Joe Biden zu gratulieren, die eigene Niederlage einzugestehen, das lässt sein Ego offensichtlich nicht zu. Eigentlich müsste der Unterlegene wenigstens jetzt, drei Wochen nach dem Votum, eine Rede halten. Eigentlich gehört eine solche Rede, kurz und demütig, zum Pflichtprogramm des scheidenden US-Präsidenten. Ob Trump sich noch dazu durchringen kann, bevor er am 20. Januar aus dem Weißen Haus auszieht, spielt aber keine Rolle mehr.
Was zählt, ist das grüne Licht, das der 45. Präsident der Vereinigten Staaten gab, um mit der geordneten Übergabe der Amtsgeschäfte zu beginnen. Die Tweets, in denen er weiterzukämpfen verspricht, kann man getrost ignorieren. Im Grunde sind es Appelle an seine Anhänger, ihm die Treue zu halten, auch dann noch, wenn er das Oval Office verlassen hat. Die Würfel sind gefallen.
Seine juristischen Optionen hat der Amtsinhaber so gut wie ausgeschöpft, nachdem seine Anwälte vor keinem Gericht Beweise für Wahlbetrug großen Stils vorlegen konnten. Und der Druck aus den eigenen Reihen, kombiniert mit dem Druck der Geschäftswelt, war so groß geworden, dass Donald Trump kaum etwas anderes übrig blieb, als sich ihm zu beugen.
Letztlich dürfte der noch amtierende US-Präsident, bei aller Protestrhetorik, eine rationale Entscheidung getroffen haben. Eine Entscheidung im eigenen Interesse, jedenfalls langfristig gesehen. Nur mal angenommen, er spielt ernsthaft mit dem Gedanken, 2024 erneut für die Präsidentschaft zu kandidieren: Hätte er festgehalten an seiner Blockade, hätte seine Marke Schaden, womöglich irreparablen Schaden, genommen. Er hätte nur noch ausgesehen wie ein schlechter Verlierer. Wahrscheinlich stimmt, was ihm sein Parteifreund Lamar Alexander, ein Senator aus Tennessee, kurz vor der Entscheidung zurief: Wenn sich jemand für ein öffentliches Amt bewirbt, erinnern sich die Wähler zuerst daran, was er als Letztes getan hat.